Pomalidomid kann bei Myelompatienten wirksam sein, die eine extramedulläre Manifestation des Myeloms entwickeln

Die Ergebnisse einer neuen Studie, die von der Mayo Klinik in Rochester, Minnesota geleitet wurde, zeigen, dass Pomalidomid bei Patienten wirksam sein kann, die eine extramedulläre Manifestation ihrer Erkrankung während der Behandlung mit Thalidomid, Revlimid oder Velcade entwickeln. Jedoch zeigten die Ergebnisse auch, dass diese Patienten kürzere Gesamtüberlebensraten hatten als Patienten, die während der Behandlung keine extramedulläre Manifestation entwickelten.
Die Studienautoren sind der Meinung, dass weitere Studien erforderlich sind, um zu bestimmen, ob die neuen Substanzen die Wahrscheinlichkeit vergrößern, einen extramedullären Befall zu entwickeln.
"Wir wissen nicht, ob wir die Entwicklung von extramedullären Manifestationen sehen, weil (1) die Patienten aufgrund der vielen wirksamen Therapien lange genug leben, um die extramedulläre Manifestation zu bekommen, (2) die bessere bildliche Darstellung mehr Fälle von extramedullärer Manifestation aufdeckt oder (3) die neuen Therapien irgendwie die Entwicklung der extramedullären Manifestation hervorrufen." erklärte Dr. Martha Lacy, eine der Studienleiter.
Die extramedulläre Manifestation oder Weichteilmanifestation kommt vor, wenn sich bösartige Plasmazellen in Organen oder weichen Geweben außerhalb des Knochenmarks einnisten. Es wird allgemein mit einen Rezidiv oder refraktärem Myelom verbunden.
Dr. William Matsui vom Johns Hopkins Medical Institut, das an der Studie nicht beteiligt war, erklärte, dass die Behandlung für Myelompatienten mit extramedullärer Manifestation ähnlich wie für Patienten ohne Weichteiltumore ist. "Gewöhnlich sind die Behandlungsstrategien ähnlich wie bei reinem Befall des Knochenmarks, vielleicht mit Ausnahme der Anwendung von Bestrahlung für die lokale Behandlung." sagte er.
Den Studienautoren zufolge besteht zunehmend die Sorge, dass die Behandlung mit neuartigen Substanzen wie Thalidomid, Revlimid (Lenalidomid) oder Velcade (Bortezomib) das Vorkommen extramedullärer Manifestationen bei Myelompatienten in den letzten Jahren vergrößert haben kann.
Um der Sache weiter auf den Grund zu gehen und die Aktivität von Pomalidomid bei Patienten mit extramedullärer Manifestation zu bewerten, analysierten Dr. Lacy und ihre Kollegen von der Mayo Klinik Daten von 174 rezidivierten/refraktären Myelompatienten, die in eine klinische Phase 2 Studie mit Pomalidomid und niedrig dosierterem Dexamethason zwischen November 2007 und Mai 2010 rekrutiert worden waren.
Während dieser Zeit erhielten die Patienten 2 mg bis 4 mg Pomalidomid einmal täglich und niedrig dosiertes Dexamethason mit 40 mg einmal wöchentlich.
Alle Patienten hatten vorher eine Behandlung mit neuen Substanzen erhalten. Die mittlere Zahl vorhergehender Therapien war sechs (ein bis zwölf Therapien).
Von 174 Patienten hatten 16 Patienten (9,2 Prozent) eine extramedulläre Manifestation. Drei Patienten (1,7 Prozent) hatten einen extramedullären Befall bereits zur Zeit der Diagnose, und 13 Patienten (7,5 Prozent) entwickelten die Manifestation während der Behandlung mit neuen Substanzen (mit der Behandlung auftauchende extramedulläre Manifestation). Die mittlere Zeitdauer vom Beginn der Therapie bis zum Auftreten der extramedullären Manifestation betrug 24 Monate in einem Intervall von 18 Monaten zu 180 Monaten.
Alle Patienten, bei denen der extramedulläre Befall während einer Behandlung auftrat, hatten vorher Thalidomid oder Revlimid erhalten, 78 Prozent hatten vorher Velcade erhalten.
Die am häufigsten betroffenen Organe waren das Gehirn, Muskulatur, die Brustwand, das Abdomen, die Niere und der Hodensack. Die meisten Patienten hatten den extramedullären Befall nur an einer Stelle, wobei ein Patient 11 betroffene Stellen und ein anderer Patient 20 betroffene Stellen aufwies.
Die Wissenschaftler fanden, dass vier der 13 Patienten mit behandlungsabhängiger extramedullären Manifestation (31 Prozent) auf die Behandlung mit Pomalidomid und niedrig dosiertem Dexamethason ansprachen. Zwei Patienten erreichten eine komplette Remission mit einem kompletten Verschwinden der extramedullären Manifestation, und zwei Patienten erreichten eine teilweise Remission mit einer Verminderung um mehr als 50 Prozent der ursprünglichen extramedullären Manifestation.
Die Forscher fanden auch heraus, dass Patienten mit der extramedullären Manifestation ein kürzeres Gesamtüberleben hatten als Patienten ohne extramedulläre Manifestation. Patienten mit der Manifestation hatten ein mittleres Überleben von 16 Monaten, während das mittlere Überleben von Patienten ohne die extramedulläre Manifestation noch nicht erreicht wurde.
"Da das Erscheinen der extramedullären Manifestation wahrscheinlich mit einer Krankheitsprogression verbunden ist, kann das eine relativ schlechtere Prognose bedeuten," sagte Dr. Matsui.
"Es sollte ein grösseres Bewusstsein geschaffen werden, nach extramedullären Manifestationen zu suchen, wenn Patienten mit neuen Substanzen behandelt worden sind. Es ist es möglich, dass viele der Parameter, die zur Zeit zur Erfassung des Rezidivs verwendet werden, das Auftreten einer extramedullären Manifestation übersehen," fügte er hinzu.
Für weitere Informationen, siehe bitte den Artikel in Leukemia (Abtract).
Ähnliche Artikel:
- Nelfinavir zeigt nur begrenzten Erfolg bei der Überwindung von Revlimid-Resistenzen bei Patienten mit multiplem Myelom
- Zugabe von Clarithromycin zu Velcade-basierter Myelombehandlung führt zu keiner Erhöhung der Wirksamkeit bei deutlich zunehmenden Nebenwirkungen
- Revlimid, Velcade und Dexamethason, gefolgt von Stammzelltransplantation, führt zu tiefen Remissionen und beachtlichem Gesamtüberleben beim neu diagnostizierten multiplem Myelom
- Nelfinavir-Velcade-Kombination sehr aktiv bei fortgeschrittenem, Velcade-resistentem multiplen Myelom
- Augenlidkomplikationen mit Velcade-Therapie: Neue Erkenntnisse und Empfehlungen