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ASH 2012 Multiples Myelom Update - Tag Eins: Poster-Sitzungen

Kein Kommentar Von ; Übersetzt von Sabine Schock
Veröffentlicht: 14. Dezember 2012 12:34
ASH 2012 Multiples Myelom Update - Tag Eins: Poster-Sitzungen

Der 8. Dezember war der erste Tag der Jahresversammlung der amerikanischen Gesellschaft für Hämatologie (ASH), die in Atlanta abgehalten wird, auf der Forschungsergebnisse präsentiert wurden.

Die Forschungsergebnisse über das multiple Myelom wurden auf drei verschiedenen Sitzungen während des Tages vorgestellt.

Zwei der Sitzungen beinhalteten dieselbe allgemeine Fortbildungssitzung über das multiple Myelom, die zu zwei verschiedenen Zeitpunkten während des Tages abgehalten wurde. Myeloma Beacon wird über diese Fortbildungssitzung getrennt berichten

Die wichtigsten Forschungsergebnisse über das multiple Myelom wurden jedoch während einer Postersitzung am frühen Abend bekannt gegeben.

Während der Postersitzung werden die Forschungsergebnisse für die Kongressteilnehmer in Form von Postern bereitgestellt; jedes fasst die Ergebnisse einer einzelnen Studie zusammen. Diese Poster sind normalerweise ungefähr 60 cm hoch und 90-120 cm breit. Alle Poster - von denen es sprichwörtlich Hunderte gab - wurden in einer Messehalle gezeigt, die ein Gebiet größer als ein Fußballfeld bedeckt.

Die Ergebnisse der wichtigsten Poster über das multiple Myelom, die am 8.12 ausgestellt wurden, werden nachstehend zusammengefasst.

Neue Myelomtherapien

Ein Poster zeigte Ergebnisse einer Phase 1b-Studie von Circularly permuted TRAIL (CPT). CPT wird von Beijing Sunbio Biotech als Therapie für das multiple Myelom und andere Blutkrebserkrankungen entwickelt. Es aktiviert die sogenannten TRAIL-Rezeptoren im Körper, die die Zellen veranlassen zu sterben. Vorklinische Studien haben gezeigt, dass CPT Krebszellen, nicht aber gesunde Zellen, tötet.

In der Phase 1b-Studie wurden 29 rezidivierte/refraktäre Myelompatienten mit einem mittleren Alter von 57 Jahren mit 5 mg/kg bis 15 mg/kg CPT behandelt und dann auf ihr Ansprechen ausgewertet. Die Studienteilnehmer hatten eine mittlere Anzahl von vier Vortherapien erhalten.

Unter den Patienten, die mit mindestens 8 mg/kg CPT behandelt wurden,  sprachen 17 Prozent bis 33 Prozent der Patienten auf die Behandlung an, was den Forschern zufolge zeigt, dass die optimale CPT Dosis zwischen 8 mg/kg und 15 mg/kg liegt.

Die Forscher schlossen aus den Ergebnissen der Studie, dass CPT bis zu einer Dosis von 15 mg/kg gut vertragen wird. Die am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen umfassten Fieber (21 Prozent der Patienten), niedrige Leukozytenzahlen (17 Prozent), Erschöpfung (14 Prozent) und Erbrechen (10 Prozent).

Ein anderes Poster zeigte die Ergebnisse Phase 1-Studie von MLN8237 und Velcade (Bortezomib) bei rezidivierten und refraktären Myelompatienten. MLN8237 wird von Millennium Pharmaceuticals entwickelt, derselben Firma, die Velcade entwickelt hat und es in den Vereinigten Staaten vermarktet. MLN8237 hemmt die Tätigkeit des Enzyms Aurorakinase, welches eine entscheidende Rolle in der Zellteilung spielt.

Die Studie schloss 19 Patienten mit einem mittleren Alter von 64 Jahren ein. Alle Patienten müssen zwischen einer und vier Vortherapien erhalten haben, um an der Studie teilnehmen zu können.

Die Patienten erhielten 20 mg bis 50 mg von oral gegebenen MLN8237 zweimal täglich an den Tagen 1 bis 7 plus 1,5 mg/m2 intravenöses Velcade wöchentlich in einem 28-tägigen Behandlungszyklus.

Insgesamt sprachen 26 Prozent der Patienten auf die Behandlung an; 5 Prozent erreichten eine komplette Remission, 5 Prozent eine sehr gute teilweise Remission und 16 Prozent eine teilweise Remission.

Die am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen schlossen eine periphere Neuropathie (Schmerzen und Mißempfindungen in den  Extremitäten bei 63 Prozent der Patienten), Erschöpfung (63 Prozent), Diarrhöe (53 Prozent) und Brechreiz (47 Prozent) ein.

Die Forscher wiesen darauf hin, dass die während der Studie verwendete Behandlung keine Steroide, wie Dexamethason oder Prednison, einschloss und dass nur ein Patient die Behandlung wegen Nebenwirkungen abgebrochen hat.

Die Forscher haben bereits eine Phase2-Studie mit dieser Kombination begonnen.

Ein anderes Poster präsentierte Ergebnisse einer Phase1-Studie 1 von Veliparib in der Kombination mit Velcade und Dexamethason bei rezidivierten / refraktären Myelompatienten.

Veliparib, das von Abbott entwickelt wird, ist ein potenzielles Antikrebsmedikament, das die Tätigkeit der Enzyme PARP1 und PARP2 hemmt. Es wird als eine Behandlung für eine Vielfalt von verschiedenen Krebserkrankungen untersucht.

Die Phase1-Studie schloss 15 Patienten mit einem mittleren Alter von 61 Jahren ein. Die Patienten hatten eine mittlere Anzahl von drei Vortherapien erhalten. Die Patienten erhielten 20 mg bis 100 mg orales Veliparib zweimal täglich an 14 Tagen in der Kombination mit Velcade und Dexamethason.

Von 11 auswertbaren Patienten erreichten 46 Prozent der Patienten eine teilweise Remission oder besser, was die Forscher als signifikant beschrieben.

Die häufigsten schwereren Nebenwirkungen schlossen niedrige Thrombozytenzahlen (38 Prozent der Patienten), niedrige rote Blutkörperchen (13 Prozent) und Diarrhöe (13 Prozent) ein. Außerdem hatten 38 Prozent der Patienten eine milde periphere Neuropathie.

Ein anderes Poster fasste die Ergebnisse einer Studie der Phase 2 von Bexxar (Jod-131 Tositumomab) bei Myelompatienten zusammen. Bexxar ist in den Vereinigten Staaten zur Behandlung des Non-Hodgkin-Lymphoms zugelassen und wird von GlaxoSmithKline weiter entwickelt und vermarktet.

Die Studie schloss 16 Myelompatienten mit einem mittleren Alter von 56 Jahren ein, die eine mittlere Anzahl von zwei Vortherapien erhalten hatten. Alle Patienten hatten eine stabile Erkrankung, als sie in die Studie eingeschlossen wurden.

Insgesamt sprachen 31 Prozent der Patienten auf die Bexxar Behandlung an. Die Forscher fanden, dass bedeutend mehr Patienten (67 Prozent), die das CD20 Protein auf der Oberfläche ihrer Myelomzellen trugen, auf die Bexxar Behandlung ansprachen als Patienten, die keine CD20 Proteine auf der Oberfläche ihrer Zellen trugen(10 Prozent).

Die am häufigsten beobachteten schweren Nebenwirkungen schlossen niedrige Leukozytenzahlen (44 Prozent der Patienten), niedrige Thrombozytenzahlen (25 Prozent) und Infektionen (13 Prozent) ein.

Kombinationstherapien

Auf der Postersitzung wurden auch Poster gezeigt, die bereits genehmigte Therapiekombinationen für die Behandlung des multiplen Myelom untersuchten.

In einem Poster fassten japanische Forscher die Ergebnisse einer Studie zusammen, die niedrigere Dosen von Velcade, Cyclophosphamid und Dexamethason, allgemein abgekürzt als CyBorD, sowohl bei neu diagnostizierten,  als auch rezidivierten / refraktären Myelompatienten, untersuchte.

Die Studie schloss 20 Patienten mit einem mittleren Alter von 72 Jahren ein, die für eine Stammzelltransplantation nicht in Frage kamen.

Die Forscher fanden heraus, dass die niedrigere Dosis von CyBorD eine ähnlich hohe Wirkung wie die Standarddosis-Kombination zeigte. 90 Prozent der Patienten sprachen auf die niedrigdosierte Therapie an; 40 Prozent erreichten eine komplette oder nahezu komplette Remission, 25 Prozent eine sehr gute teilweise Remission und 25 Prozent eine teilweise Remission.

Außerdem war die niedrig dosierte Therapie mit einer niedrigeren Rate an Nebenwirkungen - im Besonderen der peripheren Neuropathie, einer allgemeinen Nebenwirkung der Velcadetherapie , verbunden. Nur 15 Prozent der Patienten hatte eine periphere Neuropathie und keiner der Patienten unterbrach deswegen die Behandlung.

Aus ihren Ergebnissen schlossen die Forscher, dass eine niedrig dosierte CyBorD-Therapie eine gute Behandlungsalternative für ältere und gebrechliche Myelompatienten sein kann.

Ein anderes Poster fasste die Ergebnisse einer holländischen Studie zusammen, die zeigt, dass die Kombination von Revlimid (Lenalidomid), Velcade und Dexamethason, gefolgt von einer Revlimiderhaltung bei Myelompatienten nach dem ersten Rezidiv wirksam und sicher ist.

Die Phase2-Studie schloss 74 Patienten mit einem mittleren Alter von 66 Jahren ein.

Achtundachtzig Prozent der Patienten sprachen auf die Behandlung innerhalb eines Medians von 1,1 Behandlungszyklen an. Insbesondere erreichten 27 Prozent der Patienten eine komplette Remission, 37 Prozent eine sehr gute teilweise Remission und 24 Prozent eine teilweise Remission.

Die mittlere progressionsfreie Überlebenszeit betrug 18 Monate und nach 30 Monaten betrug die Gesamtüberlebensrate 65 Prozent.

Zweiundzwanzig Prozent der Patienten hatten schwere hämatologische Nebenwirkungen und 17 Prozent hatten eine schwere periphere Neuropathie.

Ein anderes Poster präsentierte die Ergebnisse einer Phase 1/2-Studie, deren Ziel es war, eine sichere und wirksame Dosis von Revlimid in der Kombination mit Dexamethason bei Myelompatienten mit einer Nierenfunktionsstörung zu bestimmen. Revlimid wird bei Patienten mit einer Nierenfunktionsstörung nicht oft verwendet, weil es über die Nieren ausgeschieden wird.

Die Studie schloss 26 Myelompatienten mit einer Nierenfunktionsstörung ein. Das mittlere Patientenalter war 73 Jahre. Abhängig von ihrer Nierenfunktion erhielten die Patienten zwischen 5 und 25 mg Revlimid täglich oder jeden zweiten Tag.

Insgesamt sprachen 56 Prozent der Patienten auf die Behandlung an; 4 Prozent erreichten eine komplette Remission, 8 Prozent eine sehr gute teilweise Remission und 44 Prozent eine teilweise Remission.

Den Forschern zufolge wurde die Behandlung gut vertragen, obwohl 70 Prozent der Patienten schwere Nebenwirkungen hatten.

Die maximale tolerierte Dosis wurde noch nicht erreicht, was es laut den Forschern ermöglicht, Revlimid in höheren Dosen zu verabreichen als vorher gedacht.

MGUS und schwelendes Myelom

Die Poster-Sitzung am  Abend des 8. Dezembers beinhaltete mehrere Studien über Myelom- Vorgängererkrankungen, wie die monoklonale Gammopathie unbekannter Signifikanz (MGUS) und das schwelende Myelom.

Ein Poster fasste Ergebnisse einer kleinen, am  National Institute of Health durchgeführten Studie zusammen, die zeigt, dass 20 Prozent der unbehandelten Patienten mit MGUS und schwelendem Myelom frühe Zeichen einer dysfunktionalen Blutzellproduktion hatten, die normalerweise bei Patienten mit sogenanntem myelodysplastischen Syndrom (MDS)  gesehen wird.

Den Forschern zufolge unterstützen ihre Ergebnisse weiter die Theorie, dass es schon vor dem Einsetzen der Plasmazellstörungen und dem Beginn einer Behandlung eine biologische Verbindung zwischen einer Plasmazellstörung (wie MGUS, schwelendes Myelom und multiples Myelom) und MDS gibt.

Ein anderes Poster präsentierte Ergebnisse einer deutschen Studie, die den Einfluss von chromosomalen Abnormitäten auf das Risiko einer Progression bei Patienten mit schwelendem Myelom untersuchte. Die mittlere Zeit bis zu einer Progression betrug für alle 231 in die Studie eingeschlossenen Patienten mit schwelendem Myelom 4,9 Jahre.

Die Forscher fanden heraus, dass die Zeit bis zur Krankheitsprogression für Patienten mit den chromosomalen Abnormitäten del (17p13) (2,7 Jahre), t(4;14) (2,9 Jahre), und +1q21 (3,7 Jahre) bedeutend kürzer war.

Biomarker

Mehrere Studien untersuchten die Rolle von verschiedenem Biomarkern beim multiplen Myelom.

Ein Poster fasste die Ergebnisse einer australischen Studie zusammen, die zeigt, dass Myelompatienten, die mehr als 10 Jahre überleben, höhere Level von bestimmten T-Zelltypen haben als normal.

T-Zellen sind eine Leukozytenart, die eine Schlüsselrolle im Immunsystem spielen. Insbesondere fanden die Forscher, dass langfristige Überlebende T-Zellen hatten, die nicht inaktiv waren. Dies bedeutet, dass sie wahrscheinlicher als üblich die Abwehrmechanismen des Körpers gegen Myelomzellen aktiviert haben. Den Forschen zufolge können diese Zellen Kandidaten dafür sein, die immunologische Kontrolle über das multiple Myelom wieder herzustellen.

Ein anderes Poster fasste die Ergebnisse einer japanischen Studie zusammen, die zeigt, dass das Protein Interleukin-2 als ein Marker dienen kann, um Patienten zu identifizieren, die eine Velcade-verursachte periphere Neuropathie entwickeln. Die Forscher fanden, dass Patienten, die erhöhte Interleukin-2-Werte vor der Velcade Therapie zeigten, mit höherer Wahrscheinlichkeit eine periphere Neuropathie entwickelten.

Ein anderes Poster präsentierte die Ergebnisse einer deutschen Studie, die zeigen konnte, dass die Höhe des Proteins Cereblon von der Art der Plasmazellstörung abhängig ist. Frühere Studien haben gezeigt, dass Cereblon für die immunmodulatorischen Substanzen Revlimid und Pomalidomid notwendig ist,  um gegen das multiple Myelom wirksam zu sein.

Die deutschen Forscher fanden heraus, dass Patienten mit MGUS höhere Cereblon-Niveaus im Blut hatten als Patienten mit aktivem Myelom. Bei Patienten mit chromosomalen Abnormitäten zeigten diejenigen mit del 17p13 und Zugewinn an 1q21 die niedrigsten Cereblonwerte.

Myelom Präsentationen von Tag 2, Tag 3 und Tag 4 des ASH-Meetings 2012 werden täglich von Myeloma Beacon zusammengefasst und veröffentlicht.

Weitere Berichte über die wichtigsten Forschungsresultate werden im Laufe der Woche erscheinen. Für alle mit der diesjährigen ASH-Sitzung verbundenen Beacon-Artikel, siehe bitte die vollständige ASH-2012-Berichterstattung von Myeloma Beacon.

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