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Vorgestellt: TNB-383B

Kein Kommentar Von ; Übersetzt von Sabine Schock
Veröffentlicht: 4. September 2019 15:06
Vorgestellt: TNB-383B

Derzeit laufen weltweit mehr als 300 klinische Studien, die Behandlungen für das multiple Myelom untersuchen und nach teilnehmenden Patienten suchen. Die meisten dieser Studien erforschen neue Myelomtherapien, die noch nicht für den Einsatz außerhalb klinischer Studien zugelassen sind, und viele dieser sogenannten "investigativen" Therapien haben das Potenzial, extrem effektiv zu sein.

Die Zahl neuer Behandlungen, die für das multiple Myelom entwickelt wer­den, ist so hoch wie nie zuvor und das weckt große Hoffnung in der Myelom-Gemeinschaft. In nur wenigen Jahren dürften eine Reihe neuer Medikamente für die Be­hand­lung des Myeloms zugelassen werden und Patienten haben bereits jetzt die Möglichkeit, durch Teil­nahme an klinischen Studien viele dieser Optionen auszuprobieren.

Gleichzeitig macht es die große Anzahl potenzieller Behandlungen für das multiple Myelom schwierig, über alle Optionen informiert zu sein. Aus diesem Grund startet Myeloma Beacon eine neue Artikel-Serie unter dem Namen „Vorgestellt,“ die Myelompatienten und Betreuern Behandlungen vorstellt, an denen Ärzte und Forscher arbeiten.

Dieser erste Artikel der Serie widmet sich dem Medikament TNB-383B.

TNB-383B: Ein bispezifischer Antikörper gegen BCMA und CD3

TNB-383B ist ein zu infundierendes Medikament, bei dem gerade erst mit der Durchführung von kli­ni­schen Studien begonnen wird. Wie das zugelassene Myelommedikament Darzalex (Dara­tu­mu­mab) und Empliciti (Elotuzumab) ist TNB-383B ein monoklonaler Antikörper. TNB-383B unterscheidet sich von den beiden zugelassenen monoklonalen Antikörpern für die Myelomtherapie jedoch in mehrerer Hinsicht.

Erstens arbeiten Darzalex und Empliciti, indem sie auf ein bestimmtes, auf Myelomzellen befindliches Protein zielen. Im Falle von Darzalex ist das Ziel­pro­tein CD38. Im Falle von Empliciti ist das Ziel­protein SLAMF7 (auch bekannt als CD319 und CS1).

TNB-383B hingegen zielt auf zwei Proteine: BCMA (eine Abkürzung für "B-Zell-Reifungsantigen") und CD3. Monoklonale Antikörper wie TNB-383B, die zwei Ziele haben, werden oft als "bispezifische Anti­körper" bezeichnet.

Im Körper wird BCMA hauptsächlich auf Myelomzellen gefunden und der erste Schritt in der Funk­tions­weise von TNB-383B besteht darin, sich an das BCMA auf Myelomzellen zu binden.

Sobald ein TNB-383B-Molekül an eine Myelomzelle gebunden ist, kommt das zweite Ziel des Medi­ka­ments, CD3, ins Spiel. Das CD3 zieht T-Zellen an das Medikament und an die Myelomzelle und bindet sie dann, woraufhin die T-Zellen die Myelomzelle angreifen und, wenn alles gut geht, töten können.

Ein weiterer bisspezifischer Antikörper gegen BCMA und CD3: AMG 420

TNB-383B ist nicht der einzige Antikörper, der BCMA- und CD3 zum Ziel hat und als potenzielle neue Behandlung für das multiple Myelom getestet wird. Es gibt in der Tat mehrere. Der bekannteste von ihnen ist AMG 420 (BI 836909), der derzeit von Amgen entwickelt wird. Die Ergebnisse der klinischen Phase-1-Studie mit AMG 420 wurden gerade diesen Sommer auf medizinischen Konferenzen vor­ge­stellt.

Die Patienten in der Phase-1-Studie mit AMG 420 hatten im Mittel vier Vortherapien erhalten und alle wurden mit mindestens einem immunmodulatorischen Medikament wie Revlimid (Lenalidomid) oder Pomalyst (Pomalidomid, Imnovid) und mindestens einem Proteasomhemmer wie Velcade (Borte­zom­ib) oder Kyprolis (Carfilzomib) behandelt. Etwa ein Viertel der Patienten war auch mit Darzalex be­han­delt worden.

Von den 10 Patienten in der Phase-1-Studie, die die AMG 420 Dosis erhielten, die in zukünftigen Studien mit dem Medikament getestet werden soll, erreichten sieben (70 Prozent) zumindest eine partielle Remission und fünf (50 Prozent) waren MRD (minimale Resterkrankung) negativ. Myelom-Spezialisten waren generell von diesen Ergebnissen beeindruckt, da die Patienten in dieser Studie sehr stark vorbehandelt waren.

TNB-383B’s einzigartige Struktur

TNB-383B unterscheidet sich jedoch von AMG 420 in einer Weise, die das Medikament auch von Darzalex und Empliciti unterscheidet.

Abbildung 1
Struktur von TNB-383B

Schematic of TNB-383B

TNB-383B besteht aus zwei schweren Immunglobulinketten und nur einer Leichtkette, wie in Ab­bil­dung 1 oben dargestellt. Darzalex und Empliciti hingegen haben standardmäßig zwei schwere und zwei leichte Ketten, wie man es bei Immunglobulin-Molekülen vermutet (ähnlich Teil (a) von Abbildung 2, unten). AMG 420 besteht aus einer Kombination von schweren und leichten Ketten zweier miteinander verschmolzener unterschiedlicher Antikörper (Abbildung 2).

Abbildung 2
Monoklonale Antikörper (a & b) und ein AMG 420-ähnlicher bispezifischer Antikörper (c)

Standard anti­bodies and bispecific anti­bodies

Die Figuren (a) und (b) sind Darstellungen von normalen Immunoglobulin-Molekülen mit unter­schied­lichen Zielen (wiedergegeben durch die unterschiedlichen Farben und Formen der Molekülspitzen). Die Figur (c) ist eine Kombination der Molekül­spitzen (a) und (b); es entspricht der Art des bispezi­fi­schen Antikörpers AMG 420.

Die Struktur von TNB-383B ist vor allem im Hinblick darauf relevant, wie seine Wirksamkeit und Sicher­heit im Vergleich zu einem Medikament wie AMG 420 aussehen könnte, das auch BCMA und CD3 angreift. Die Tatsache, dass das Molekül TNB-383B über zwei schwere Immunoglobulin-Ketten verfügt, bedeutet, dass es länger im Körper des Patienten bleiben kann, was seine Wirksamkeit er­höht. Die Entwickler des Medikaments glauben auch, dass das Design von TNB-383B die Wahr­schein­lich­keit verringern könnte, dass es die Nebenwirkung verursacht, die als Zytokin-Freisetzungs­syndrom bekannt ist, eine potenziell schwerwiegende Reaktion des Immunsystems, die bei AMG 420 und anderen Thera­pien, die das Immunsystem beeinflussen, aufgetreten ist.

Es ist anzumerken, dass neben AMG 420 mehrere andere, sich in der Entwicklung befindliche Thera­pien für das multiple Myelom auf das BCMA-Protein abzielen, darunter die CAR-T-Zelltherapie bb2121 und das Antikörper-Konjugat Belantamab Mafodotin (GSK2857916).

Die Phase-1-Studie von TNB-383B beim multiplen Myelom

Derzeit läuft eine klinische Studie zur Erforschung der Wirksamkeit und Sicherheit von TNB-383B bei Patienten mit multiplem Myelom.

Es handelt sich um eine Phase-1-Studie, die zum Teil dazu dient, die optimale Dosis des Medi­ka­ments zu ermitteln. Die Studie findet in den Vereinigten Staaten statt und wird insgesamt an min­destens sechs verschiedenen Orten für Patienten zugänglich sein. Zwei Standorte, einer in North Carolina und einer in Wisconsin, nehmen bereits Patienten auf.

Um an der TNB-383B-Studie teilnehmen zu können, muss bei dem Patienten das multiple Myelom rezidiviert sein und er/ sie muss zuvor mit einer immunmodulatorischen Therapie, einem Proteasomhemmer und einer CD38-orientierten Therapie behandelt worden sein.

Zu den immunmodulatorischen Faktoren gehören Revlimid (Lenalidomid), Pomalyst (Pomalidomid, Imnovid) und Thalidomid. Zu den Proteasomhemmern gehören Velcade (Bortezomib), Kyprolis (Carfilzomib) und Ninlaro (Ixazomib). Zu den CD38-Zielgruppen gehören Darzalex und die sich in der Entwicklung befindliche Substanz Isatuximab.

Weitere Informationen über die TNB-383B-Studie, einschließlich der Studienorte und Zulassungs­kriterien, finden Sie auf der Studienseite unter clinicaltrials.gov (auf Englisch).

Die Unternehmen, die TNB-383B entwickeln

TNB-383B wird in einer Kooperation von zwei Unternehmen, TeneoBio und AbbVie, entwickelt. Kei­nes dieser Unternehmen hat The Myeloma Beacon oder seiner Mitarbeiter finanzielle oder andere For­men der Unterstützung oder Kompensation bereitgestellt. Um die Objektivität der Informationen zu gewähr­leisten, die es der Myelom-Gemeinschaft zur Verfügung stellt, sucht und akzeptiert The Beacon keine finanzielle Unterstützung von Pharmaunternehmen oder von ihnen unterstützten Organisationen.

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