ASH 2013 Multiples Myelom Update – Tag Eins
Veröffentlicht: 13. Dezember 2013 13:25


Die diesjährige Tagung der amerikanischen Gesellschaft für Hämatologie (ASH) hat am 7. Dezember 2013 in New Orleans begonnen.
Präsentationen über das multiple Myelom wurden während mehrerer Sitzungen gehalten.
Zwei Fortbildungssitzungen wurden gehalten, um Ärzte besser über das multiple Myelom zu informieren und wie man die Krankheit behandelt.
Die wichtigsten Forschungsergebnisse über das Myelom wurden während einer Poster-Sitzung am Abend über die Biologie des Myeloms sowie über vorklinische und klinische Studien, die neue und vorhandene Behandlungen für das Myelom prüfen, präsentiert.
Während der Postersitzung werden die Forschungsergebnisse für die Kongressteilnehmer in Form von Postern bereitgestellt; jedes fasst die Ergebnisse einer einzelnen Studie zusammen. Diese Poster sind normalerweise ungefähr 60 cm hoch und 90 bis 120 cm breit. Alle Poster - von denen es sprichwörtlich Hunderte gab - wurden in einer Messehalle gezeigt, die größer als ein Fußballfeld ist.
Fortbildungssitzungen
Während der Fortbildungssitzung am Morgen wurden drei Vorträge von Myelomexperten gehalten.
Dr. Ola Landgren vom National Cancer Institute und dem National Institute of Health hielt den ersten Vortrag. Dr. Landgren sprach über biologische Einblicke in die Myelom-Vorläufererkrankungen monoklonale Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS) und schwelendes Myelom. Er hat auch Behandlungsstrategien für das risikoreiche schwelende Myelom, das auch frühes Myelom genannt wird, besprochen.
Dr. Maria-Victoria Mateos vom Universitätskrankenhaus in Salamanca hielt den zweiten Vortrag. Dr. Mateos besprach, wie man neu diagnostizierte Myelompatienten behandelt, besonders diejenigen, die für eine Stammzelltransplantation ungeeignet sind.
Den letzten Vortrag der Sitzung hielt Dr. Philip McCarthy vom Roswell Park Cancer Institute. Dr. McCarthy setzte die Erörterung von Dr. Mateos, wie man Myelompatienten behandelt, fort und konzentrierte sich auf Behandlungsoptionen für Myelompatienten, die für eine Stammzelltransplantation in Frage kommen.
In einer anderen Sitzung am späteren Morgen führte Dr. Andrzej Jakubowiak von der University of Chicago Medical Center die Diskussion über Behandlungsoptionen für Myelompatienten weiter aus.
Poster über Kombinationen von zugelassenen Therapien
Mehrere Poster präsentierten Ergebnisse von klinischen Studien, die Kombinationen von bereits genehmigten Anti-Myelommedikamenten prüfen.
Insbesondere es gab mehrere Studien mit Kyprolis (Carfilzomib)-basierten Kombinationen, sowie mehrere Studien mit Pomalyst (Pomalidomid, Imnovid)-basierten Kombinationen.
Ein Poster fasste Ergebnisse einer Phase 1-Studie mit einmal wöchentlich verabreichtem (nicht zweimal die Woche) Kyprolis plus Dexamethason für rezidivierte oder refraktäre Myelompatienten zusammen (Zusammenfassung; auf Englisch). Die Ergebnisse zeigen, dass zwei Drittel der Patienten auf die wöchentliche Gabe von Kyprolis mit Dexamethason ansprachen. Dies ist im Vergleich zu der Ansprechrate von 55 Prozent bis 60 Prozent bei der zweimaligen Gabe von Kyprolis pro Woche ein sehr gutes Ergebnis. Die mittlere Zeit bis zum Ansprechen betrug einen Monat, was die Forscher als schnell beschrieben.
Ergebnisse wurden auch von einer Phase 1/2-Studie mit Kyprolis in Kombination mit Melphalan und Prednison für ältere, neu diagnostizierte Myelompatienten präsentiert (Zusammenfassung; auf Englisch). Insgesamt sprachen 91 Prozent der Patienten an; 55 Prozent erreichten mindestens eine sehr gute teilweise Remission. Das mittlere progressionsfreie Überleben betrug 22 Monate und das zweijährige Gesamtüberleben betrug 84 Prozent. Außerdem entwickelten nur 6 Prozent der Studienteilnehmer eine mittlere oder schwerere periphere Neuropathie (Schmerz und Mißempfindungen oder Sensibilitätsverlust in den Extremitäten), so dass es eine sichere und wirksame Behandlungsoption für ältere Patienten darstellt.
Ein anderes Poster fasste Ergebnisse einer Vorstudie von Kyprolis in Kombination mit Revlimid (Lenalidomid) und Dexamethason, gefolgt von einer verlängerten Revlimid-Gabe, für risikoreiche Patienten mit schwelendem Myelom zusammen (Zusammenfassung; auf Englisch). Von den 12 Patienten, die auswertbar waren, erreichten alle mindestens eine nahezu komplette Remission. Außerdem hatten 92 Prozent keine minimale Resterkrankung.
Zwei Studien über Pomalyst in Kombination mit Velcade (Bortezomib) und Dexamethason für rezidivierte oder refraktäre Myelompatienten wurden während der Poster-Sitzung präsentiert (Zusammenfassung 1 und Zusammenfassung 2; beide auf Englisch). In den beiden Studien sprachen 71 Prozent bis 94 Prozent der Patienten, einschließlich derjenigen, die gegen die Vortherapie mit Revlimid refraktär waren, auf die Pomalyst-Kombination an.
Ein anderes Poster fasste Ergebnisse einer Phase 2-Studie mit Pomalyst in Kombination mit Clarithromycin und Dexamethason für rezidivierte oder refraktäre Myelompatienten zusammen (Zusammenfassung). Insgesamt sprachen 61 Prozent der Studienteilnehmer an; 56 Prozent der Patienten, die vorher sowohl gegen Revlimid als auch Velcade refraktär waren, sprachen an. Das mittlere progressionsfreie Überleben betrug 9 Monate (mehr als doppelt so lang wie das mittlere progressionsfreie Überleben von Pomalyst plus Dexamethason), und das mittlere Gesamtüberleben betrug 19 Monate.
Eine andere auf der Poster-Präsentationssitzung präsentierte Studie analysierte, wie das Ansprechen auf Pomalyst (Pomalidomid) nach vorheriger Revlimid- oder Thalidomid-Therapie war (Zusammenfassung; auf Englisch). Die Ergebnisse zeigen, dass Patienten, deren letzte Therapie Revlimid oder Thalidomid enthielt, mit geringerer Wahrscheinlichkeit auf Pomalyst ansprachen (29-Prozent-Ansprechrate im Vergleich zu 44 Prozent für diejenigen, die keines dieser Medikamente in ihrer letzten Therapie erhalten hatten); die mittlere Behandlungsdauer war ebenfalls kürzer (5,7 Monate gegenüber 7,3 Monate). Unter denjenigen, die vorher irgendwann mit Revlimid oder Thalidomid behandelt wurden, sprachen diejenigen, die für einen kürzeren Zeitraum mit Revlimid oder Thalidomid-behandelt wurden, und diejenigen, bei denen mehr Zeit zwischen der Revlimid-/Thalidomid Behandlung und dem Beginn der Pomalyst-Behandlung vergangen war, mit größerer Wahrscheinlichkeit auf Pomalyst an.
Eine andere Studie, die die Reihenfolge von Pomalyst- und Kyprolis-Behandlung untersuchte (Zusammenfassung; auf Englisch), weist darauf hin, dass schwer vorbehandelte Patienten tiefere Remissionen erreichen, wenn sie zuerst mit Kyprolis und dann mit Pomalyst behandelt wurden. Jedoch sind die Forscher der Meinung, dass eine längere Nachbeobachtungszeit erforderlich ist, um die Dauer der Remission zu bewerten, bevor irgendwelche Schlüsse gezogen werden können.
Außerdem wurden an diesem mehrere Poster Abend präsentiert, die über Studien mit Velcade und Revlimid berichteten.
Ein Poster zeigte, dass reduzierte Dosierungen von Velcade, Cyclophosphamid und Dexamethason für ältere, gebrechliche, neu diagnostizierte oder refraktäre Myelompatienten wirksam und sicher sind (Zusammenfassung; auf Englisch). Insgesamt sprachen 91 Prozent der Patienten auf die Velcade-basierte Therapie an. Das Gesamtüberleben nach einem Jahr betrug 81 Prozent, 63 Prozent nach zwei Jahren und 46 Prozent nach drei Jahren. Die Forscher stellten fest, dass diese Ergebnisse denjenigen ähnlich sind, die für diese Kombination mit Standarddosierungen gesehen wurden; jedoch traten mit den reduzierten Dosen weniger Nebenwirkungen auf.
Eine andere Studie zeigte, dass eine Velcade-basierte Therapie nach einer Kyprolis-Therapie wirksam ist(Zusammenfassung; auf Englisch); 81 Prozent der Patienten, die vorher mit Kyprolis behandelt wurden, sprachen später auf die Velcade-basierte Therapie an, einschließlich derjenigen, die vor der Kyprolis-Therapie auch mit Velcade behandelt worden waren und denjenigen, die gegen die Therapie von Kyprolis refraktär waren.
Ein anderes Poster fasste die Ergebnisse einer Studie zusammen, die die Wirkung der zusätzlichen Gabe von Clarithromycin zu Revlimid plus Dexamethason Therapie für Myelompatienten untersuchte, die unter der Zweier-Kombination (Rev/Dex) progredient waren (Zusammenfassung; auf Englisch). Insgesamt sprachen 42 Prozent der Patienten auf die Dreier-Kombination an; Patienten, die am Anfang auf Revlimid plus Dexamethason angesprochen hatten, sprachen mit größerer Wahrscheinlichkeit auf die zusätzliche Gabe von Clarithromycin an als diejenigen, die am Anfang nicht auf die Zweier-Kombination angesprochen hatten (60 Prozent gegenüber 29 Prozent). Das mittlere progressionsfreie Überleben betrug vier Monate und das mittlere Gesamtüberleben 25 Monate.
Ein anderes Poster präsentierte Ergebnisse einer Analyse der Zweitmalignome bei Myelompatienten, die mit Revlimid behandelt wurden (Zusammenfassung; auf Englisch). Die Hälfte der Patienten erhielt Revlimid als Teil ihrer initialen Behandlung, transplantationsfähige Patienten erhielten eine Stammzelltransplantation und die Hälfte der Patienten erhielt eine Erhaltungstherapie mit Revlimid. Von den 2,371 in die Studie eingeschlossenen Patienten entwickelten 0,7 Prozent innerhalb einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 1,36 Jahren von Beginn der Behandlung ein Zweitmalignom. Ungefähr die Hälfte (47 Prozent) der Patienten, die ein Zweitmalignom entwickelte, hatte Revlimid als einen Teil ihrer Behandlung erhalten. Die Forscher schließen deshalb, dass ihre Daten die Ergebnisse nicht bestätigen, die aussagen, dass Revlimid und eine Stammzelltransplantation das Risiko eines Patienten, ein Zweitmalignom zu entwickeln, vergrößern.
Poster über neue Myelombehandlungen
Wie bereits in den ASH-Vorschauberichten von Myeloma Beacon hervorgehoben wurde, gibt es mehrere Poster-Präsentationen über Ergebnisse von klinischen und vorklinischen Studien mit neuen Substanzen, die für die Behandlung des multiplen Myeloms entwickelt werden.
Die Poster-Sitzung vom Abend des 7. Dezembers enthielt Präsentationen über Filanesib (ARRY-520), AT7519M, Cialis (Tadalafil), Daratumumab, FV-162, Ixazomib (MLN9708), KW-2478, NOX-A12, Panobinostat, Quisinostat, Ricolinostat (ACY-1215), Selinexor (KPT-330), SNS01-T, TH-302, Tivantinib (ARQ197), Veliparib und die Myelomimpfstoffe ImMucin und Prevnar.
Mehrere dieser Substanzen sind sehr viel versprechend.
Eines der Poster fasste initiale Ergebnisse einer laufenden Phase 1/2-Studie zusammen, die Daratumab in Kombination mit Revlimid und Dexamethason für rezidivierte oder refraktäre Myelompatienten untersuchte (Zusammenfassung; auf Englisch und Poster; auf Englisch). Von den 11 auswertbaren Patienten sprachen bis jetzt 73 Prozent auf die Dreier-Kombination an. Die Tiefe der Remission war ebenfalls vielversprechend; 46 Prozent der Patienten erreichten eine sehr gute teilweise Remission oder komplette Remission. Den Forschern zufolge sollte sich diesen Ergebnissen die weitere klinische Entwicklung dieser Dreier-Kombination anschließen.
Ein anderes Poster der Sitzung präsentierte Ergebnisse einer Phase 1/2-Studie mit Panobinostat plus Kyprolis (Zusammenfassung; auf Englisch). Von den 44 rezidivierten oder refraktären, in die Studie eingeschriebenen Patienten sprachen fast zwei Drittel (64 Prozent) der Patienten an. Die progressionsfreie Jahresüberlebensrate nach einem Jahr betrug 41 Prozent, und die Gesamtüberlebensrate nach einem Jahr betrug 85 Prozent.
Eines der Poster zeigte Ergebnisse einer Phase 2a- Studie mit NOX-A12 in Kombination mit Velcade und Dexamethason für rezidivierte Myelompatienten (Zusammenfassung; auf Englsich). Von den neun Patienten, die bis jetzt ausgewertet wurden, sprachen 67 Prozent auf die Kombination an.
Ergebnisse von einer Phase 1/2- Studie mit KW-2478 plus Velcade für die Behandlung von rezidivierten oder refraktären Myelompatienten wurden auch vorgestellt (Zusammenfassung; auf Englisch). Von den 79 Patienten der Phase 2-Studie, die ausgewertet wurden, sprachen 38 Prozent an. Das mittlere progressionsfreie Überleben betrug 7 Monate.
Ein anderes Poster präsentierte aktualisierte Ergebnisse einer Phase 1- Studie mit Veliparib in Kombination mit Velcade und Dexamethason bei rezidivierten oder refraktären Myelompatienten (Zusammenfassung; auf Englisch). Von 18 ausgewerteten Patienten sprachen 39 Prozent an. Das mittlere progressionsfreie Überleben betrug 5 Monate und 71 Prozent lebten nach 18 Monaten noch.
Ein Poster, das Ergebnisse einer Phase 1/2-Studie präsentierte, zeigte, dass AT7519M in der Kombination mit Velcade aktiv ist (Zusammenfassung; auf Englisch und Poster; auf Englisch). Unter den neun rezidivierten oder refraktären Myelompatienten, die in der Phase 2-Studie behandelt wurden, sprachen 33 Prozent auf die Kombination an.
Eines der am 7. Dezember präsentierten Poster fasste initiale Ergebnisse einer Phase 1-Studie mit Filanesib in Kombination mit Velcade (und in vielen Fällen, Dexamethason) bei rezidivierten oder refraktären Myelompatienten zusammen (Zusammenfassung; auf Englisch und Poster; auf Englisch). Bis jetzt sind 28 Patienten mit unterschiedlichen Dosierungen von Filanesib und Velcade behandelt worden. Die Gesamtansprechrate mit höheren Dosierungen von Filanesib betrug ungefähr 42 Prozent.
Erste Ergebnisse wurden auch für eine Phase 2-Studie mit neu diagnostizierten Myelompatienten präsentiert, die eine Stammzelltransplantation und dann Ixazomib plus Revlimid als Erhaltungstherapie erhielten (Zusammenfassung; auf Englisch). Von den 20 Patienten in der Studie brachen drei ihre Erhaltungstherapie ab und der Rest blieb bis zu 11 Zyklen unter der Therapie. Den Forschern zufolge scheint die Kombination gut toleriert zu werden.
Ein anderes Poster über Ixazomib fasste Ergebnisse einer Studie zusammen, die die Substanz als Einzelsubstanz bei rezidivierten Myelompatienten untersuchte, die nicht gegen die Behandlung mit Velcade refraktär waren (Zusammenfassung; auf Englisch). Diese Studie schloss 32 Patienten ein, die zunächst nur mit Ixazomib behandelt wurden; 63 Prozent der Patienten bekamen wegen geringem Ansprechen oder Krankheitsprogress zusätzlich Dexamethason zu ihrer Behandlung. Bisher ist die Gesamtansprechrate 16 Prozent bei Patienten, die allein mit Ixazomib behandelt wurden und 34 Prozent bei denjenigen, die sowohl mit Ixazomib als auch mit Dexamethason behandelt wurden.
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Poster und Vorträge über das Myelom von Tag 2, Tag 3 und Tag 4 der ASH 2013-Tagung werden auch in einem täglichen Update zusammengefasst und auf Myeloma Beacon in den nächsten paar Tagen veröffentlicht. Über die wichtigsten Themen von der Tagung wird während des Rests der Woche in individuellen, spezifischen Nachrichtenartikeln berichtet. Für eine Liste aller Myelom-betreffenden ASH-Zusammenfassungen, das Programm der Myelom-betreffenden ASH-Sitzungen und alle mit der diesjährigen ASH-Tagung verbundenen Artikel von Myeloma Beacon gibt es jetzt das Beacon ASH 2013 Myeloma Gateway (auf Englisch).
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