SAR650984 zeigt vielversprechende erste Ergebnisse für das schwer vorbehandelte multiple Myelom (ASH 2013)

Erste Ergebnisse einer klinischen Phase 1-Studie zeigen, dass SAR650984 eine vielversprechende Behandlungsoption für schwer vorbehandelte Myelompatienten sein könnte.
SAR650984 ist eine von mehreren potenziellen neuen Anti-Myelomsubstanzen, für die klinische Ergebnisse auf der Jahrestagung der amerikanischen Gesellschaft für Hämatologie (ASH), die im Dezember 2013 stattgefunden hat, präsentiert wurden.
Die Ergebnisse wurden von Dr. Joseph Mikhael von der Mayo Klinik in Scottsdale vorgestellt. Er berichtete Myeloma Beacon: “Diese Substanz gehört zweifelsfrei zu den viel versprechendsten neuen Substanzen für das multiple Myelom auf der ASH-Tagung.“
Dr. Mikhael erklärte weiter: “Die Ansprechraten waren eindrucksvoll, besonders für schwer vorbehandelte Patienten. Es gab eine minimale Toxizität - nur Infusionsreaktionen, die gut kontrolliert werden konnten - und keine schweren oder lebensbedrohenden Nebenwirkungen.”
Auf Grundlage dieser Ergebnisse sagte Dr. Mikhael:“Die Ansprechraten und die Sicherheit zeigen, dass SAR650984 allein und in Kombination mit anderen Myelommedikamenten verwendet werden kann.”
Hintergrund
SAR650984 wird von der pharmazeutischen Firma Sanofi (NYSE:SNY) entwickelt. Es gehört derselben breiten Substanzklasse der monoklonalen Antikörper wie Elotuzumab, Daratumumab und IPH2101 an. Monoklonale Antikörper arbeiten, indem sie Proteine auf der Oberfläche von Myelomzellen identifizieren und dem Immunsystem signalisieren, diese Krebszellen zu zerstören.
SAR650984, Daratumumab und ein weiterer monoklonaler Antikörper (MOR202) nehmen Krebszellen ins Visier, die das so genannte CD38-Protein auf ihrer Oberfläche haben. Die bisherige Forschung hat gezeigt, dass 80 Prozent bis 100 Prozent aller Myelomzellen dieses Protein auf ihrer Oberfläche haben und es damit ein gutes Ziel für die Anti-Myelomtherapie darstellt.
Vorklinische Studien haben gezeigt, dass SAR650984 Anti-Myelom Wirksamkeit hat und dass seine Aktivität in Kombination mit Velcade (Bortezomib), Revlimid (Lenalidomid), Kyprolis (Carfilzomib) oder Melphalan (Alkeran) gesteigert werden kann.
Studiendesign
Amerikanische Forscher untersuchten die Sicherheit und Wirksamkeit von SAR650984 in verschiedenen Dosierungen und unterschiedlichen Anwendungshäufigkeiten in einer Phase 1-Studie.
Die Studie schloss 39 Blutkrebspatienten mit einem mittleren Alter von 65 Jahren ein. Die meisten Studienteilnehmer (87 Prozent) wurden mit multiplem Myelom diagnostiziert. Die Myelompatienten hatten eine mittlere Anzahl von sechs Vortherapien erhalten.
Die anfängliche Studienphase war eine sogenannte beschleunigte Eskalationsphase, in der ein Patient mit jedem Dosisniveau von 0,0001 mg/kg bis 0,1 mg/kg SAR650984 behandelt wurde, um sicherzustellen, dass es keine dosisbeschränkenden Nebenwirkungen bei diesen Dosierungen gab.
Während der Haupteskalationsphase wurden zwei bis sechs Patienten auf jedem Dosisniveau von 0,3 mg/kg bis 20 mg/kg SAR650984 behandelt, um die maximal tolerierte Dosis zu finden.
Während der letzen Expansionsphase der Studie – die noch nicht begonnen hat - werden alle Patienten die maximal tolerierte SAR650984-Dosis erhalten.
SAR650984 wurde als Einzelsubstanz gegeben, wobei Patienten, die SAR650984-Dosen von 3 mg/kg oder höher erhielten, zusätzlich 100 mg Prednison während ihrer SAR650984-Infusionen erhielten, um infusionsbedingte Nebenwirkungen zu verhindern. (100 mg Prednison entsprechen ungefähr 16 mg Dexamethason; infundiertes Prednison wirkt ebenso lange wie Dexamethason.)
Alle Myelompatienten, die mindestens 0,3 mg/kg SAR650984 erhielten, waren vorher sowohl mit Revlimid als auch mit Velcade behandelt worden, und 69 Prozent derjenigen, die mit mindestens 10 mg/kg des Studienmedikamentes behandelt wurden, hatten vorher Kyprolis und/oder Pomalyst (Pomalidomid, Imnovid) erhalten.
Studienergebnisse
Von den Myelompatienten, die mindestens 1 mg/kg SAR650984 erhielten, sprachen 25 Prozent auf die Behandlung an; 8 Prozent erreichten eine komplette Remission und 17 Prozent eine teilweise Remission. Fast ein Drittel (29 Prozent) der mit dieser Dosierung behandelten Patienten werden weiterhin behandelt. Die Ansprechrate war höher (31 Prozent) bei denjenigen, die mindestens 10 mg/kg SAR650984 erhielten; 15 Prozent erreichten eine komplette Remission und 15 Prozent eine teilweise Remission.
Die mittlere Zeit bis zum ersten Ansprechen betrug 6 Wochen, und die mittlere Ansprechdauer betrug 5 Monate.
Die Gesamtansprechrate von 31 Prozent, die mit SAR650984 mit den höheren Dosierungen erreicht wurde, ist besser als diejenigen für die neuesten Anti-Myelomtherapien Kyprolis und Pomalyst. Diese Substanzen haben Einzelsubstanz-Ansprechraten von nicht mehr als 20 Prozent bis 25 Prozent bei Patienten mit derselben Zahl von Vortherapien wie diejenigen in der SAR650984 Studie.
Die SAR650984-Ansprechrate ist jedoch etwas niedriger als diejenige, die mit Daratumumab in einer Studie erreicht wurde, in der die Patienten eine ähnliche Zahl von Vortherapien wie diejenigen in der SAR650984 Studie hatten. In der Daratumumab-Studie lag die Gesamtansprechrate bei 42 Prozent für Patienten, die höhere Substanzdosen erhielten (siehe verwandte Nachrichten von Myeloma Beacon).
Insgesamt hatten 46 Prozent der Patienten in der SAR650984 Studie eine schwere Nebenwirkung, aber keine Nebenwirkung trat besonders häufig auf. Die häufigsten schweren Nebenwirkungen waren niedrige Thrombozytenzahlen (8 Prozent), niedrige rote Blutkörperchen (5 Prozent), hohe Kalziumwerte (5 Prozent) und niedrige Kaliumwerte (5 Prozent).
Außerdem hatten 36 Prozent der Patienten in der Studie während des ersten Behandlungszyklus milde oder gemäßigte Reaktionen an der Einstichstelle. Nur 4 Prozent hatten eine milde Reaktion in den nachfolgenden Zyklen.
Dr. Mikhael berichtete, dass die maximal tolerierte Dosis von SAR650984 noch nicht erreicht worden ist und die Entscheidung, welche Dosis während der letzten Expansionsphase der Studie geprüft wird, noch aussteht.
Für weitere Informationen, beziehen Sie sich bitte auf die ASH-Zusammenfassung 284 (auf Englisch) sowie auf Dr. Mikhaels Präsentation (ebenfalls auf Englisch), die er freundlicherweise den Lesern von Myeloma Beacon zur Verfügung gestellt hat.
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