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Zusätzliche Studie zeigt, dass auto-allo-Transplantationen eine langfristige Kontrolle des multiplen Myeloms bieten können

Kein Kommentar Von and ; Übersetzt von Sabine Schock
Veröffentlicht: 11. April 2013 18:57
Zusätzliche Studie zeigt, dass auto-allo-Transplantationen eine langfristige Kontrolle des multiplen Myeloms bieten können

Die Ergebnisse einer kleinen, retrospektiven französischen Studie zeigen, dass eine autologe Transplantation gefolgt von einer Spender-Stammzelltransplantation mit reduzierter Intensität zu einer langfristigen Kontrolle des multiplen Myeloms führen kann.

Nach einer mittleren Nachbeobachtungszeit von sieben Jahren betrugen die fünfjährige progressionsfreie und Gesamtüberlebensraten 26 Prozent  bzw. 52 Prozent.

Die Ergebnisse der aktuellen Studie zeigen auch, dass Myelompatienten, die eine Spendertransplantation als einen Teil ihrer Erstlinientherapie erhielten, einen grösseren Nutzen aus diesem Verfahren ziehen als Patienten, die die Transplantation nach einem Rezidiv erhalten. Diese Ergebnisse demonstrieren die Vorteile der frühen Spender-Transplantation im Vergleich zum Abwarten bis zum Rezidiv.

Die Forscher weisen darauf hin, dass verlängerte Nachbeobachtungszeiten nach der Spender-Transplantation notwendig zu sein scheinen, um den Überlebensvorteil des Verfahrens zu sehen. Sie stellen fest, dass der positive Einfluss der Spendertransplantation in ihrer Studie zwei bis drei Jahre nach dem Verfahren noch nicht ersichtlich war.

Diese Ergebnisse stimmen mit einer anderen neuen europäischen Studie überein, die nach einer längeren Nachbeobachtungszeit zeigte, dass eine autologe Transplantation, gefolgt von einer Spender-Transplantation mit reduzierter Intensität, einen Überlebensvorteil im Vergleich zu einer einfachen oder Tandem autologen Transplantation erbracht hat (siehe verwandte Nachrichten von Myeloma Beacon).

Jedoch besteht ein wichtiger Vorbehalt zu diesen, sowie den europäischen Ergebnissen darin, dass viele der Patienten in beiden Analysen während ihrer Therapie keine neuen Substanzen, wie thalidomide (Thalidomid), Velcade (Bortezomib) oder Revlimid (Lenalidomid) erhalten haben.

Diese neuen Substanzen haben die Lebenserwartungen der Myelompatienten deutlich verbessert und dadurch Fragen über die passende Rolle der Stammzelltransplantation in der Behandlung des Myeloms aufgeworfen.

Außerdem haben Spender-Transplantationen in beiden Studien oft schwere Komplikationen mit sich gebracht. Zum Beispiel sind in der aktuellen Studie 17 Prozent der Patienten innerhalb des ersten Jahres nach ihrer Spendertransplantation aufgrund von Komplikationen, die auf die Transplantation zurückzuführen sind, gestorben.

Die französischen Forscher empfehlen deshalb, dass die auto-allo-Transplantation weiter in der Kombination mit neuen Substanzen untersucht wird und dass diese Untersuchungen in erster Linie bei risikoreichen Myelompatienten durchgeführt werden, da bei risikoreichen Patienten besonders wirksame Behandlungen notwendig sind.

 Hintergrund

Für die Mehrheit der Patienten ist das multiple Myelom trotz vieler Fortschritte in der Behandlung der Krankheit unheilbar.

Die Spender (allogene) Stammzelltransplantation hat jedoch das Potenzial, eine heilende Therapie für das multiple Myelom zu sein.

Als Teil des Transplantationsverfahrens wird der Patient zuerst mit einer "Konditionierungs"-Therapie behandelt, die aus Bestrahlungs- und/oder Chemotherapie besteht, die viele Myelomzellen des Patienten vernichtet. Die Konditionierungstherapie zerstört jedoch auch viele gesunde Stamm- und Blutzellen des Patienten.

Deswegen erhält der Patient nach der Konditionierungstherapie eine Stammzellinfusion, um die während der Konditionierungstherapie zerstörten Zellen zu ersetzen. Die Stammzellen können die vom Patienten sein, die vor der Konditionierungstherapie gesammelt wurden, dann handelt es sich um eine autologe Transplantation, oder die Zellen stammen von einem gesunden Spender, dann ist es eine allogene Transplantation.

Es gibt zwei verschiedene Arten der Konditionierungstherapie, die als ein Teil der Spender-Transplantation verwendet werden können: Die erste umfasst Therapien mit hoher Intensität, die konzipiert sind, möglichst viele Myelomzellen zu zerstören. Sie sind sehr wirksam, aber gleichzeitig sind diese Therapien ziemlich toxisch. Die zweite Option umfasst so genannte Therapien "mit reduzierter Intensität", die sowohl weniger intensiv als auch weniger toxisch sind als die Behandlungen mit hoher Intensität. Wegen ihrer niedrigeren Toxizität sind die Therapien mit reduzierter Intensität für ältere Patienten und Patienten mit anderen Krankheiten besonders geeignet.

Studiendesign

In der aktuellen Studie haben sich Forscher vom Institut Paoli-Calmette in Marseille die langfristigen Ergebnisse von Myelompatienten ausgewertet, die eine autologe Transplantation gefolgt von einer Spender-Transplantation mit reduzierter Intensität (Mini-Allo) erhalten haben.

Sie analysierten retrospektiv Daten von 53 Myelompatienten, die an ihrem Institut zwischen 1999 und 2007 eine autologe Stammzelltransplantation, gefolgt einer Mini-Allo, erhalten haben.

Das mittlere Patientenalter betrug 50 Jahre. Zur Zeit der Diagnose hatten 87 Prozent der Patienten ein multiples Myelom im Stadium III.

Alle Patienten hatten eine initiale Behandlung mit einer Kombination von Vincristin, Doxorubicin und Dexamethason (VAD) oder eine andere ähnliche Therapie erhalten.

Insgesamt hatten 42 Prozent der Patienten zur Zeit der Diagnose eine risikoreiche Erkrankung. Diese Patienten erhielten die Mini-Allo als einen Teil ihrer Erstlinientherapie, sofort im Anschluss an die autologe Stammzelltransplantation, auch bekannt als Tandem-Transplantation.

Die restlichen 58 Prozent der Patienten wurden in Risikogruppen mit niedrigem und mittlerem Risiko eingestuft. Diese Patienten erhielten die Spendertransplantation mit reduzierter Intensität, nachdem sie nach mindestens einer autologen Transplantation ein Rezidiv erlitten hatten.

Keine Patienten in der Studie hatte eine initiale Behandlung mit neuen Substanzen erhalten; 38 Prozent wurden jedoch mit neuen Substanzen nach ihrem ersten Rezidiv und vor einer Spender-Transplantation behandelt.

Die vor der autologen Transplantation verwendete Konditionierungsbehandlung bestand aus hochdosiertem Melphalan (Alkeran).

Für die Spendertransplantationen wurden zwei verschiedene Konditionierungstherapien verwendet.

Die mittlere Zeit zwischen Diagnose und Mini-Allo betrug 34 Monate und die mittlere Zeit zwischen autologer Transplantation und Mini-Allo betrug 10 Monate.

Nach der Spender-Transplantation erhielten 21 Prozent der Patienten eine mittlere Anzahl von zwei Spenderlymphozyteninfusionen, ein Prozess, bei dem Leukozyten vom Stammzellspender dem Myelompatienten infundiert werden.

Die mittlere Nachbeobachtungszeit betrug sieben Jahre.

Studienergebnisse

Die progressionsfreie Überlebensrate für alle in die Analyse eingeschlossenen Patienten betrug 26 Prozent nach fünf Jahren und 24 Prozent nach 10 Jahren. Die Forscher stellten fest, dass das progressionsfreie Überleben nach sechs Jahren nicht weiter anstieg.

Die Patienten, die die Spendertransplantation als einen Teil ihrer Erstlinientherapie erhielten, hatten eine deutlich höhere fünfjährige progressionsfreie Überlebensrate als Patienten, die die Spendertransplantationen nach dem Rezidiv erhielten (41 Prozent gegenüber 16 Prozent) .

Die Forscher beoachteten einen ähnlichen Trend bei der Gesamtüberlebensrate. Für alle in die Studie eingeschlossenen Patienten betrug die Gesamtüberlebensrate 52 Prozent nach fünf Jahren und 32 Prozent nach 10 Jahren. Jedoch betrug die fünfjährige Gesamtüberlebensrate 67 Prozent für diejenigen Patienten, die die Spendertransplantation als einen Teil ihrer Erstlinienherapie erhielten, im Vergleich zu 42 Prozent für diejenigen, die sie nach dem Rezidiv erhielten.

Diese Ergebnisse sind besonders bemerkenswert angesichts der Tatsache, dass die Patienten, die die Spender-Transplantation als einen Teil ihrer Erstlinientherapie erhielten, Patienten mit risikoreicher Erkrankung waren. Die restlichen Patienten, die eine Spendertransplantation nach einem Rezidiv erhielten - und schlechtere Gesamtüberlebensergebnisse hatten - waren in die niedrige oder mittlere Risikoklasse eingestuft worden.

Die Graft-versus-Host Erkrankung (GVHD) war eine häufige Nebenwirkung bei den Patienten in dieser Studie. GVHD ist eine schwere Komplikation, die mit der Spender-Transplantation zusammenhängt, bei der die Spenderzellen die Patientenzellen als fremd erkennen und sie angreifen.

Insgesamt entwickelten 38 Prozent der Patienten eine akute GVHD, die innerhalb der ersten 100 Tage nach Transplantation auftritt. Außerdem entwickelten 59 Prozent der Patienten eine chronische GVHD, die 100 oder mehr Tage nach der Transplantation auftritt.

Die Forscher stellten fest, dass die Entwicklung einer chronischen GHVD eine positive Wirkung auf das progressionsfreie Überleben hatte.

Innerhalb des ersten Jahres nach der Spender-Transplantation starben 17 Prozent der Patienten aufgrund von Komplikationen, die auf die Transplantation zurückzuführen waren. Patienten, die eine akute GVHD entwickelten, hatten ein höheres Sterberisiko.

Trotz der Gefahr solcher Komplikationen glauben die Autoren der aktuellen Studie, dass die auto-allo Transplantation weiter untersucht werden sollte — besonders bei risikoreichen Myelompatienten, für die aktuelle Behandlungsansätze nicht wirksam sind, und in der Kombination mit neuen Substanzen.

Für weitere Informationen, beziehen Sie sich bitte auf die Studie im American Journal of Hematology (Zusammenfassung).

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