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ASCO 2010 Multiples Myelom Update – Tag 3

Kein Kommentar Von and ; Übersetzt von Sabine Schock
Veröffentlicht: 7. Juni 2010 18:26
ASCO 2010 Multiples Myelom Update – Tag 3

Der dritte Tag des jährlichen Treffens der American Society of Clinical Oncology 2010 in Chicago war massgeschneidert für Frühaufsteher, die sich für das multiple Myelom interessieren. Die Schlüsselveranstaltung begann um 9:30. Neun Abstracts wurden präsentiert und über drei Stunden diskutiert.

Die ersten zwei Präsentationen beschäftigten sich mit Velcade (Bortezomib)-Studien.

Dr. Antonio Palumbo von der Universität Turin präsentierte die Resultate der ersten Studie. Diese verglich zwei Behandlungen für neu diagnostizierte ältere Patienten. Die erste Behandlung beinhaltete die initiale Behandlung mit Velcade, Melphalan, Prednison und Thalidomid (VMPT), gefolgt von Erhaltungstherapie mit Velcade plus Thalidomid (VT). Die zweite Behandlung bestand aus Velcade plus Melphalan und Prednison (VMP) ohne Erhaltungstherapie. Die Resultate favorisierten die VMPT+VT Behandlung. Dr. Palumbo argumentierte, dass diese Behandlung die neue Standardtherapie für neu diagnostizierte ältere Patienten werden könnte.

Dr. Palumbo glaubt auch, dass das Resultat dieser Studie zeigt, das die wöchentliche Gabe von Velcade der bisherigen Standarddosierung überlegen ist, da die wöchentliche Gabe das Auftreten der peripheren Neuropathie reduziert. Diese Aussage blieb in der Diskussion nicht unangefochten. Dr. Ruben Niesvizky von der Cornell Universität sagte, dass Velcade nur in bestimmten Situationen wöchentlich gegeben werden sollte.

Die zweite Präsentation stellte Dr. Philippe Moreau von der Universitätsklinik in Nantes vor.  Diese Studie verglich zwei auf Velcade basierende  Behandlungen als initiale Therapie vor Stammzelltransplantation bei neu diagnostizierten Patienten. Ein Schema schloss niedrig dosiertes  Velcade, Thalidomid und Dexamethason (vTD) ein, das andere Schema Velcade in Standarddosierung und Dexamethason (VD).  Betrachtet man die Ansprechraten vor und nach Stammzelltransplantation, so scheint vTD die bessere Behandlungskombination zu sein.  Patienten, die die vTD-Kombination erhielten, hatten auch seltener eine periphere Neuropathie im Vergleich zu Patienten mit der VD-Kombination.

Die beiden nächsten Präsentationen befassten sich mit einem besonders interessantem und kontroversem Thema: die Rolle der Stammzelltransplantation bei der Behandlung des multiplen Myeloms.

Im dritten Vortrag wurde dieses Thema von  Dr. Antonio Palumbo aufgegriffen. Die Präsentation bewertete die bisher ausgewerteten Resultate einer klinischen Studie mit 402 neu diagnostizierten Myelompatienten . Alle Patienten erhielten eine initiale Behandlung mit Revlimid und niedrig-dosiertem Dexamethason. Etwa die Hälfte der Patienten setzte die Behandlung mit Revlimid, Melphalan and Prednison (MPR) fort, die andere Hälfte erhielt hoch-dosiertes Melphalan (MEL200) gefolgt von einer Stammzelltransplantation. In der letzten Phase der Studie, die noch läuft, erhält eine Hälfte der Patienten eine Erhaltungstherapie mit Revlimid, die andere Hälfte der Patienten erhält keine Erhaltungstherapie.

Nach zwölf Monaten ist das Gesamtüberleben für beide Patientengruppen (MEL 200 und MPR) hoch und fast identisch (98 Prozent zu 97 Prozent). Es gibt auch keinen statistisch nachweisbaren Unterschied in den Ansprechraten. Dr. Palumbo wies jedoch darauf hin, dass es Anzeichen dafür gibt, dass die MEL200-Behandlung besser für Hochrisikopatienten geeignet ist. Patienten in der MEL200-Gruppe hatten jedoch mehr schwerwiegende Nebenwirkungen.

In der vierten Studie präsentierte Dr. Paul Richardson von Harvard University die Ergebnisse einer Studie über die Behandlung von neu diagnostizierten Myelompatienten mit Revlimid plus Velcade und Dexamethason (RVD). Alle 66 Studienteilnehmer wurden 24 Wochen mit RVD behandelt. Patienten, die auf die initiale Behandlung ansprachen, konnten entweder mit einer Stammzelltransplantation oder Erhaltungstherapie fortfahren.

Die Gesamtansprechrate innerhalb der ersten 24 Wochen der RVD Therapie war 100 Prozent. Die für 18 Monate geschätzte Gesamtüberlebensrate aller Patienten beläuft sich 97 Prozent. Genauso wichtig ist, dass es keinen statistisch signifikanten Unterschied im Gesamtüberleben und im progressionsfreien Überleben zwischen der Stammzelltherapiegruppe und der Erhaltungstherapiegruppe gibt.

Auf Basis dieser Daten in diesen neuen Studien gibt es keinen Hinweis darauf, dass eine Stammzelltransplantation zu besseren Ergegnissen führt als eine Therapie mit einer neuen Substanz wie Revlimid, Thalidomid oder Velcade.

Die nächsten beiden Präsentationen  gaben wichtige Hinweise darauf, dass die Erhaltungstherapie mit einer neuen Substanz das Ergebnis für Myelompatienten verbessert, die eine Stammzelltransplantation erhalten haben.

Beide Präsentationen bewerteten die Ergebnisse von Studien, in denen Revlimid als Erhaltungstherapie eingesetzt wurde. Die erste Präsentation von Dr. Philip L. McCarthy vom Roswell Park Cancer Institut in Buffalo, stellte die Ergebnisse einer amerikanischen Studie mit mehr als 400 Patienten vor.  Alle Patienten dieser Studie erhielten eine Stammzelltransplantation. Die Hälfte erhielt Revlimid als Erhaltungstherapie, die andere Hälfte nur eine Zuckerpille (Placebo) als “Erhaltungstherapie.”

Die Patienten mit Revlimid hatten mehr Nebenwirkungen als die Patienten mit Placebo. Trotzdem bestand eine ungefähr 58 Prozent geringere Chance einer Krankheitsprogression bei den Revlimidpatienten  verglichen mit de Placebopatienten. Das Gesamtüberleben ist bei den Revlimidpatienten verglichen mit den Placebopatienten ebenso verlängert, aber der Unterschied ist statistisch nicht signifikant.

Ein sehr aufschlussreicher Faktor ist der folgende: Die Resultate in der Revlimiderhaltungsgruppe waren so gut, dass eine Mehrheit der Placebopatienten zu Revlimid überwechselte, als ihnen 2009 diese Option angeboten wurde.

Die zweite Präsentation über Revlimid als Erhaltungstherapie war von Dr. Michel Attal von der  Universitätsklinik in Toulouse. Die Studie, die er zur Diskussion vorstellte, umfasste 600 Myelompatienten, die alle eine autologe Stammzelltransplantation erhalten hatten. Das Design der französischen Studie war ähnlich wie das der amerikanischen Studie von Dr. McCarthy. Die französische Studie begann jedoch vor der amerikanischen Studie, so dass von dieser Studie  mehr Langzeitdaten vorliegen.

Wie in der amerikanischen Studie reduzierte die Erhaltungstherapie mit Revlimid die Krankheitsprogressionsrate deutlich. Das 3-Jahresüberleben betrug 88 Prozent bei den Revlimidpatienten und 80 Prozent bei den Placebopatienten. Auch in dieser Studie ist die Überlebensdifferenz statistisch nicht signifikant.

Nachdem Dr. McCarthy and Dr. Attal ihre Arbeiten vorgestellt hatten, kommentierte Dr. Sergio Giralt vom MD Anderson Cancer Center in Houston die Präsentationen. Seine erste Empfehlung war, die Revlimiderhaltungstherapie bei Hochrisikopatienten, oder bei Patienten, die nicht gut auf die Stammzelltransplantation angesprochen hatten, einzusetzen. Seiner Meinung ist diese Entscheidung jedoch schwieriger bei Patienten, die ein gutes Ansprechen nach der Stammzelltransplantion zeigen, da noch keine Daten vorliegen, die zeigen, dass die Revlimid-Erhaltungstherapie das Leben der Patienten verlängert. Er sagte, dass Revlimid gleich gut bei Patienten wirkt, die entweder Thalidomid oder Revlimid in ihrer Induktionstharapie hatten.  Im selben Atemzug, als Antwort auf Fragen aus dem Auditorium, sagte Dr. Giralt, dass er Patienten, die Thalidomid einnehmen und denen es gut darunter geht, nicht auf Revlimid umstellen würde.

Die siebte Präsentation des Morgens stammte von Dr. Bart Barlogie von der Universität Arkansas for Medical Sciences (UAMS). Während seines Vortrages beschrieb er, wie er und seine UAMS-Kollegen genetische Tests nutzen – namentlich “Gene Expression Profiling” —, um die spezifischen Typen von Hochrisikopatienten besser zu identifizieren. Das sei wichtig, sagte er, weil vor allem Niedrigrisikopatienten von den neuen Myelomtherapien, die in den letzten 5-10 Jahren eingeführt wurden, profitiert hätten.

Dr. Barlogie’s Präsentation folgte ein Vortrag von Dr. Sagar Lonial von der Emory Universität.  Dr. Lonial präsentierte die Resultate einer klinischen Phase I/II-Studie, die Elotuzomab als eine potentielle Myelomtherapie untersuchte. Die Studie umfasste 29 Patienten mit refraktärem oder rezidiviertem Myelom.  Sie erhielten Elotuzomab sowie Revlimid und Dexamethason.  Die Gesamtansprechrate auf die Behandlung betrug 82 Prozent für alle Patienten und 95 Prozent für Patienten, die noch nie mit Revlimid behandelt worden waren. Die mediane Zeit bis zur Progression war nach acht Monaten noch nicht erreicht.

Die letzte Präsentation des Morgens verglich die Wirkung von zwei verschiedenen Bisphosphonaten bei Myelompatienten: Bonefos (Clodronat) and Zometa (Zoledronsäure).  Bisphosphonate werden Myelompatienten oft verschrieben, um das mit dem Myelom verbundene Risiko von Knochenbrüchen und Knochenabbau zu reduzieren.

In seinem Vortrag stellte Dr. Gareth Morgan vom Royal Marsden Hospital in London die Ergebnisse einer Studie vor, die fast 2000 Patienten umfasste. Die Patienten erhielten entweder Bonefos oder Zometa zusätzlich zu ihrer Antimyelomtherapie.  Zometa war dabei im Vergleich zu Bonefos wirksamer, um Knochenbrüchen vozubeugen. Die Patienten, die Zometa einnahmen, hatten auch ein längeres Gesamtüberleben, verglichen mit der Bonefos-Gruppe (50 Monate vs. 44.5 Monate). Das Auftreten einer Osteonekrose des Kiefers(ONJ) war jedoch in der Zometa-Gruppe höher verglichen mit der Bonefos-Gruppe (3.5 Prozent vs. 0.3 Prozent).  (Bonefos ist in den USA nicht zugelassen, aber in Kanada, Europa und Australia erhältlich.).

Englisches Original: ASCO 2010 Multiple Myeloma Update – Day Three

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