Pomalyst plus niedrig dosiertes Dexamethason ist bei Hochrisiko-Myelompatienten im Rezidiv aktiv (IMW 2013)

Eine Subanalyse der Ergebnisse einer neuen klinischen Phase 2-Studie zeigen, dass Pomalyst in der Kombination mit niedrig dosiertem Dexamethason bei Myelompatienten mit risikoreichen chromosomalen Abnormitäten, die auf eine vorhergehende Therapie nicht angesprochen haben, wirksam und sicher ist.
Die Ergebnisse wurden von Dr. Paul Richardson vom Dana-Farber Cancer Institute in Boston auf dem International Myeloma Workshop (IMW) in Kyoto, Japan, am letzten Sonntag präsentiert.
In der neuen Analyse wurden risikoreiche Patienten als diejenigen mit einer Deletion im Chromosom 17 (del17p) oder Translokation t(4; 14) definiert.
Obwohl bei risikoreichen Patienten die Ansprechraten niedriger und Überlebenszeiten kürzer als Standardrisiko-Patienten waren, denkt Dr. Richardson dennoch, dass Pomalyst (Pomalidomid) in Kombination mit niedrig dosiertem Dexamethason eine angemessene Behandlungsoption für risikoreiche Patienten ist, die nicht auf die vorherige Therapie angesprochen haben.
"Drei-Substanz-Kombinationen, wie Pomalyst-Velcade-Dexamethason oder Kyprolis-Pomalyst-Dexamethason, werden [in dieser Patientenpopulation] bevorzugt, aber Pomalyst-Dexamethason ist an sich ebenso aktiv," sagte er.
Er erklärte weiter, dass das Hinzufügen von Velcade (Bortezomib) oder Kyprolis (Carfilzomib) zur Pomalyst-Kombination möglich ist, da die Pomalyst-Dexamethason Kombination gut vertragen wird.
Ähnliche Ergebnisse sind für Kyprolis verfügbar. Sie zeigen, dass rezidivierte Patienten mit risikoreicher Krankheit genauso gut wie andere Patienten auch auf Kyprolis ansprechen. Außerdem scheinen die Ansprech- und Überlebensergebnisse, die mit Kyprolis als Monotherapie bei risikoreichen, rezidivierten Patienten gesehen werden, ein bisschen günstiger zu sein, als diejenigen, die mit der Kombination von Pomalyst/niedrig dosiertes Dexamethason gesehen werden.
Hintergrund
Chromosomale Abnormitäten sind das Ergebnis von Strukturänderungen in den Chromosomen der Myelomzellen eines Patienten. Diese Änderungen können durch Deletionen (Löschungen), Insertionen (Additionen), Duplikationen (Verdoppelungen) oder Translokationen von chromosomalen Gebieten vorkommen.
Frühere Studien haben gezeigt, dass Myelompatienten, die die chromosomalen Abnormitäten t(4; 14) und del17p besitzen, schlechtere Überlebensergebnisse haben als Patienten, die diese Abnormitäten nicht haben. Patienten mit einer dieser chromosomalen Abnormität werden als risikoreich eingestuft (siehe verwandte Nachrichten von Myeloma Beacon 1 und 2; auf Englisch).
Pomalyst (Pomalidomid) wurde in diesem Jahr von der US-amerikanischen Bundesbehörde zur Überwachung von Nahrungs- und Arzneimitteln (FDA) für die Behandlung von Myelompatienten, die mindestens zwei vorherige Therapien einschließlich Revlimid (Lenalidomid) und Velcade (Bortezomib) erhalten haben und einen Krankheitsprogress innerhalb von 60 Tagen nach Komplettierung der letzten Therapie gezeigt haben, zugelassen (siehe verwandte Nachrichten von Myeloma Beacon; auf Englisch).
Die FDA-Zulassung von Pomalyst beruhte auf den Daten der klinischen Phase-2 "MM-002" Studie mit Pomalyst mit oder ohne niedrig dosiertes Dexamethason bei rezidivierten oder refraktären Myelompatienten.
Aktualisierte Ergebnisse dieser Studie wurden auf dem Treffen der amerikanischen Gesellschaft für Hämatologie (ASH) im Dezember präsentiert (siehe verwandte Nachrichten von Myeloma Beacon). Sie haben gezeigt, dass die Kombination von Pomalyst und niedrig dosiertem Dexamethason eine Gesamtansprechrate von 34 Prozent bei Myelompatienten mit einer mittleren Anzahl von fünf Vortherapien hatte. Das mittlere progressionsfreie Überleben bei diesen Patienten betrug 4,6 Monate und das mittlere Gesamtüberleben 16,5 Monate.
Studiendesign
In der aktuellen Subanalyse haben die Wissenschaftler die Wirkung und Sicherheit von Pomalyst plus niedrig dosiertem Dexamethason bei Patienten der MM-002 Studie bewertet, die risikoreiche chromosomale Abnormitäten aufwiesen, und mit denen von Patienten mit Standardrisiko verglichen.
Insgesamt wurden 30 Patienten der ursprünglichen Studie als risikoreiche Patienten und 57 als Standardrisiko-Patienten kategorisiert. Das mittlere Patientenalter war dasselbe bei risikoreichen und Standardrisiko-Patienten (64 Jahre). Beide Patientengruppen hatten eine mittlere Anzahl von fünf Vortherapien erhalten.
Studienergebnisse
Die Gesamtansprechrate betrug 23 Prozent für Patienten mit risikoreicher Krankheit, im Vergleich zu 40 Prozent für diejenigen mit Standardrisiko.
Patienten mit risikoreicher Krankheit sprachen schneller (1,2 Monate) auf die Behandlung an als Patienten mit Standardrisiko (1,9 Monate). Jedoch war die Remissionsdauer bei Patienten mit risikoreicher Krankheit (4,9 Monate) im Vergleich zu Patienten mit Standardrisiko (10,1 Monate) deutlich kürzer.
Das mittlere progressionsfreie Überleben betrug 3,1 Monate für Patienten mit risikoreicher Krankheit und 5,5 Monate für diejenigen mit Standardrisiko.
Der Unterschied im Gesamtüberleben war mit einem mittleren Gesamtüberleben von 13,2 Monaten für Patienten mit risikoreicher Krankheit und 21,7 Monate für diejenigen mit Standardrisiko ausgeprägter.
Jedoch war keiner der Unterschiede zwischen den beiden Gruppen statistisch signifikant.
Patienten mit risikoreicher Krankheit zeigten höhere Raten an schweren hämatologischen Nebenwirkungen als Patienten mit Standardrisiko: niedrige Leukozytenzahlen (48 Prozent gegenüber 40 Prozent) und niedrige Thrombozytenzahlen (31 Prozent gegenüber 16 Prozent). Schwere nicht-hämatologische Nebenwirkungen waren, auf der anderen Seite, bei Patienten mit Standardrisiko höher: Lungenentzündung (28 Prozent gegenüber 21 Prozent) und Erschöpfung (18 Prozent gegenüber 10 Prozent).
Um die Resultate der neuen Studie in Relation zu setzen, man kann sie mit den Ergebnissen einer Phase 2-Studie vergleichen, in der Kyprolis als Monotherapie bei ähnlichen Patienten wie denjeningen in der Pomalyst/niedrig dosiertes Dexamethason-Studie untersucht wurde (siehe Kyprolis-Studie in der Zeitschrift Blood und den damit zusammenhängenden Nachrichtenartikel von Myeloma Beacon).
Bei Kyprolis als Monotherapie betrug die Gesamtansprechrate bei risikoreichen rezidivierten Myelompatienten 30 Prozent, die mittlere Ansprechdauer 6,9 Monate und das mittlere progressionsfreie Überleben 3,6 Monate. (Gesamtüberlebensergebnisse wurden nicht veröffentlicht).
Für weitere Informationen über die neue Analyse von Pomalyst/niedrig dosiertes Dexamethason, siehe bitte Dr. Richardsons Vortrag, den er freundlicherweise zum Herunterladen und Anschauen für Leser von Myeloma Beacon zur Verfügung gestellt hat.
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