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ASCO 2010 Multiples Myelom Update – Tag 4

Kein Kommentar Von and ; Übersetzt von Sabine Schock
Veröffentlicht: 8. Juni 2010 17:01
ASCO 2010 Multiples Myelom Update – Tag 4

Dies ist der Bericht vom vierten Tag des jährlichen Treffens der American Society of Clinical Oncology (ASCO) in Chicago, zugleich der letzte Tag mit Sitzungen zum multiplen Myelom.

Der Tag begann mit einer Sitzung, die die Höhepunkte des vorangegangenen Tages zusammenfasste. Es gab sechs Vorträge, und obwohl alle Krebsformen auf diesem Treffen diskutiert wurden, war ein ganzer Vortrag nur dem Myelom gewidmet.

Dr. Jean-Luc Harousseau vom Rene Gauducheau Cancer Center in Frankreich präsentierte die Myelomhighlights. Er beschrieb einige der Studien, die The Beacon bereits in den vorhergehenden  ASCO updates zusammengefasst hat. Der Schwerpunkt lag bei Studien, die die autologe Stammzelltransplantation im Zeitalter der neuen Substanzen betreffen, unterstützende Behandlungen, und neue Substanzen, die derzeit entwickelt werden.

Es gab auch zwei Postersitzungen, eine am Morgen und eine nachmittags, die aber nur wenige Myelomposter beinhalteten.

Die morgendliche Postersitzung war über “laufende Studien”. Diese Sitzung – eine Erstauflage für  ASCO -.wurde geplant, um die Aufmerksamkeit für offene, laufende klinische Studien zu erhöhen. Zwei der laufenden Myelomstudien wurden vorgestellt.

Das erste Poster hob eine große Phase II-Studie hervor, die durchgeführt wird, um herauszufinden, ob eine niedrigere Dosierung von Velcade (Bortezomib) einmal wöchentlich in Kombination mit Dexamethason genauso wirksam ist wie die Standarddosierung zweimal pro Woche.

Das zweite Poster betraf eine andere Phase II-Studie, bei der Velcade mit Panobinostat und Dexamethason bei rezidivierten/refraktären Myelompatienten kombiniert wurde. Das Ziel dieser Studie ist, herauszufinden, ob die zusätzliche Gabe von Panobinostat die Velcaderesistenz überwinden kann.

Beide Studien werden noch lange laufen. Die Panobionostat-Studie rekrutiert noch Patienten. Diese Studie steht vor der großen Herausforderung, genug Patienten zu finden, die vor kurzem gegenüber Velcade resistent geworden sind.

Die Nachmittagsitzung hatte den Titel “Unterstützende Behandlung von Patienten und Überlebenden.” Beide Myelomposter dieser Sitzung verglichen Prolia (Denosumab) mit Zometa (Zoledronsäure) für die Behandlung der myelombedingten Knochenschädigungen sowie der Knochenschädigungen durch andere Krebsarten.

Das erste Poster präsentierte Ergebnisse einer Phase II-Studie, die zeigte, dass Prolia im Vergleich zu Zometa die Zeit bis zur ersten Fraktur verlängert und die Zahl der Frakturen verringert. Die Wissenschaftler folgerten daraus, dass Prolia stärker wirkt als Zometa. Sie testen die Substanz nun bei Prostatakrebs und Brustkrebs, um zu sehen, ob sie gegen diese Krebsarten wirksam ist.

Schaut man sich das typische Nebenwirkungsspektrum an, welches mit der Behandlung von Knochenschädigungen verbunden ist, so verursacht Prolia keine Nierenschäden, weil es nicht über die Niere ausgeschieden wird. Es kommt vermehrt zu höheren Kalziumspiegeln im Blut, was die Wissenschaftler auf die stärkere Wirksamkeit von Prolia zurückführen. Beide Behandlungen verursachen die gleiche Rate an Kieferosteonekrose (Auflösung des Kieferknochens).

Die zweite vorgestellte Studie zeigte, dass Prolia bei der Bekämpfung der mit dem Myelom verbundenen Knochenschmerzen wirksamer war als Zometa.

Die Nachmittagsitzung über “Komplikationen des Myeloms und der Myelomtherapie” war vollgepackt mit Informationen und fokussierte sich auf die Minimierung von medikamentenbedingten Nebenwirkungen.

Dr. Todd Zimmerman von der Universität of Chicago sprach über die tiefe Venenthrombose (ein Blutgerinnsel, welches eine tiefe Vene verstopft) bei Myelompatienten. Er erklärte, dass das Myelom das Risiko für ein Blutgerinnsel erhöht.

Die Behandlung des multiplen Myeloms, speziell die Behandlung mit hochdosiertem Dexamethason oder Kombinationsbehandlungen, kann das Risiko von Blutgerinnseln deutlich erhöhen. Dr. Zimmerman empfahl Aspirin, Warfarin oder niedrig-molekulares Heparin, um das Risiko von Blutgerinnseln zu minimieren.

Als Nächster besprach Dr. Paul Richardson vom Dana-Farber Cancer Institute die neuesten Studien zur peripheren Neuropathie (Nervenschädigung an Füßen und Händen).

Wie bei der tiefen Venenthrombose kann das multiple Myelom auch eine periphere Neuropathie verursachen und die Behandlung des Myeloms erhöht dieses Risiko. Thalidomid und Velcade verursachen häufig periphere Neuropathie. Darüber hinaus sind Patienten mit Vitamin B-12-Mangel eher gefährdet, eine periphere Neuropathie (PN) zu entwickeln.

Weil die Thalidomid-verursachte PN oft irreversibel ist, empfahl Dr. Richardson, die Thalidomidtherapie abzubrechen, wenn erste Anzeichen einer PN auftauchen. Die Velcade-induzierte PN wiederum ist oft reversibel, so dass Dr. Richardson empfahl, bei dieser PN die Dosis und Frequenz von Velcade zu reduzieren.

Dr. Richardson schlug eine Liste von Vitaminen und Mineralstoffen sowie die Anwendung von Kakaobutter vor, um die PN abzumildern.

Der letzte Sprecher, Dr. David Roodman von der Universität of Pittsburgh, konzentrierte sich auf den Gebrauch von Bisphoshonaten zur Behandlung der Knochen. Dies ist wichtig, da ein großer Anteil der Myelompatienten von Knochenschäden betroffen ist.

ASCO and Mayo Clinic-Richtlinien geben eine Behandlungsdauer von 2 Jahren mit intravenöser Gabe von Aredia (Pamidronat) oder Zometa (Zoledronsäure) vor. Nur Patienten mit aktiver Knochenbeteiligung sollten eine längere Behandlung erhalten.

Sowohl Aredia als auch Zometa vermindern das Risiko von Knochenbrüchen um durchschnittlich 50 Prozent und verlangsamen weitere Knochenschädigungen. Trotzdem ist der Gebrauch von Bisphosphonaten nicht ohne Risiko, weil Nierenschäden und Kieferosteonekrose auftreten können.

Dr. Roodman hob die neue experimentelle Substanz Prolia hervor, die Verbesserungen in der Behandlung von myelombedingten Knochenschäden verspricht.

In der Frage- und Antwortzeit nach den Vorträgen wurde gefragt, warum die Patienten unter Thalidomid so häufig unter Verstopfung leiden. Dr. Zimmerman’s Antwort: Neuropathie.

Der Fragesteller stellte eine weitere Frage über die Thalidomidnebenwirkungen Verwirrtheit und Desorientierung.  Laut Dr. Richardson treten diese Nebenwirkungen auf, wenn das Medikament die Blut-Hirn-Schranke überschreitet. Er betonte, dass diese Patienten die Einnahme des Medikaments sofort beenden sollten, wenn so etwas vorkommt.

Englisches Original: ASCO 2010 Multiple Myeloma Update – Day Four

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