Internationales Update der Resultate von Stammzelltransplantationsstudien beim multiplen Myelom
Veröffentlicht: 1. März 2010 17:35


In einem kürzlich im Journal of Clinical Oncology erschienenen Bericht wurden die aktualisierten Ergebnisse der Myelomstudien der Arbeitsgruppen Intergroupe Francophone du Myelome (IFM), Southwest Oncology Group und der Universität von Arkansas for Medical Sciences präsentiert.
Das Update gibt eine genauere Langzeitübersicht über die Vorteile einiger getesteter autologer Transplantationsbehandlungen. Es handelt sich dabei um den ersten internationalen Versuch, bereits veröffentlichte Studienergebnisse, die einen signifikanten Überlebensvorteil bei Myelompatienten nach autologer Transplantation mit Hochdosis Melphalan aufzeigen, systematisch zu aktualisieren.
Die autologe Stammzelltransplantation ist eine übliche Behandlungsoption für neu diagnostizierte Myelompatienten. Stammzellen werden vor der Chemotherapie vom Patienten gesammelt und nach einer Hochdosis-Chemotherapie, die die Zellen im Knochenmark zerstört, dem Patienten wieder zurückgegeben.
“Da viele Patienten heutzutage glücklicherweise einen signifikanten Überlebensvorteil verzeichnen, ist es extrem wichtig, langfristige Follow-Up Analysen zu erstellen“ sagte der führende Autor der Studie, Dr. Bart Barlogie.
In dem Bericht werden die aktualisierten Ergebnisse von 8 autologen Transplantationsstudien präsentiert. Die Studien sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst:
Studie | Studienname | Studienziel |
Intergroupe Francophone du Myelome | IFM90 | Vergleich der Einfach-Transplantation mit Standard Chemotherapie |
IFM94 | Vergleich Tandem (oder Doppel) Transplantation mit Einfach-Transplantation | |
IFM9902 | Vergleich von Erhaltungstherapien nach Tandem Transplantation: keine Erhaltung, Aredia (Pamidronat), oder Aredia mit Thalidomid | |
IFM9904 | Bewertung von Hochdosis Melphalan mit Tandem Transplantation bei | |
Southwest Oncology Group | S9321 | Vergleich: 1.Einfach-Transplantation mit Melphalan und Ganzkörperbestrahlung und 2. Induktion mit Vincristin, Doxorubicin (Adriamyzin), und Dexamethason, gefolgt vom M2-Regimen: BiCNU (Carmustin), Melphalan, Cyclophosphamid , Prednison und Vincristin |
University of Arkansas for Medical Sciences | TT1 | Bewertung von Tandem Transplantation gefolgt von Erhaltungstherapie mit Interferon |
TT2 | Bewertung von Induktionstherapie mit und ohne Thalidomid und Zugabe einer Konsolidierungs-Therapie und Erhaltungstherapie mit Dexamethason und Interferon zum TT1-Regimen | |
TT3 | Bewertung der Zugabe von Velcade (Bortezomib) bei Patienten, die in der TT2-Behandlung Thalidomid erhalten haben |
Das Follow-Up der Patienten dieser Studien ergab verschiedene wichtige Beobachtungen.
Verbessertes Überleben in den neueren Studien. Das 10 Jahres-Gesamtüberleben ist in den neueren Studien (IFM90, IFM94, S9321 und TT1) von 20 Prozent auf 30 Prozent gestiegen.
Neue Langzeitinformation für die Thalidomideinnahme. Obwohl die Originalresultate der IFM9902-Studie einen Überlebensvorteil mit einer Thalidomid-Erhaltungstherapie ergaben, konnte die verlängerte Beobachtungszeit diese Resultate nicht bestätigen: Dr. Barlogie sagte, dass es im Moment nicht ganz klar ist, warum die anfänglichen Beobachtungen, die statistisch signifikant waren, nicht über einen längeren Zeitraum Bestand haben.
Dennoch zeigt diese Langzeit Follow-up Studie, dass Patienten, die das TT2-Behandlung erhielten, eine signifikante Verbesserung ihrer Überlebenszeit mit einer Thalidomid Induktionstherapie haben, obwohl dies fast 8 Jahre nach der Studie festgestellt wurde und 80% der Patienten die Therapie nicht mehr einnehmen. Es ist bis jetzt nicht bekannt, warum der Überlebensvorteil von Thalidomid in der TT2 Studie nicht so lange Bestand hatte, aber diese Verzögerung hat man auch bei der Hochdosis-Glukokortikoidtherapie bei einer akuten Form der kindlichen lymphoblastischen Leukämie gesehen.
Dr. Barlogie, der Leiter der Forschungsgruppe, die die Original TT2-Studie durchführte, spekuliert, dass Thalidomid besonders wirksam zu Beginn der Therapie sei, was sich in einem Überlebensvorteil ausdrückt. Um die Wirksamkeit der Thalidomid-gestützten Behandlung im Vergleich zur Kontrolle zu untersuchen, plant Dr. Barlogie’s Gruppe die Knochenmarksproben, die in den ersten Behandlungsjahren periodisch von den Patienten beider Behandlungsgruppen entnommen wurden, zu untersuchen.
Vergleichsweise besseres Gesamtüberleben in einigen Studien. Die Wissenschaftler analysierten die acht Studien mit Hilfe der folgenden 4 Variablen, die unabhängig voneinander das Gesamtüberleben beeinflussen: Albumin, B2M (Beta2 Mikroglobulin), LDH und Hämoglobin. Sie beobachteten ein besseres Gesamtüberleben für die TT2, TT3 und IFM9902- Studien, verglichen mit den anderen 5 Studien; für die Tandem-Transplantationen, verglichen mit Einfach-Transplantationen und Standardtherapie; und für Tandem-Transplantationen mit Thalidomid , verglichen mit Studien ohne Thalidomid.
Die Autoren der Studie schlussfolgerten, dass ein längeres Follow-up benötigt wird, um den gesamten Effekt erfolgreicher therapeutischer Interventionen beurteilen zu können. Obwohl die vorliegende Arbeit nur die Resultate dreier Forschungsgruppen aktualisiert und beurteilt hat, möchten die Autoren andere Gruppen ermutigen, ihrem Beispiel zu folgen.
Um den Effekt der Behandlungsstudien auf das Überleben umfassend zu verstehen, schlägt Dr. Barlogie vor, die Studienteilnehmer bis an ihr Lebensende weiter zu verfolgen.
Mehr Information kann man im Abstrakt der Zeitschrift Journal of Clinical Oncology nachlesen.
Englisches Original: International Effort Updates Results From Multiple Myeloma Stem Cell Transplant Trials
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