Aktuelles über Cereblon und die Resistenz von Myelompatienten gegen Pomalyst, Revlimid und Thalidomid (IMW 2013)

Während einer Sitzung des Internationalen Myelom Workshops (IMW), der letzte Woche in Japan stattfand, hat Dr. Keith Stewart von der Mayo Klinik die neuesten Ergebnisse der Forschung zusammengefasst, die sich mit dem Protein Cereblon und seinem Einfluss auf bestimmte Myelombehandlungen beschäftigen.
Dr. Stewart berichtete, dass niedrige Cereblonwerte bei Myelompatienten, die mit den immunmodulatorischen Substanzen Revlimid (Lenalidomid), thalidomide (Thalidomid) und Pomalyst (Pomalidomid) behandelt werden, mit niedrigeren Ansprechraten und reduzierten Überlebensergebnissen verbunden sind.
Er erklärte, dass mit Hilfe weiterer Untersuchungen diese Ergebnisse Ärzten helfen können, die Therapie individuell an Myelompatienten anzupassen, indem diejenigen identifiziert werden, die mehr oder weniger wahrscheinlich auf immunmodulatorische Substanzen ansprechen werden.
Er fügte hinzu, dass weitere Forschung erforderlich ist, um herauszufinden, wie man Cereblonwerte am besten misst, und um den Wert von Cereblon als Krankheitsmarker, den Mechanismus, durch den Cereblon die Aktivität immunmodulatorischer Substanzen beeinflusst und potenzielle neue Substanzen, die Cereblon beeinflussen, zu bestimmen.
Hintergrund
Cereblon ist ein Protein, das mit der Eigenschaft des Thalidomids in Zusammenhang steht, Geburtsdefekte zu verursachen. Cereblon ist für das Wachstum von Gliedern in Föten wichtig. Thalidomid bindet jedoch an Cereblon und hemmt damit die Tätigkeit von Cereblon. Dies führt zu Geburtsdefekten bei Babys von Frauen, die Thalidomid während ihrer Schwangerschaft eingenommen haben.
Vor mehreren Jahren haben Wissenschaftler begonnen, die Rolle von Cereblon in der Behandlung des multiplen Myeloms zu untersuchen. Erste Ergebnisse dieser Untersuchungen wurden auf grossen Konferenzen in 2011 und 2012 präsentiert. In beiden Jahren sind Cereblon-Forschungsthemen in dem jährlichen Beacon-Überblick "Top Myelomforschung" erschienen (siehe verwandte Nachrichten von Myeloma Beacon 1 und 2; auf Englisch).
Forschung über Cereblon beim Myelom
In seiner Präsentation hat Dr. Stewart über neue Studien berichtet, die über den Einfluss von Cereblon auf die Wirkung der Behandlung mit immunmodulatorische Substanzen beim multiplen Myelom geforscht haben.
Dr. Stewart hat die Ergebnisse einer Studie beschrieben, die gezeigt hat, dass Revlimid-resistente Myelomzellen sehr niedrige Cereblonwerte haben.
Ergebnisse einer anderen Studie haben gezeigt, dass Myelomzellen ohne Cereblon nicht auf Revlimid oder Pomalyst ansprachen.
Dr. Stewart erklärte, dass dieses Ergebnis in Studien bestätigt wurde, die gezeigt haben, dass niedrige Cereblonwerte bei Patienten üblich sind, die auf Revlimid nicht reagierten.
Dr. Stewart hat dann Ergebnisse einer neuen US-amerikanischen Studie beschrieben, die gezeigt hat, dass Patienten mit niedrigen Cereblonwerten auch mit geringerer Wahrscheinlichkeit auf Pomalyst ansprechen werden.
In dieser Studie haben Forscher Cereblonwerte bei 61 rezidivierten und refraktären Myelompatienten gemessen, die mit 2 mg bis 4 mg Pomalyst täglich und 40 mg Dexamethason wöchentlich behandelt wurden.
In der Studie hatten 16 Prozent der Patienten niedrige Cereblonwerte, 25 Prozent mittlere Werte und 59 Prozent hohe Werte.
Keiner der Patienten mit niedrigen Cereblonwerten hat auf Pomalyst angesprochen. Im Gegensatz dazu haben 19 Prozent der Patienten mit mittleren Cereblonwerten und 33 Prozent mit hohen Werten auf die Behandlung angesprochen.
Um die progressionsfreien Überlebensergebnisse zu vergleichen, wurden Patienten in die niedrigsten 25 Prozent und die höchsten 25 Prozent Cereblonwerte eingeteilt. Patienten in der niedrigen Gruppe hatten ein mittleres progressionsfreies Überleben von 3 Monaten im Vergleich zu 17 Monaten für die Gruppe mit hohen Werten.
Die Tendenz hinsichtlich des Gesamtüberlebens war ähnlich. Die 25 Prozent der Patienten mit den niedrigsten Cereblonwerten hatten ein mittleres Gesamtüberleben von 9,1 Monaten, während die restlichen 75 Prozent der Patienten ein mittleres Gesamtüberleben von 27 Monaten hatten.
Die letzten Studienergebnisse, die Dr. Stewart diskutierte, betrafen Patienten einer europäischen Studie, die entweder mit Thalidomid oder mit Velcade (Bortezomib) behandelt wurden. Unter den mit dem Thalidomid behandelten Patienten hatten diejenigen mit niedrigeren Cereblonwerten ein schlechteres progressionsfreies Überleben und Gesamtüberleben als diejenigen mit höheren Cereblonwerten.
Im Gegensatz dazu hatten die Cereblonwerte bei den Patienten, die mit Velcade behandelt wurden, keinen Einfluss auf die Überlebensergebnisse.
Am Ende seiner Präsentation bemerkte Dr. Stewart, dass es zurzeit keinen Standard zur Messung der Cereblonwerte bei Myelompatienten gibt. An einem Krebszentrum gemessene Cereblonwerte sind nicht notwendigerweise vergleichbar mit denjenigen, die an einem anderen Zentrum gemessen werden.
Dieser Mangel in der Standardisierung wird für Messung von Cereblonwerte überwunden werden müssen, die sowohl in klinischen Studien als auch die den täglichen Behandlungsentscheidungen zu verwenden sind.
Für weitere Informationen, siehe bitte die Präsentation von Dr. Stewart, die er freundlicherweise zum Herunterladen und Anschauen für die Leser von Myeloma Beacon zur Verfügung gestellt hat (auf Englisch).
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Wo finde ich den wissenschaftlichen Nachweis, daß Thalidomid an das Protein Cereblon bindet? Oder handelt es sich nur um eine Arbeitshypothese? Leider werden viele Hypothesen in der medizinischen Literatur viel zu schnell als absolut erwiesen manifestiert.