Home » Deutsch

ASH 2012 Multiples Myelom Update - Tag Drei: Präsentationen am späten Vormittag

Kein Kommentar Von ; Übersetzt von Sabine Schock
Veröffentlicht: 14. Dezember 2012 19:54
ASH 2012 Multiples Myelom Update - Tag Drei: Präsentationen am späten Vormittag

Der 10. Dezember war der dritte Tag der Jahresversammlung der amerikanischen Gesellschaft für Hämatologie (ASH), die in Atlanta stattfindet, und er ist voll mit Vorträgen über das multiple Myelom. Diese fingen früh am Morgen an und gingen im Laufe des Nachmittags weiter.

An diesem Tag werden mindestens 11 verschiedene Vortragssitzungen abgehalten. Viele Sitzungen, über das multiple Myelom finden gleichzeitig statt. Myeloma Beacon wird die Vorträge von den vier relevantesten Sitzungen in Berichten wie diesem zusammenfassen. Dieser Bericht deckt insbesondere Vorträge von der zweiten der vier Vortragssitzungen ab.

Die am späten Morgen abgehaltene Sitzung konzentrierte sich auf Behandlungsoptionen für Myelompatienten. Jeder der Vorträge während der Sitzung präsentierte Ergebnisse von klinischen Studien, die entweder potenzielle neue Myelombehandlungen oder das kürzlich zugelassene Kyprolis (Carfilzomib), häufig in der Kombination mit dem etablierten Myelombehandlungen, untersuchen.

Zwei der Vorträge waren über Pomalidomid-Studien einschließlich der Enddaten von der Phase 2-Studie, die die Grundlage für den Pomalidomid-Zulassungsantrag bei der amerikanischen Bundesbehörde zur Überwachung von Nahrungs- und Arzneimittel ist.

Die Ergebnisse der während dieser Sitzung präsentierten ARRY-520-Studie scheinen besonders viel versprechend zu sein, in Anbetracht dessen, wie schwer vorbehandelt die Studienteilnehmer waren. Außerdem fanden die Forscher sowohl für ARRY-520 als auch für ein anderes potenzielles neues Medikament(Tabalumab), das während der Sitzung besprochen wurde, einen Prädiktor, der verwendet werden kann, um vorauszusagen, welche Patienten mit größerer Wahrscheinlichkeit auf die Medikamente ansprechen werden.

Kyprolis, Thalidomid, Cyclophosphamid und Dexamethason

Der erste Vortrag der Sitzung wurde von Dr. Joseph Mikhael von der Mayo Klinik in Scottsdale, Arizona, gehalten. Dr. Mikhael präsentierte Ergebnisse einer Phase 2-Studie mit einer Kombination von Kyprolis, Thalidomid, Cyclophosphamid und Dexamethason, die häufig "CYCLONE" genannt wird.

Über die Ergebnisse der ersten 27 Patienten, die in die Studie eingeschlossen wurden,  wurde bereits berichtet. Nachdem zusätzliche Studien angedeutet haben, dass höhere Kyprolisdosen sicher und wirksamer sein können, wurden mehr Patienten in die gegenwärtige Studie eingeschrieben, um höhere Dosen von Kyprolis in der CYCLONE-Kombination zu überprüfen.

Insgesamt wurden 38 neu diagnostizierte Myelompatienten, die für eine Stammzelltransplantation in Frage kommen, in die Studie eingeschrieben. Ihr mittleres Alter betrug 62 Jahre.

Unter den 27 anfänglichen Patienten der Studie betrug die Gesamtansprechrate 96 Prozent; 26 Prozent erreichten eine komplette Remission, 48 Prozent eine sehr gute teilweise Remission und 22 Prozent eine teilweise Remission.

Die häufigsten schweren Nebenwirkungen waren niedrige Leukozytenzahlen (16 Prozent Neutropenie und 8 Prozent Lymphopenie), Herzrhythmusstörungen (11 Prozent), erhöhte Leberwerte (6 Prozent), Erschöpfung (6 Prozent), Muskelschwäche (6 Prozent) und Thrombosen (6 Prozent). Zwei Patienten entwickelten eine Lungenentzündung, die einen Krankenhausaufenthalt notwendig machte. Zusätzlich entwickelten 24 Prozent eine milde periphere Neuropathie (Schmerzen und Mißempfindungen in den Extremitäten, eine allgemeine Nebenwirkung des Thalidomids).

Pomalidomid, Cyclophosphamid und Prednison

Der zweite Vortrag wurde von Dr. Antonio Palumbo von der Universität von Torino in Italien gehalten. Er präsentierte Ergebnisse einer Phase 1/2-Studie mit Pomalidomid in der Kombination mit Cyclophosphamid und Prednison bei Myelompatienten, die  vorher mit Revlimid (Lenalidomid) behandelt worden waren.

Nach sechs Zyklen einer initialen Therapie mit Pomalidomid, Cyclophosphamid und Prednison erhielten die Patienten eine Erhaltungstherapie mit Pomalidomid und Prednison.

Pomalidomid ist eine immunmodulatorische Substanz, die das Immunsystem eines Patienten veranlasst, Myelomzellen anzugreifen und zu zerstören. Es gehört derselben Substanzklasse an wie Thalidomid und Revlimid.

Pomalidomid wird von Celgene entwickelt, die auch Revlimid und Thalidomid in den Vereinigten Staaten und international vermarktet.

Die Studie schloss 69 Teilnehmer ein, die im Mittel vor 4.6 Jahren mit einem multiplen Myelom diagnostiziert worden waren. Das mittlere Alter betrug 69 Jahre, und die Teilnehmer hatten eine mittlere Anzahl von 3 Vortherapien erhalten.

Unter den 55 Teilnehmern, die ausgewertet wurden, war die Gesamtansprechrate nach der initialen Therapie mit Pomalidomid, Cyclophosphamid und Dexamethason 51 Prozent. 6 Prozent hatten eine komplette Remission, 18 Prozent eine sehr gute teilweise Remission und 27 Prozent eine teilweise Remission.

Eine weitere Analyse zeigte, dass die Gesamtansprechraten für die Patienten, die auf Revlimid refraktär waren, 46 Prozent betrug, 61 Prozent für Patienten, die nach der Revlimid Therapie rezidivierten und 50 Prozent für Patienten, die sowohl auf Revlimid als auch auf Velcade refraktär waren.

Nach der Erhaltungstherapie betrug die Gesamtansprechrate 53 Prozent. 6 Prozent erreichten eine komplette Remission, 23 Prozent eine sehr gute teilweise Remission und 24 Prozent eine teilweise Remission.

Bei einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 14,8 Monaten betrug die mittlere progressionsfreie Überlebenszeit 10,.4 Monate, und die Gesamtjahresüberlebensrate lag bei 69 Prozent.

Schwere Nebenwirkungen schlossen Ausschlag (7 Prozent), Infektionen (5 Prozent) und neurologische Störungen (5 Prozent) ein. Lebensbedrohende Nebenwirkungen waren niedrige Leukozytenzahlen (16 Prozent) und niedrige Thrombozytenzahlen (5 Prozent). Zusätzlich entwickelten 2 Prozent der Patienten Thrombosen, und 4 Prozent starben aufgrund von Infektionen.

Tabalumab plus Velcade

Der folgende Vortrag wurde von Dr. Noopur Raje von Massachusetts General Hospital in Boston gehalten, die Ergebnisse einer Phase 1-Studie von Tabalumab in der Kombination mit Velcade (Bortezomib) und in einigen Fällen Dexamethason besprach.

Tabalumab (auch bekannt als LY2127399) wird von Eli Lilly entwickelt. Es ist ein Antikörper, der das sogenannte BAFF-Protein angreift, welches eine wichtige Rolle in der Entwicklung von B-Zellen spielt. Übermäßige BAFF-Werte führen zu einer anomal hohen Antikörperproduktion. Deshalb kann Tabalumab beim multiplen Myelom, sowie bei Autoimmunerkrankungen wirksam sein. Vorklinische Studien haben angezeigt, dass Tabalumab beim Myelom wirksam ist und auch hilft, die Knochenzerstörung zu verhindern.

Die Studie schloss 48 Myelompatienten mit einem mittleren Alter von 66 Jahren ein, die mit einer mittleren Anzahl von drei Vortherapien behandelt worden waren. Drei Viertel der Teilnehmer wurden mit Tabalumab plus Velcade behandelt; das restliche Viertel erhielt auch Dexamethason.

Insgesamt sprachen 46 Prozent der Patienten auf die Therapie an. 4 Prozent erreichten eine komplette Remission, 8 Prozent eine sehr gute teilweise Remission und 33 Prozent eine teilweise Remission.

Die Forscher fanden, dass Patienten, die auf die Tabalumab Kombinationstherapie ansprachen, mit größerer Wahrscheinlichkeit vor der Behandlung niedrigere BAFF-Werte in ihrem Blut hatten.

Bei 14 ausgewerteten Patienten betrug die mittlere Zeit zum Krankheitsprogress 4,9 Monate.

Die häufigsten schweren Nebenwirkungen waren niedrige Thrombozytenzahlen (23 Prozent), Lungenentzündungen (13 Prozent), periphere Neuropathie (13 Prozent), niedrige Leukozytenzahlen (10 Prozent), Nierenversagen (8 Prozent), Diarrhöe (6 Prozent), niedrige rote Blutkörperchen (6 Prozent) und muskuloskeletaler Schmerz (6 Prozent). Ein Patient starb wegen akutem ARDS (Lungenversagen).

Eine Phase 2/3-Studie derselben Substanz-Kombination rekrutiert zurzeit Teilnehmer. Tabalumab wird mit zwei verschiedenen Dosierungen in der Kombination mit Velcade und Dexamethason mit Velcade plus Dexamethason verglichen.

ARRY-520

Dr. Jatin Shah von M.D. Anderson Cancer Center in Houston präsentierte dann Ergebnisse von einer Phase 2-Studie mit ARRY-520.

Array BioPharma entwickelt ARRY-520. Die Substanz hemmt das Kinesin Spindel-Protein, das eine wichtige Rolle in sich aktiv teilenden Zellen spielt. Es wird allein und in Kombination mit anderen Medikamenten für verschiedene Blutkrebserkrankungen untersucht.

Die Studie schloss 32 Myelompatienten ein, die mit ARRY-520 behandelt wurden. Ihr mittleres Alter betrug 65 Jahre, und sie hatten eine mittlere Anzahl von sechs Vortherapie erhalten. Außerdem wurden 18 Patienten mit ARRY-520 plus Dexamethason behandelt. Das mittlere Alter dieser Patienten betrug 67 Jahre, und sie hatten eine mittlere Anzahl von 10 Vortherapien erhalten. Alle Patienten erhielten auch GC-SF (granulocyte colony-stimulating factor).

Unter den Patienten, die mit nur ARRY-520 behandelt wurden, erreichten 16 Prozent eine teilweise Remission. Unter denjenigen, die mit ARRY-520 plus Dexamethason behandelt wurden, erreichten 22 Prozent eine teilweise Remission.

Die mittlere Ansprechdauer betrug 8,6 Monate für ARRY-520 allein und 5,4 Monate für ARRY-520 plus Dexamethason.

Die Forscher fanden heraus, dass Patienten, die auf die ARRY-520-basierte Therapie ansprachen, niedrige Werte von apha-1-acid Glykoprotein im Blut hatten, im Vergleich zu Patienten, die auf die Behandlung nicht ansprachen.

Die häufigsten schweren Nebenwirkungen von ARRY-520 waren niedrige Leukozytenzahlen (47 Prozent), niedrige Thrombozytenzahlen (47 Prozent), niedrige rote Blutkörperchen (37 Prozent), Erschöpfung (15 Prozent), niedrige Kaliumwerte (6 Prozent) und Rückenschmerzen (6 Prozent). Als Dexamethason hinzugefügt wurde, kamen zusätzliche schwere Nebenwirkungen wie Lungenentzündung (20 Prozent), Gelenkschmerzen (5 Prozent) und Infektionen der oberen Atemwege (5 Prozent) hinzu.

In Anbetracht dessen, dass die Patienten, die die Kombination erhielten, bedeutend schwerer vorbehandelt waren, als die Patienten, die nur mit ARRY-520 behandelt wurden, und trotzdem mit größerer Wahrscheinlichkeit auf die Behandlung ansprachen, schlug Dr. Shah vor, dass die Kombination weiter untersucht werden sollte.

Pomalidomid plus niedrig dosiertes Dexamethason

Der letzte Vortrag der Sitzung war ein weiterer über Pomalidomid. Dr. Sundar Jagannath vom Mount Sinai Medical Center in New York City präsentierte Ergebnisse einer Phase 2-Studie mit Pomalidomid plus niedrig dosiertem Dexamethason.

Die Studie schloss 221 rezidivierte und refraktäre Myelompatienten, die eine mittlere Anzahl von fünf Vortherapien erhalten hatten, ein. Die Hälfte wurde am Anfang mit Pomalidomid allein behandelt, während die andere Hälfte mit Pomalidomid plus niedrig dosiertem Dexamethason behandelt wurde. Die Patienten, die mit Pomalidomid allein behandelt wurden, konnten im Falle eines Rezidivs Dexamethason zu ihrer Behandlung hinzufügen.

Das mittlere Alter betrug 64 Jahre für die Patienten, die Pomalidomid plus Dexamethason erhielten, und 61 Jahre für diejenigen, die mit Pomalidomid allein behandelt wurden. Dr. Jagannath präsentierte Ansprechraten und Überlebensdaten für die komplette Studienbevölkerung, und er berechnete die Ergebnisse auch auf das Lebensalter bezogen.

Die Gesamtansprechrate betrug 34 Prozent für Patienten, die mit Pomalidomid plus Dexamethason behandelt wurden, 31 Prozent für die, die 65 Jahre und jünger waren und 37 Prozent für diejenigen über 65 Jahre.

Im Gegensatz dazu war die Gesamtansprechrate 15 Prozent für Patienten, die mit Pomalidomid alleine behandelt wurden, 13 Prozent für die 65 Jahre und jünger und 18 Prozent für diejenigen über 65 Jahre.

Obwohl die Ansprechraten für ältere Patienten höher waren, hatte Alter einen negativen Einfluss auf das Überleben. Unter denjenigen, die mit Pomalidomid plus Dexamethason behandelt wurden, betrug das mittlere progressionsfreie Überleben insgesamt 4,6 Monate, 4,7 Monate bei den Patienten 65 Jahre und jünger und 3,7 Monate für diejenigen über 65 Jahre. Der Unterschied im Gesamtüberleben war deutlicher zwischen den Altersgruppen: das mittlere Gesamtüberleben betrug 16,5 Monate. 19,7 Monate für die 65 Jahre und jünger, aber nur 11,8 Monate für diejenigen über 65 Jahre.

Für Pomalidomid allein betrug das mittlere progressionsfreie Überleben 2,6 Monate und das mittlere Gesamtüberleben 13,6 Monate.

Die häufigsten schweren Nebenwirkungen waren niedrige Leukozytenzahlen (41 Prozent), niedrige rote Blutkörperchen (22 Prozent), Lungenentzündung (22 Prozent), niedrige Thrombozytenzahlen (19 Prozent), Erschöpfung (14 Prozent) und Atemnot (13 Prozent). Außerdem entwickelten 2 Prozent der Patienten Thrombosen.

Weitere Berichte über die wichtigsten Forschungsresultate werden im Laufe der Woche erscheinen. Für alle mit der diesjährigen ASH-Sitzung verbundenen Beacon-Artikel, siehe bitte die vollständige ASH-2012-Berichterstattung von Myeloma Beacon.

Tags:


Ähnliche Artikel: