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IMW 2011 Multiples Myelom Update – Tag 3, Teil 1

Kein Kommentar Von ; Übersetzt von Sabine Schock
Veröffentlicht: 9. Mai 2011 16:18
IMW 2011 Multiples Myelom Update – Tag 3, Teil 1

Donnerstag war der dritte Tag des Internationalen Myelom Workshop (IMW) in Paris. Es gab von morgens bis abends Vorträge.

Einige der Höhepunkte vom ersten Teil des dritten Tages der Konferenz werden in diesem Artikel zusammengefasst. Höhepunkte vom zweiten Teil des Tages werden in einem getrennten Artikel zusammengefasst.

Die Behandlung älterer, neu diagnostizierter Myelompatienten

Die erste Sitzung des Morgens betraf die Behandlung neu diagnostizierter Myelompatienten älter als 65 Jahre, speziell diejenigen, die für eine Stammzelltransplantation nicht in Frage kommen. Sie ergänzte die Sitzung von Mittwoch über die Behandlung neu diagnostizierter Patienten unter 65 Jahren.

Als Erster präsentierte Dr. Vincent Rajkumar von der Mayo Klinik in Minnesota die potenziellen Behandlungsoptionen für ältere, neu diagnostizierte Patienten, stellte klinische Studiendaten vor, die für diese Behandlungen relevant sind, identifizierte Kernprobleme bei der Behandlung älterer Patienten und sprach über seine eigenen Behandlungsvorlieben.

Dr. Rajkumar erklärte, dass er die Anfangsbehandlung eines Patienten danach auswählt, ob dieser ein normales, mittleres oder hohes Risiko trägt.

Zuerst erwähnte er, dass er Melphalan (Alkeran) trotz seiner langen Anwendungsgeschichte beim Myelom nicht gern einsetzt. Er glaubt, dass es die Wirkung von zukünftigen Behandlungen reduzieren kann.

Deshalb empfiehlt er im Fall von Patienten mit normalem Risiko die Behandlung mit Revlimid (Lenalidomid) und niedrig dosiertem Dexamethason über 18 Monate. Danach bespricht er mit jedem Patienten die Möglichkeit einer Revlimid-Erhaltungstherapie.

Er glaubt, dass Patienten mit mittlerem Risiko mit einer Kombinationstherapie behandelt werden sollten, die Velcade (Bortezomib) einschließt. Seine Vorliebe besteht aus Velcade, Cyclophosphamid und Dexamethason - eine Kombination bekannt als VCd oder CyBorD – über ein Jahr, gefolgt von einer Velcade Erhaltungstherapie über zwei Jahre.

Für risikoreiche Patienten verwendet Dr. Rajkumar normalerweise Revlimid, Velcade und Dexamethason - bekannt als RVd -, bis der Patient (hoffentlich) eine komplette Remission erreicht. Dann wird er auf eine Velcade Erhaltungstherapie bis zu einem Krankheitsprogress eingestellt.

Bei der Behandlung von Patienten mit Velcade verwendet Dr. Rajkumar fast immer statt der Infusion subkutanes Velcade einmal pro Woche. Er meint, dass diese Anwendungsform and -frequenz gute Wirkung gezeigt und gleichzeitig das Risiko peripherer Neuropathien (Schmerzen und Mißempfindungen in den Extremitäten), eine häufige Nebenwirkung bei der mehrfachen, intravenösen Gabe von Velcade, reduziert hat.

Während der restlichen Sitzung besprachen Experten aus aller Welt, was Myelomexperten in ihren Ländern als Kernprobleme bei der Behandlung älterer, neu diagnostizierter Myelompatienten ansehen. Es wurden auch die geplanten oder kürzlich geöffneten Studien besprochen, die Licht auf die mit der Behandlung  dieser Patientengruppe verbundenen Kernfragen werfen sollen.

Aus den verschiedenen Vorträgen konnte man schließen, dass es ein äußerst breites Spektrum von potenziellen Behandlungsoptionen gibt, die für ältere, neu diagnostizierte Patienten untersucht werden. Die Vortragenden erwähnten Melphalan und Prednison in der Kombination mit einer oder mehreren neuen Substanzen, Cyclophosphamid und Dexamethason in der Kombination mit einer oder mehreren neuen Substanzen, sowie Revlimid plus Dexamethason, vielleicht unter Zugabe von Velcade.

In vielen der während der Sitzung besprochenen Studien werden die chromosomalen Abnormitäten jedes Studienteilnehmers und in einigen Fällen die Ergebnisse der Knochenbildgebung sorgfältig analysiert. In sehr wenigen der Studien wird die Behandlung jedoch nach der Risikoklassifikation, wie Dr. Rajkumar sie empfiehlt, differenziert.

Mehrere kreative Studiendesigns wurden ebenfalls besprochen.

Zum Beispiel schlug Dr. Antonio Palumbo von der Universität Turin vor, Standarddosierungen für „normale" Patienten und eine Reihe niedrigerer Dosierungen für Patienten zu verwenden, die älter sind oder andere koexistierende medizinische Erkrankungen haben.

Dr. María-Victoria Mateos vom Universitätskrankenhaus Salamanca präsentierte ebenfalls ein kreatives Studien-Design, das zwei Kombinationsbehandlungen verwendet: Velcade, Melphalan, und Prednison (VMP) und Revlimid plus niedrig dosiertes Dexamethason (Rd). Ein Teil der Patienten in der Studie wird die zwei Behandlungen in Folge erhalten: zuerst mehrere Zyklen von VMP, dann mehrere Zyklen von Rd. Der andere Teil der Patienten wird abwechselnd einen Zyklus VMP und dann einen Zyklus Rd erhalten, dann wieder VMP und so weiter. Dr. Mateos und ihre Kollegen glauben, dass der Wechsel der Behandlung zu besseren Ergebnissen führen kann. Aber sie werden die Ergebnisse abwarten müssen, um Aussagen treffen zu können.

In der Entwicklung befindliche Therapien

Die nächste Sitzung des Tages war eine interessante Folge von Vorträgen über neue Medikamente und neue Behandlungsansätze für das multiple Myelom. Der Fokus dieser Vorträge lag auf Medikamenten, die noch erforscht werden und die in den meisten Fällen noch nicht zugelassen oder allgemein für die Myelombehandlung verfügbar sind.

Dr. Kenneth Anderson vom Dana Farber Cancer Institut in Boston hielt den einleitenden Vortrag der Sitzung. Er gab einen Überblick über das Feld von Myelommedikamenten, die noch in der Entwicklung sind. Viel von dem Vortrag ähnelte dem Vortrag, den er an Tag 2 des Workshops gehalten hatte (siehe verwandte Nachrichten von Myeloma Beacon). In diesem Vortrag besprach er auch einige viel versprechende Medikamente, die sich in einer sehr frühen Phase der Entwicklung befinden, einschließlich BHQ880, PCI-32765, PD 0032891, Everolimus, und WT161.

Ein bisschen später in der Sitzung hielt Dr. Anderson noch einen zusätzlichen Vortrag, der sich auf Proteasomenhemmstoffe, eine Substanzklasse, die Velcade einschließt, konzentrierte.

Einer der neuen Proteasomenhemmstoffe, Carfilzomib, ist bereits unter Myelomexperten und Patienten gut bekannt. Aber es gibt viele andere potentielle Myelommedikamente in dieser Substanzklasse und sie scheinen alle ziemlich vielversprechend zu sein. Drei, die bereits in klinischen Studien sind, oder bald sein werden, sind CEP-18770, NPI-0052 und P5091. Für drei weitere Substanzen, die vielversprechende Ergebnisse im Labor gezeigt haben, werden bald klinische Studien starten können: MLN9708, ONX 0912 (PR 047) und PR 924.

Ein anderer wichtiger Vortrag während dieser Sitzung konzentrierte sich auch auf Carfilzomib. Der Vortrag wurde von Dr. Andrzej Jakubowiak von der Universität Michigans gehalten. Er fasste zuerst für das Publikum das Design und die Ergebnisse von früheren klinischen Studien zusammen, die sich mit Carfilzomib beschäftigt haben (siehe verwandte Artikel von Myeloma Beacon). Dann beschrieb er ausführlich aktualisierte Ergebnisse einer Studie, in der Carfilzomib in Kombination mit Revlimid und Dexamethason (CRd) bei neu diagnostizierten Patienten, die für eine Transplantation in Frage kamen, als auch bei Patienten, die ungeeignet für eine Transplantation waren, untersucht wurde. Die CRd Behandlung wird sowohl als anfängliche (Induktions-) Therapie als auch als Konsolidierungs- und Erhaltungstherapie verwendet.

Die mit dieser neuen Kombinationstherapie beobachteten Ansprechraten sehen sehr vielversprechend aus. Volle 97 Prozent der Patienten erreichten mindestens eine partielle Remission, und 60 Prozent der Patienten erreichten entweder eine nahezu komplette Remission oder besser. Nach neun Monaten hatte noch keiner der Patienten eine Progression, alle Patienten leben noch. Außerdem sieht das Nebenwirkungsprofil der CRd-Kombination mit nur 11 Prozent von Patienten, die eine periphere Neuropathie bekommen, günstig aus. Darunter war kein schwerer Fall von peripherer Neuropathie.

Pomalidomid, ein anderes neues Myelommedikament, das beachtliche Aufmerksamkeit erregt hat, war das Thema des folgenden Vortrages der Sitzung, der von Dr. Martha Lacy von der Mayo Klinik gehalten wurde.

Pomalidomid ist sowohl mit Revlimid als auch mit Thalidomid chemisch verwandt. Wie diese anderen zwei Substanzen wird es oral in Form einer Kapsel eingenommen.

Während ihres Vortrages präsentierte Dr. Lacy Daten, die bereits vorher publiziert oder auf vorhergehenden Konferenzen präsentiert worden waren. Diese Daten stammen in erster Linie aus klinischen Studien, bei denen Pomalidomid bei rezidivierten/refraktären Myelompatienten angewendet worden ist, die schon viele verschiedene vorherige Therapien erhalten haben. Sogar bei Patienten, die sechs oder mehr unterschiedliche vorherige Therapien erhalten hatten, haben mehr als 25 Prozent der Patienten, die Pomalidomid bekommen hatten, mindestens eine teilweise Remission erreicht.

Eine potenzielle Herausforderung für Pomalidomid kann in seinem Nebenwirkungsprofil liegen. In vielen von Dr. Lacy durchgesehenen Studien hatten ungefähr ein Drittel der Patienten, die Pomalidomid einnahmen, sehr niedrige Leukozytenzahlen (auch bekannt als Neutropenie).

Nachdem Dr. Lacy ihren Vortrag beendet hatte,  präsentierte Dr. Enrique Ocio vom Universitätskrankenhaus Salamanca Information über eine potenzielle neue Klasse von Myelommedikamenten, die Histondeacetylase (HDAC) Hemmstoffe. Zwei Substanzen in dieser Klasse - Panobinostat und Zolinza (Vorinostat) – werden in mehreren klinischen Studien geprüft.

Nachdem Panobinostat und Zolinza anfänglich als eigenständige Medikamente für das Myelom nur beschränkte Wirkung gezeigt haben, werden sie jetzt normalerweise in Kombination mit anderen Myelommedikamenten geprüft. Der anfängliche Fokus lag auf der Prüfung dieser Medikamente in der Kombination mit Velcade, weil es ein theoretisches Grundprinzip für solch eine Kombination gibt. Die Ergebnisse, hauptsächlich von Studien bei rezidivierten/refraktären Myelompatienten, waren vielversprechend in Bezug auf die Wirkung, aber es gab einige Probleme mit den Substanzen, weil sie niedrige Thrombozytenzahlen (Thrombozytopenie) bei mehreren Studienteilnehmern verursachten.

Panobinostat und Zolinza werden jetzt auch in Kombination mit Revlimid und Dexamethason geprüft, und erste Ergebnisse dieser Studien sind vielversprechend, sowohl in Bezug auf die Wirkung als auch in Bezug auf Nebenwirkungen.

Der letzte Vortrag während der Sitzung über die potenziellen neuen Myelommedikamente wurde von Dr. Sundar Jagannath von der Mt. Sinai School of Medicine in New York City gehalten. Er sprach über eine andere viel versprechende Substanzklasse, die monoklonalen Antikörper.

Antikörper sind Proteine, die vom Immunsystem verwendet werden, um Fremdkörper wie Bakterien, Viren und Krebszellen zu identifizieren und zu zerstören. Monoklonale Antikörper werden von einem bestimmten Zelltyp erzeugt, was dazu führt, dass die monoklonalen Antikörper identisch sind und sie sich an ein ganz spezifisches Ziel wie die Myelomzellen andocken können.

Dr. Jagannath erklärte, dass es mehrere monoklonale Antikörper in der Entwicklung als potentielle Myelommedikamente gibt. Es ist jedoch wie bei den HDAC-Hemmstoffen, dass klinische Studien gefunden haben, dass monoklonale Antikörper normalerweise nicht selbstständig wirksam sind. Stattdessen haben sie die größte Wirkung, wenn sie zusammen mit einem anderen Myelommedikamenten wie Revlimid oder Velcade eingesetzt werden.

Zwei monoklonale Antikörper, die in einem späten Stadium der Entwicklung sind, sind Elotuzumab und Siltuximab (CNTO-328). Elotuzumab hat eine gute Wirkung in frühen Studien gezeigt, wenn es zusammen mit Velcade bei refraktären/rezidivierten Patienten gegeben wird, und noch bessere Wirkung zusammen mit Revlimid und Dexamethason. Es wird deshalb eine Phase 3-Studie geplant, die Elotuzumab mit Revlimid und Dexamethason bei neudiagnostizierten Patienten prüft.

Siltuximab zeigte auch eine solide Wirkung zusammen mit Velcade in frühen klinischen Studien. Eine Phase 3-Studie in Kombination mit Velcade und Dexamethason bei rezidivierten/refraktären Patienten läuft bereits. Eine weitere Phase 3-Studie, die das Medikament mit Velcade, Melphalan und Prednison bei neu diagnostizierten Patienten kombiniert, wird geplant.

Monoklonale Antikörper, die in frühstufigen klinischen Studien für das multiple Myelom sind, schließen BHQ880, BT062, Daratumumab (HuMax-CD38) und IMMU-110 (hLL1-DOX) ein.

Ausführlichere Zusammenfassungen der Vorträge des heutigen Tages sind im Forum vom Myeloma Beacon zu finden (auf Englisch).  Links zu den Zusammenfassungen (abstracts) einiger Vorträge sind im IMW Programm zu finden. Nachrichten vom letzten Tag des Workshops werden auch in einem ähnlichen Update wie diesem zusammengefasst.

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