Zwei Darzalex-Studien gestoppt; wenig Einfluss auf den Einsatz beim multiplen Myelom erwartet

Janssen Biotech, die Tochtergesellschaft von Johnson & Johnson, die die Myelom-Therapie Darzalex weltweit vermarktet, hat beschlossen, zwei klinische Studien einzustellen, in denen das Medikament in Kombination mit anderen Krebsbehandlungen getestet wird.
Eine der Darzalex-Studien betrifft Patienten mit metastasierendem, nicht-kleinzelligem Lungenkrebs, während die andere Studie Patienten mit rezidivierendem oder refraktärem multiplem Myelom betrifft.
Genmab, das dänische Unternehmen, das Darzalex (Daratumumab) entwickelt hat, bevor es an Janssen lizenziert wurde, gab am vergangenen Samstag bekannt, dass die Studien eingestellt wurden.
Genmab berichtete, dass in der Lungenkrebsstudie kein Nutzen für die Kombination von Darzalex mit einem anderen Medikament, Tecentriq (Atezolizumab), das bereits in vielen Ländern für die Behandlung von Lungenkrebs zugelassen ist, gesehen wurde.
Darüber hinaus wurden während der Studie mehr Todesfälle bei Patienten beobachtet, die mit Darzalex und Tecentriq behandelt wurden, als bei Patienten, die nur mit Tecentriq behandelt wurden.
Angesichts der zusätzlichen Todesfälle und der fehlenden verbesserten Wirksamkeit empfahl der Datenmonitoring-Ausschuss der Lungenkrebs-Studie, die Studie zu stoppen; dem stimmte Janssen zu.
Außerdem beschloss Janssen, die zweite Studie, die Darzalex in Kombination mit JNJ 63723283, einem noch in der Entwicklung befindlichen Medikament, bei Patienten mit multiplem Myelom abzubrechen.
Die Nachricht von Janssens Entscheidung, die beiden Studien zu stoppen, hatte dramatische Auswirkungen auf den Kurs der Genmab-Aktie, der zunächst um mehr als 25 Prozent fiel und immer noch rund 20 Prozent unter dem Schlusskurs vom vergangenen Freitag liegt. Genmabs Einkommen ist von Lizenzzahlungen, die an den Erfolg von Darzalex geknüpft sind, abhängig, und Investoren sind offenbar besorgt, dass die Zukunft von Darzalex nicht so rosig sein könnte, wie sie angenommen haben.
Die Nachrichten über die Studien, gepaart mit der Börsenreaktion, dürften auch bei Myelompatienten Besorgnis auslösen. Die Entwicklungen werfen die Frage auf: Sollten die jüngsten Entwicklungen die derzeitigen Erwartungen an die Sicherheit und Wirksamkeit von Darzalex zur Behandlung des multiplen Myeloms ändern?
An dieser Stelle scheint die Antwort auf diese Frage ein klares "Nein" zu sein.
Nach der Ankündigung von Genmab am vergangenen Wochenende kontaktierte Myeloma Beacon eine Reihe von Myelom-Spezialisten in den Vereinigten Staaten und Europa, um ihre Reaktionen zu erfahren. Das Feedback war durchweg ähnlich. Alle Spezialisten glauben, dass die Wirksamkeit und Sicherheit von Darzalex zur Behandlung des multiplen Myeloms gut dokumentiert sind und dass die neuesten Entwicklungen wahrscheinlich das Ergebnis der einzigartigen Art und Weise sind, in der Darzalex und vielleicht auch andere Myelomtherapien mit der besonderen Art von Medikamenten, mit denen Darzalex in den beiden abgebrochenen Studien kombiniert wurde, zusammenwirken.
PD-1/PD-L1 Inhibitoren
Sowohl Tecentriq als auch JNJ 63723283, die beiden Medikamente, zu denen Darzalex in den gerade abgebrochenen Studien hinzugefügt wurde, sind "Checkpointhemmer" für Krebserkrankungen, die Proteine blockieren, die das Immunsystem daran hindern, Krebszellen anzugreifen.
Tecentriq und JNJ 63723283 gehören zu den sogenannten PD-1- und PD-L1-Inhibitoren oder Anti-PD-(L)1-Wirkstoffen. Diese Medikamente konzentrieren sich auf die Rolle des Proteins "Programmierter Zelltod 1" (PD-1) bei der Abschirmung von Krebszellen gegen das körpereigene Abwehrsystem.
Vor der Ankündigung von Genmab am vergangenen Wochenende gab es bereits Fragen zur Sicherheit von PD-1/PD-L1-Inhibitoren in Kombination mit Myelombehandlungen. Diese Bedenken basierten in erster Linie auf den Ergebnissen von Studien, in denen Keytruda (Pembrolizumab), ein PD-1-Inhibitor, in Kombination mit Revlimid (Lenalidomid) oder Pomalyst (Pomalidomid, Imnovid) und Dexamethason bei Patienten mit multiplem Myelom getestet wurde.
Erste Ergebnisse aus zwei Keytruda-Studien zeigten, dass bei den Patienten, die Keytruda als Teil ihrer Behandlung erhielten, mehr Todesfälle auftraten als bei denjenigen, deren Behandlung kein Keytruda enthielt (entsprechende Ankündigung und Analyse der FDA; auf Englisch).
Diese Ergebnisse führten dazu, dass die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA (Food and Drug Administration) die klinischen Studien mit Keytruda bei Patienten mit multiplem Myelom teilweise oder vollständig aussetzte. Andere Studien zur Untersuchung von PD-1- oder PD-L1-Inhibitoren bei Patienten mit multiplem Myelom wurden ebenfalls ausgesetzt, und viele dieser Studien sind nun entweder für eine weitere Rekrutierung geschlossen oder abgeschlossen.
Reaktion von Myelomexperten auf die jüngsten Entwicklungen
Die Erfahrungen aus früheren klinischen Studien mit PD-1-Inhibitoren sowie die Studienergebnisse und Erfahrungen im Zusammenhang mit Darzalex als Myelombehandlung spielten eine wichtige Rolle bei der Reaktion der von Myeloma Beacon kontaktierten Myelomexperten auf die von Genmab am vergangenen Wochenende angekündigten Darzalex-Nachrichten.
Dr. Heather Landau vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York City sagte gegenüber Myeloma Beacon:
"Ich denke, es ist bekannt, dass Darzalex für Myelom-Patienten von Vorteil ist. Was nicht ganz klar ist, ist die Anwendung der Anti-PD(L)1-Therapie beim Myelom. Nach der FDA-Zulassung von Darzalex als Upfronttherapie für das multiple Myelom [verwandte Genmab-Pressemitteilung; auf Englisch], glaube ich nicht, dass diese [Nachricht] die Verwendung von Darzalex beim multiplen Myelom in naher Zukunft beeinflussen wird."
Dr. Maximilian Merz, ein Myelomexperte an der Universität Heidelberg, wiederholte das Feedback von Dr. Landau in seinen Kommentaren gegenüber Myloma Beacon. Er sagte:
"Ich denke nicht, dass die gegenwärtige Anwendung von Darzalex beim Myelom betroffen sein wird, da die Sicherheitsprobleme eher auf die PD-1/PD-L1-Blockade zurückzuführen sind, wie sie in früheren Studien mit multiplem Myelom aufgetreten ist."
Dr. Kenneth Shain vom Moffitt Cancer Center in Tampa glaubt, dass die neuesten Entwicklungen die Notwendigkeit einer sorgfältigen Prüfung und Erforschung von Kombinationstherapien bei Krebserkrankungen unterstreichen. Gleichzeitig hält er es für wichtig, die bisherigen Erfahrungen mit Darzalex beim multiplen Myelom im Auge zu behalten:
"Diese Nachricht macht deutlich, dass Wissenschaft und Medizin klinische Studien durchführen müssen, um die Sicherheit und Wirksamkeit neuer Arzneimittelkombinationen zu ermitteln. Man wird sich darauf konzentrieren, weiter zu verstehen, wie und wo die Unterbrechung von PD-1/PD-L1 sicher in der Krebsbehandlung eingesetzt werden kann. Ergebnisse wie diese werden uns helfen, mehr über die Medikamente und die Wechselwirkungen zwischen Krebs und Myelom und Immunsystem zu erfahren.
"Diese [Nachricht] sollte jedoch nichts an der derzeitigen Anwendung von Darzalex bei Patienten mit multiplem Myelom ändern. Denken Sie sich daran, dass die Zulassungen von Darzalex-Kombinationen beim multiplen Myelom auf einer Reihe von randomisierten, kontrollierten Studien basieren. So wurden sowohl die Sicherheit als auch die Wirksamkeit demonstriert. Dennoch sollten wir immer einen gesunden Respekt vor jedem Therapeutikum haben, das wir verwenden."
Dr. Katja Weisel, Myelomexpertin an der Universität Tübingen, begann ihr Feedback für Myeloma Beacon mit der Feststellung, dass sie von den jüngsten Darzalex-Nachrichten nicht besonders überrascht sei und dass eine Studie zur Untersuchung der Kombination von Darzalex und dem PD-L1-Hemmer Imfinzi (Durvalumab) ebenfalls vorzeitig geschlossen wurde. Sie fügte dann hinzu:
"Unabhängig von diesen [jüngsten] Nachrichten wird die Rolle von Darzalex nicht beeinträchtigt und Darzalex wird eines der sehr wichtigen Medikamente zur Behandlung des Myeloms bleiben. Seine Aktivität wurde in mehreren großen Phase-II und III-Studien demonstriert. Doch wo und ob eine Checkpointhemmung einen Platz in der Myelombehandlung finden wird, bleibt zu diesem Zeitpunkt völlig offen."
Dr. Weisel betonte auch einen wichtigen Aspekt der jüngsten Nachrichten, die ihrer Meinung nach nicht übersehen werden sollte:
"Dies ist eine wichtige Botschaft für alle Patienten und Ärzte, die an klinischen Studien beteiligt sind und macht deutlich, dass im Falle von Bedenken oder Sicherheitsereignissen eine sofortige Reaktion des Sponsors und/oder der zuständigen Behörden erfolgt, die bestätigt, dass die Sicherheit der Patienten das wichtigste Thema in klinischen Studien bleibt."
Zusätzliche Informationen zu den abgebrochenen Studien
Die Studie von Darzalex beim multiplem Myelom, die gestoppt wurde, lief unter der Kennzeichung MMY2036. Sie war in drei Teile gegliedert. Im ersten Teil sollten mindestens sechs Patienten mit Darzalex und dem Prüfpräparat JNJ-63723283 behandelt werden. Im zweiten und dritten Teil der Studie sollte die Hälfte der Patienten erneut die Kombination der beiden Medikamente erhalten und die andere Hälfte Darzalex als Einzelwirkstoff.
Ein Vertreter von Janssen teilte Myeloma Beacon mit, dass im ersten Teil der Studie sechs Patienten aufgenommen wurden und dass "im ersten Teil der MMY2036-Studie kein Sicherheitssignal zu sehen war."
Zwei Patienten wurden in den zweiten Teil der Studie aufgenommen.
Alle Patienten, die bisher an der Studie teilgenommen haben und von der Behandlung profitiert haben, erhalten die Möglichkeit, die Behandlung mit Darzalex-Monotherapie fortzusetzen.
Zu diesem Zeitpunkt gibt es keine Informationen, sagte der Janssen-Vertreter Myeloma Beacon, wie sich die Todesursachen zwischen dem Darzalex-Tecentriq Kombinationstherapiearm und dem Tecentriq-Monotherapiearm der Lungenkrebsstudie unterscheiden.
Weiterhin ist geplant, die Ergebnisse der Studie auf einer zukünftigen medizinischen Konferenz zu präsentieren oder sie nach einer vollständigen Analyse der Daten zu veröffentlichen. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung der Daten ist noch nicht festgelegt.
Weitere Informationen finden Sie in der Genmab-Pressemitteilung vom vergangenen Wochenende "Genmab kündigt an, dass Janssen die Studien über Daratumumab in Kombination mit Anti-PD-(L)1 einstellen wird" (auf Englisch).
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