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ASH 2013 Vorschau: Die neuesten Behandlungen in Sicht für das multiple Myelom

Kein Kommentar Von ; Übersetzt von Sabine Schock
Veröffentlicht: 18. November 2013 16:07
ASH 2013 Vorschau: Die neuesten Behandlungen in Sicht für das multiple Myelom

Anfang Dezember wird die Jahrestagung der Amerikanischen Gesellschaft für Hämatologie (ASH) stattfinden, bei der mehr als 100 Vorträge und ungefähr 400 Posterpräsentationen über das multiple Myelom gegeben werden.

Die Zu­sam­men­fas­sungen für diese Vorträge sind jetzt verfügbar.

Während der nächsten Wochen wird Myeloma Beacon eine Reihe von Artikeln über Myelom-Studien vom ASH-Meeting veröffentlichen, die von speziellem Interesse sind.

Jeder Artikel wird über Zu­sam­men­fas­sungen berichten, die sich mit einem spezifischen Thema, wie neue, in Entwicklung befindliche Behandlungen, aktuelle Behandlungen, Stammzelltransplantationen, prog­nos­tische Faktoren und Myelomvorläufererkrankungen monoklonale Gammopathie unbekannter Signifikanz (MGUS) und schwelendes multiples Myelom, beschäftigen.

Im heutigen Vorschau-Artikel bespricht Myeloma Beacon die ASH-Zu­sam­men­fas­sungen, die klinische Studienergebnisse einer speziellen Gruppe von potenziellen neuen Myelommedikamenten beschreiben. Die im heutigen Artikel beschriebenen Therapiemöglichkeiten sind in dem Sinne "speziell," als dass sie die neuesten Myelomtherapien, die in klinischen Studien geprüft werden, darstellen.

Es werden in diesem Artikel Studien aufgeführt, die sich mit insgesamt acht neuen Behand­lungs­mög­lich­keiten beschäftigen: Afuresertib (GSK2110183), AT7519M, CUDC-907, IPH2101, KW 2478, LGH447, NOX-A12 und SAR650984.

Die Ergebnisse über diese Substanzen basieren auf den verfügbaren Daten in den vorveröffentlichten Vortrags- und Poster-Zu­sam­men­fas­sungen. Ergebnisse von Substanzen, die besonders beachtenswert erscheinen, werden in den nachfolgenden Zu­sam­men­fas­sungen zuerst besprochen.

Bevor wir uns mit den Zu­sam­men­fas­sungen befassen, lohnt sich darauf hinzuweisen, dass es zwei sehr positive Aspekte zu den Studien im Allgemeinen gibt.

Das erste ist die einfache Tatsache, dass in diesem Artikel - der sich allein auf Substanzen in den frühesten Stufen der klinischen Studienprüfung konzentriert - Ergebnisse von nicht weniger als acht verschiedenen potenziellen neuen Myelomtherapien besprochen werden. Nicht zwei oder drei, sondern acht.

Der zweite positive Aspekt der Studien, die hier besprochen werden, ist, dass sich die Substanzen, die sie untersuchen, chemisch sowohl voneinander als auch von bereits vorhandenen Myelomtherapien wie Revlimid (Lenalidomid) und Velcade (Bortezomib) unterscheiden.

Das bedeutet, dass diese neuen Behandlungen potentielle neue Wege für die Behandlung des Myelom bereitstellen, die Patienten und ihre Ärzte mit wirklich neuen Behandlungsoptionen für die Krankheit ver­sorgen würden.

Diesen positiven Nachrichten muss gegenüber gestellt werden, dass eine genaue Bewertung, wie viel­versprechend diese neuen Be­hand­lungs­mög­lich­keiten tatsächlich sind, in diesem Unter­such­ungs­stadi­um schwierig ist. Viele der im Folgenden berichteten Ergebnisse sind zum Beispiel von Phase 1-Studien. Solche Studien werden gewöhnlich mit einer kleinen Anzahl von Patienten durchgeführt, und sie kon­zen­trieren sich darauf, verschiedene Dosierungen einer Substanz zu prüfen, um die Sicherheit und die beste Dosis für spätere Studien zu bestimmen.

Infolgedessen sind die in Phase 1-Studien gesehenen Ansprechraten sehr variabel und im Allgemeinen niedriger als diejenigen, die in späteren (Phase 2 und Phase 3) klinischen Studien gesehen werden.

So müssen die guten, weiter unten berichteten Nachrichten, die durch die bloße Zahl und Ver­schie­den­artig­keit der Behandlungen belegt sind, dadurch abgemildert werden, dass die Forscher gerade erst beginnen, genau zu verstehen, wie hoch das Potential dieser neuen Substanzen tatsächlich ist.

Afuresertib

Einer der auf der diesjährigen ASH-Tagung geplanten Vorträge wird die Ergebnisse einer Phase 1b-Studie mit Afuresertib (GSK2110183) in Kombination mit Velcade und Dexamethason (Decadron) für die Behandlung des rezidivierten und refraktären Myeloms zusammenfassen (Zu­sam­men­fas­sung; auf Englisch).

Afuresertib, das von der pharmazeutischen Firma GlaxoSmithKline (NYSE: GSK) entwickelt wird, gehört zu einer Klasse von als Akt-Hemmstoffe bekannten Antikrebsmedikamenten. Akt ist ein Protein, von dem man glaubt, dass es eine wichtige Rolle in der Entwicklung und dem Wachstum von Krebszellen spielt. Ein anderer Akt-Hemmstoff, der als eine potentielle Myelomtherapie geprüft worden ist, ist Perifosin.

Die Phase 1b-Studie für Afuresertib, in Kombination mit Velcade und Dexamethason, schließt 67 Myelom­patienten ein, die mit einer mittleren Anzahl von 3,5 Vortherapien behandelt wurden. Die meisten Patienten waren sowohl mit Proteasomenhemmstoffen (wie Velcade) und immunmodulatorischen Substanzen (wie Revlimid) behandelt worden. Einige Patienten waren gegen eine oder beide dieser Substanzklassen resistent. Die Gesamtansprechrate betrug 41 Prozent, 3 Prozent der Patienten erreichten eine komplette Re­mis­sion, 9 Prozent eine sehr gute teilweise Remission und 29 Prozent eine teilweise Remission.

Unter den Patienten, die mit der maximal tolerierten Dosis von 150 mg Afuresertib behandelt wurden, sprachen 61 Prozent an. Jedoch war keiner dieser Patienten gegen die Vortherapie mit Velcade refraktär.

AT7519M

Ergebnisse einer auf der ASH-Tagung zu präsentierenden Phase 1/2-Studie werden zeigen, dass AT7519M in alleiniger Anwendung keine bedeutende Wirksamkeit bei rezidivierten und refraktären Myelompatienten zeigt, jedoch eine deutliche Aktivität in der Kombination mit Velcade aufweist (Zu­sam­men­fas­sung; auf Englisch).

AT7519M, welches von Astex Pharmaceuticals (NASDAQ: ASTX) entwickelt wird, ist ein Cyklin-abhängiger Kinasehemmstoff; es blockiert Enzyme, die für Zellteilung notwendig sind.

In Teil eins der Studie wurden neun Patienten mit rezidiviertem und refraktärem Myelom mit AT7519M als Einzelsubstanz behandelt. Die Behandlung wurde gut vertragen, aber kein Patient sprach auf die Be­hand­lung an (wobei mindestens einer eine stabile Krankheit hatte).

In Teil zwei der Studie wurden neun Patienten, die mit einer mittleren Zahl von fünf Vortherapien behandelt worden waren, mit AT7519M plus Velcade behandelt. Insgesamt sprachen 33 Prozent der Patienten auf die Kombination an; 11 Prozent erreichten eine sehr gute teilweise Remission und 22 Prozent eine teilweise Remission.

NOX-A12

Eine Phase 2a-Studie mit NOX-A12 in der Kombination mit Velcade und Dexamethason wird ebenfalls auf dem ASH-Meeting präsentiert (Zu­sam­men­fas­sung; auf Englisch).

NOX-A12 wird von Noxxon Pharma entwickelt. NOX-A12 bindet an das so genannte CXCL12-Molekül, von dem man weiß, dass es eine Rolle bei refraktären Therapien spielt.

Bis jetzt sind 21 Patienten, die eine mittlere Anzahl von zwei Vortherapien erhalten hatten, in die Studie eingeschrieben worden. Unter den neun auf ihr Ansprechen ausgewerteten Patienten sprachen 67 Prozent auf die Kombination von NOX-A12, Velcade und Dexamethason an; 22 Prozent erreichten eine sehr gute teilweise Remission und 44 Prozent eine teilweise Remission.

KW 2478

Forscher werden Ergebnisse einer Phase 1/2-Studie mit KW2478 plus Velcade für die Behandlung des rezidivierten und refraktären Myeloms vorstellen (Zu­sam­men­fas­sung; auf Englisch).

KW 2478 gehört zu einer Klasse von anti-Myelomsubstanzen, die Hsp90 Hemmstoffe genannt werden. Die Substanz wird vom japanischen Hersteller Kyowa Hakko Kirin entwickelt. Andere Hsp90 Hemmstoffe, die als potentielle Myelombehandlungen untersucht werden, schließen Ganetespib und Tanespimycin ein.

Die KW2478-Studie schloss 95 Patienten ein (15 Patienten in Phase 1 und 80 in Phase 2), die eine bis drei Vortherapien erhalten hatten; keiner der Patienten war auf eine Vortherapie mit Velcade refraktär. Von den 79 Patienten der Phase 2-Studie, die auf ihr Ansprechen ausgewertet wurden, sprachen 39 Prozent auf die Therapie an; 4 Prozent erreichten eine komplette Remission, 14 Prozent eine sehr gute teilweise Re­mis­sion und 22 Prozent eine teilweise Remission. Das mittlere progressionsfreie Überleben betrug 6 Monate.

IPH2101

Eine andere Präsentation auf der ASH-Tagung wird Ergebnisse einer Phase 1-Studie mit IPH2101 plus Revlimid bei rezidivierten Myelompatienten zusammenfassen (Zu­sam­men­fas­sung; auf Englisch).

IPH2101, das von Innate Pharma entwickelt wird, gehört wie Elotuzumab und Daratumumab zur Sub­stanz­klasse der monoklonalen Antikörper. Monoklonale Antikörper arbeiten, indem sie Proteine auf der Ober­fläche von Myelomzellen identifizieren und dem Immunsystem signalisieren, die Krebszellen zu zerstören. IPH2101 aktiviert Immunzellen, die als natürliche Killerzellen bekannt sind.

Die Studie schließt 15 rezidivierte Myelompatienten ein, die eine oder zwei Vortherapien erhalten haben. Die Patienten konnten an der Studie teilnehmen, wenn sie vorher mit Revlimid behandelt wurden, aber nicht wenn ihre Krankheit als therapierefraktär gegen  Revlimid angesehen wurde.

Insgesamt betrug die Ansprechrate 33 Prozent; 13 Prozent der Patienten erreichten eine sehr gute teilweise Remission und 20 Prozent eine teilweise Remission. Die mittlere Remissionsdauer betrug mindestens 15 Monate.

SAR650984

Auf der Tagesordnung der ASH-Tagung wird auch ein Vortrag über einen anderen monoklonalen Antikörper, SAR650984, sein. Die Forscher werden insbesondere Ergebnisse einer Phase 1-Studie der Sub­stanz bei Patienten mit rezidiviertem und refraktärem Myelom oder einem anderen Blutkrebs präsentieren (Zu­sam­men­fas­sung; auf Englisch).

SAR650984 wird von der pharmazeutischen Firma Sanofi-Aventis entwickelt. Die Phase 1-Studie der Substanz schließt 32 Blutkrebspatienten ein, die im Mittel 6,8 Jahre vor Studienbeginn diagnostiziert wurden. Insgesamt erreichten 16 Prozent der Patienten eine teilweise Remission. Höhere Dosen von SAR650964 werden noch geprüft.

LGH447

Ergebnisse einer Phase 1-Studie von LGH447 bei rezidiviertem und refraktärem Myelom werden auch auf der Tagung präsentiert (Zu­sam­men­fas­sung; auf Englisch).

LGH447 hemmt ein Enzym in Krebszellen, das als PIM Kinase bekannt ist. Es stört dadurch den Zell­teil­ungs­zyklus und führt so den Krebszelltod herbei. Die Substanz wird von der pharmazeutischen Firma Novartis (NYSE: NVS) entwickelt.

In ihrer Zu­sam­men­fas­sung für die ASH-Sitzung berichten die an der Phase 1 LGH447-Studie beteiligten Forscher, dass von den 19 Patienten, die bis jetzt behandelt wurden, viele auf die Behandlung an­ge­sprochen haben. Das beste Ergebnis war eine sehr gute teilweise Remission.

CUDC-907

Auf der ASH-Tagung werden auch erste Ergebnisse einer Phase 1-Studie mit CUDC-907 bei Patienten mit rezidiviertem und refraktärem multiplen Myelom oder Lymphom präsentiert (Zu­sam­men­fas­sung; auf Englisch).

CUDC-907, das von der pharmazeutischen Firma Curis (NASDAQ:CRIS) entwickelt wird, ist eine Substanz, die gleich mehrere Angriffsziele hat und sowohl PI3K als auch Histondeacetylase (HDAC) in Krebszellen hemmt.

Andere HDAC Hemmstoffe, die als potenzielle Behandlungen für das multiple Myelom untersucht werden, schließen Zolinza (Vorinostat), Panobinostat und Ricolinostat (ACY-1215) ein.

Zur Zeit der ersten Zwischenanalyse schloss die Studie 6 Patienten ein, die eine mittlere Anzahl von drei Vorbehandlungen erhalten hatten; 33 Prozent der Patienten hatten ein multiples Myelom. Ansprech­er­geb­nisse sind noch nicht verfügbar.

Zusätzliche neue Therapien, die für das multiple Myelom untersucht werden

Die Wissenschaftler werden auf dem ASH-Meeting auch Ergebnisse für Studien präsentieren, die sich mit mehreren anderen neuen Substanzen beschäftigen, die für die Behandlung des multiplen Myeloms in Frage kommen. Dazu gehören CC 122 (Zu­sam­men­fas­sung; auf Englisch), Cialis (Tadalafil) (Zu­sam­men­fas­sung; auf Englisch), KLAPS-SM6 (Zu­sam­men­fas­sung; auf Englisch), Reolysin (Zu­sam­men­fas­sung; auf Englisch), SNS01-T (Zu­sam­men­fas­sung; auf Englisch) und Tivantinib (ARQ197) (Zu­sam­men­fas­sung; auf Englisch). Jedoch sind die Ergebnisse für diese Substanzen noch nicht besonders vielversprechend. Das beste Ansprechen ist eine stabile Erkrankung.

In den meisten dieser Fälle wurden die Substanzen als Einzelsubstanz geprüft. Einige dieser Substanzen, wie SNS01-T, werden noch in höheren Dosen geprüft. Andere, wie CC 122, wurden bei Patienten mit verschiedenen Krebserkrankungen geprüft, daher war die Zahl der Myelompatienten klein. Viele dieser anderen Substanzen könnten sich in Kombination mit anderen anti-Myelomsubstanzen als wirksam erweisen. Cialis wurde zu Revlimid-basierten Behandlungen hinzugefügt, auf die Patienten nicht mehr angesprochen hatten. Jedoch konnte keine erneute Resensibilisierung erreicht werden.

Für Informationen über weitere Studien, die auf der ASH-Tagung präsentiert werden, siehe eine Liste aller Myelom-betreffenden ASH-Zu­sam­men­fas­sungen, alle Zu­sam­men­fas­sungen über die Entwicklung neuer Behandlungen für das Myelom, klinische Studienergebnisse über neue Behandlungen und vorklinische Forschung.

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