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Forschung gibt Aufschluss über das Immunsystem von Myelompatienten mit langfristiger Krankheitskontrolle

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Veröffentlicht: 11. September 2012 10:26
Forschung gibt Aufschluss über das Immunsystem von Myelompatienten mit langfristiger Krankheitskontrolle

In einer neuen multizentrischen Studie haben spanische Forscher mehrere Eigenschaften des Immunsystems von Myelompatienten identifiziert, die eine langfristige Krankheitskontrolle erreicht haben.

Sie fanden heraus, dass Patienten, die eine langfristige Krankheitskontrolle erreichen, ein Immunsystemprofil haben, das sich von Patienten mit aktiver Krankheit und von gesunden Erwachsenen unterscheidet.

Dieses besondere Profil, argumentierten die Forscher, spielt wahrscheinlich eine Rolle bei  Patienten, die eine langfristige Kontrolle ihres Myeloms erreichen, und sollte deswegen  genauer untersucht werden.

Die Mehrheit der Myelompatienten rezidiviert im Mittel innerhalb von drei Jahren nach initialer Diagnose. Jedoch sind, laut Angaben der Forscher, 6 bis 18 Prozent der behandelten Patienten 10 oder mehr Jahre ohne Rezidiv. Insbesondere schließt diese Gruppe von Patienten sowohl diejenigen ein, die eine komplette Remission erreicht haben, als auch diejenigen, die zu einer monoklonalen Gammopathie unbestimmter Signifikanz (MGUS), einer Vorläufererkrankung des Myeloms, zurückkehren.

Bisherige Untersuchungen haben gezeigt, dass das Immunsystem in Patienten mit aktivem multiplen Myelom beeinträchtigt ist. Bestandteile des Immunsystems - einschließlich T-Zellen, B- Zellen, natürlichen Killerzellen und dendritischen Zellen - werden beträchtlich verändert.

T-Zellen, B-Zellen und natürliche Killerzellen sind Leukozytenarten, die dem Körper helfen, sich gegen Infektionen und Fremdkörper zu verteidigen. Natürliche Killerzellen reagieren insbesondere schnell auf eine Tumorbildung.

Dendritische Zellen helfen den T-Zellen und B-Zellen, Bedrohungen des Körpers zu identifizieren und zu attackieren. Sie sind auch in der Entwicklung von reifen B-Zellen beteiligt.

Patienten mit aktivem Myelom haben erhöhte Mengen an CD8 positive T-Zellen und natürlichen Killerzellen im Knochenmark und im zirkulierenden Blut. CD8 + T-Zellen sind ein T-Zelltyp, der Krebszellen ins Visier nimmt.

Zusätzlich konnte man zeigen, dass die Zahl an B-Zellvorgängern und normalen Plasmazellen bei neu diagnostizierten Myelompatienten niedrig ist. Viele B-Zellen wandeln sich zu Plasmazellen um, die Antikörper erzeugen, die dann Infektionen bekämpfen.

Vorhergehende Studien haben auch über eine Verminderung von dendritischen Zellen bei Patienten mit multiplem Myelom berichtet.

In der aktuellen Studie untersuchten die Forscher die Rolle dieser Immunzellen bei Patienten mit einer langfristigen Krankheitskontrolle. Sie haben Daten von 28 Patienten mit langfristiger Krankheitskontrolle, 23 Patienten mit neu diagnostiziertem MGUS, 23 Patienten mit aktivem multiplen Myelom und 10 gesunden Erwachsenen in einem ähnlichen Alter analysiert.

Die Patienten mit einer langfristigen Krankheitskontrolle hatten entweder eine komplette Remission erreicht und waren seit mehr als fünf Jahren ohne Rückfälle geblieben oder hatten eine teilweise Remission oder eine komplette Remission erreicht und waren seit mehr als drei Jahren ohne Therapie ohne Rückfälle geblieben.

Ähnlich wie Patienten mit MGUS und aktivem multiplem Myelom zeigten Patienten, die eine langfristige Krankheitskontrolle hatten, erhöhte Werte an CD8 + T-Zellen und natürlichen Killerzellen. Die Studienleiter schlossen daraus, dass diese Zunahme auf einen Mechanismus deutet, der das Tumorwachstum kontrollieren kann.

Man stellte auch fest, dass Patienten mit einer langfristigen Krankheitskontrolle eine Verminderung an regulierenden T-Zellen im Knochenmark im Vergleich zu Patienten mit aktivem multiplen Myelom hatten.

Regulierende T-Zellen unterdrücken das Immunsystem und bisherige Studien haben widersprüchliche Ergebnisse bezüglich der Änderung bei regulatorischen T-Zellzahlen bei Myelompatienten gezeigt. Die Forscher der aktuellen Studie stellten die Hypothese auf, dass eine Verminderung regulatorischer T-Zellen bei Patienten mit einer langfristigen Krankheitskontrolle zu einer besseren Wirksamkeit von CD8 + T-Zellen und natürlichen Killerzellen bei der Bekämpfung krebsbefallener Zellen führt.

Darüber hinaus hatten Patienten mit einer langfristigen Krankheitskontrolle normale B-Zellniveaus im Knochenmark und im zirkulierenden Blut, während Patienten mit MGUS und aktivem Myelom niedrige B-Zellwerte aufwiesen. In Einklang mit diesen Ergebnissen hatten Patienten mit einer langfristigen Krankheitskontrolle erhöhte B- Zellvorgänger- und Plasmazellwerte.

Im Vergleich zu gesunden Erwachsenen hatten Patienten mit einer langfristigen Krankheitskontrolle ähnliche Niveaus an dendritischen Zellen im zirkulierenden Blut. Diese Ergebnisse ähneln denjenigen für Myelompatienten, die sechs Monate nach einer autologen Stammzelltransplantation noch in Remission waren.

Die Studienleiter untersuchten auch den Unterschied in den Immunprofile von Patienten, die mehr als 10 Jahre in Remission ware, Patientn, die fünf bis 10 Jahre in Remission waren, und gesunden Erwachsenen.

Sie fanden heraus, dass die Patienten, die mehr als 10 Jahre in Remission waren, deutlich höhere  CD8 + T-Zellen, B-Zellen und besondere Arten von dendritischen Zellen hatten im als Patienten, die kürzere Zeit in Remission waren, und gesunde Erwachsene. Die Forscher schlussfolgerten daraus, dass das Immunprofil von Patienten, die eine langfristige Krankheitskontrolle haben, nicht zum Immunprofil von gesunden Erwachsenen zurückkehrt, sondern dass die Patienten ein eigenes charakteristisches Immunprofil haben.

Insgesamt glauben die Autoren des aktuellen Artikels, dass ihre Ergebnisse zeigen, dass Myelompatienten mit einer langfristigen Krankheitskontrolle eine verbesserte "Immunkontrolle“ haben, die darin besteht, dass das Immunsystem krebsbefallene Zellen identifizieren und beseitigen kann.

Diese Entdeckung, argumentieren die Forscher, "sollte weiter untersucht werden, um die spezifischen zu Grunde liegenden molekularen und funktionellen beteiligten Mechanismen zu identifizieren."

Für weitere Informationen, siehe bitte die Studie in Haematologica (pdf).

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