ASCO 2016 Multiples Myelom-Update - Tage Vier & Fünf - Potenzielle neue Myelomtherapien
Veröffentlicht: 22. Juni 2016 14:07


Die Jahrestagung der amerikanischen Gesellschaft für klinische Onkologie (ASCO) 2016 ist jetzt Geschichte, aber es gibt noch vieles von der Sitzung zu berichten.
Diese Ausgabe der ASCO 2016 Myelom-Updates von Myeloma Beacon konzentriert sich auf Präsentationen, die letzten Montag und Dienstag, den letzten beiden Tagen des ASCO-Kongresses, stattfanden und die potenzielle neue Myelomtherapien betrafen.
Es gab einen Block von Vorträgen über potenzielle neue Myelomtherapien am Dienstagsmorgen und über diese Vorträge wird in diesem Artikel berichtet.
Außerdem gab es am Montagmorgen eine Postersitzung über das multiple Myelom und mehrere Poster zeigten Ergebnisse über potenzielle neue Myelomtherapien. Diese werden auch in diesem Artikel vorgestellt.
Insgesamt werden neue Forschungsergebnisse für fünf potenzielle neue Myelomtherapien - Venclexta (Venetoclax), Keytruda (Pembrolizumab), Isatuximab (SAR650984), MOR202 und Selinexor - in diesem Artikel besprochen.
Da so viele neue Therapien besprochen werden, ist dieser ASCO-Bericht wieder ziemlich lang. Leser könnten zuerst die direkt folgende, kurze Übersicht lesen und dann die einzelnen Überschriften im Artikel nutzen, um zu entscheiden, welche Ergebnisse sie ausführlicher lesen möchten.
Kurze Übersicht der Ergebnisse
Die Ergebnisse für Venclexta sind sehr vielversprechend. Die Substanz zeigt eine hohe Einzelsubstanzwirksamkeit bei Patienten mit der chromosomalen Abnormität t(11;14). Noch wichtiger ist jedoch, dass die Daten für eine zugegebenermaßen kleine Patientengruppe zeigen, dass die Kombination aus Venclexta, Velcade und Dexamethason beim rezidivierten Myelom genauso wirksam sein könnte wie jede andere Dreier-Kombination mit Velcade, einschließlich Darzalex, Velcade und Dexamethason.
Neue Ergebnisse für Keytruda zeigen, dass es ebenfalls gegen das multiple Myelom aktiv ist, aber seine Wirkung hängt von der Anwesenheit anderer Anti-Myelom Medikamente - in diesem Fall Revlimid und Dexamethason - ab. Die mit dieser Kombination beobachteten Remissionen sind nicht so vielversprechend wie Ende letzten Jahres berichtet wurde, aber sie sind noch auf einem Niveau, das darauf hinweist, dass die Dreierkombination sehr wirksam sein kann.
Ergebnisse für Isatuximab, das wie Darzalex (Daratumumab) ein monoklonaler Antikörper gegen das CD38-Protein ist, dienen hauptsächlich zur Bestätigung, dass die Anti-Myelomwirksamkeit von Isatuximab in demselben Bereich wie Darzalex liegt.
Schließlich sind die neuen Daten für MOR202 und Selinexor, die präsentiert wurden, relativ beschränkt. Sie verändern das bisherige Wissen über diese potenziellen neuen Myelom-Therapien nicht wirklich.
Einige Hinweise
Wie die vorhergehende Ausgabe der ASCO 2016 Myelom-Updates von Myeloma Beacon, die die ersten drei Tage der Sitzung abdeckte, enthält dieser Artikel Links zu Präsentationen und Postern von der Sitzung, wenn sie verfügbar sind. Weitere Links werden in den kommenden Wochen hinzugefügt.
Unsere Leser werden sich auch daran erinnern, dass Myeloma Beacon Listen der gesamten ASCO 2016 Vorträge, Posterpräsentationen,Fortbildungssitzungen und E-Zusammenfassungen über das multiple Myelom zusammengestellt hat (alle auf Englisch). Die Listen enthalten Vortragstitel, Autoren und Links zur Zusammenfassung jeder Präsentation und den dazugehörigen Dias oder Postern (wenn verfügbar). Links zu den Seiten mit diesen Listen können zurzeit auf der rechten Seite der Website von Myeloma Beacon gefunden werden.
Venclexta (Venetoclax)
Es gab am Montag und am Dienstag zwei Präsentationen auf der ASCO-Tagung über Venclexta (Venetoclax) als eine potentielle Myelomtherapie. Einer war ein Vortrag am Dienstag über Venclexta in Kombination mit Velcade und Dexamethason beim rezidivierten und refraktären Myelom. Der andere war ein Poster, das aktualisierte Ergebnisse von einer Phase 1-Studie mit Venclexta als Monotherapie beim rezidivierten und refraktären multiplen Myelom zusammenfasste.
Venclexta ist eine oral einzunehmende Substanz, das die Bcl-2 und Bcl-2- Proteine, die den Zelltod regulieren, angreift. Venclexta hat in Laborstudien eine vielversprechende Anti-Myelomwirkung gezeigt, vor allen Dingen bei Myelomzellen mit der chromosomalen Abnormität t(11;14). Die Substanz wurde von der US-amerikanischen Bundesbehörde zur Überwachung von Nahrungs- und Arzneimitteln im April für die Behandlung der chronisch lymphozytischen Leukämie mit einer 17-p Depletion zugelassen.
Venclexta wird in den Vereinigten Staaten gemeinsam von der US-amerikanischen pharmazeutischen Firma AbbVie und der Tochtergesellschaft Genentech von Roche vertrieben. Außerhalb der Vereinigten Staaten wird die Substanz allein von AbbVie vertrieben.
Venclexta plus Velcade und Dexamethason beim rezidivierten und refraktären multiplen Myelom
Auf der Vortragssitzung am Dienstag trug Dr. Cyrille Touzeau vom Universitätskrankenhaus in Nantes aktualisierte Ergebnisse einer Phase 1b-Studie mit Venclexta in Kombination mit Velcade (Bortezomib) und Dexamethason bei rezidiviertem und refraktärem Myelom vor (Zusammenfassung, auf Englisch).
Die Studie schloss 54 Patienten mit einem mittleren Alter von 65 Jahren und einer mittleren Anzahl von drei Vortherapien ein; 79 Prozent der Patienten hatte vorher Velcade und 37 Prozent waren Velcade-refraktär. Elf Prozent der Patienten hatte die chromosomale Abnormität t(11;14).
Insgesamt erreichten 58 Prozent der Patienten eine teilweise Remission oder besser mit der Venclexta-Kombination. Die Ansprechrate war bei den Patienten, die nicht auf Velcade refraktär waren, deutlich höher als bei denjenigen, die refraktär waren (84 Prozent gegenüber 16 Prozent). Das beste Ansprechen bei Patienten, die refraktär auf Velcade waren, war eine teilweise Remission.
Das höchste Gesamtansprechen (91 Prozent) wurde bei 23 Patienten beobachtet, die nicht Velcade-refraktär waren und die eine mittlere Anzahl von einer bis drei Vortherapien erhalten hatten. Die Remissionen waren oft tiefe Remissionen. Mehr als ein Drittel der 23 Patienten - 35 Prozent - hatte eine komplette oder stringente, komplette Remission (CR oder sCR) auf die Venclexta, Velcade und Dexamethason-Kombination.
Dr. Touzeau und seine Kollegen fanden auch, dass die Gesamtansprechrate bei Patienten in der Studie, deren Myelomzellen höhere Bcl-2 Proteinwerte hatten, höher war als bei denjenigen, deren Zellen niedrige Werte des Proteins aufwiesen (71 Prozent gegenüber 22 Prozent).
Die häufigsten Nebenwirkungen der Dreier-Kombination waren Verstopfung (37 Prozent), Diarrhöe (37 Prozent), Übelkeit (33 Prozent) und niedrige Thrombozytenzahlen (30 Prozent). In den meisten Fällen waren die gastrointestinalen Nebenwirkungen mild oder gemäßigt. Nur zwei der 54 Patienten brachen die Behandlung wegen Nebenwirkungen ab.
Nach der Präsentation von Dr. Touzeau über die Studienergebnisse von Venclexta besprach Dr. Jonathan Kaufman vom Winship Cancer Institute an der Emory University die Ergebnisse sowie andere Forschung über Venclexta als potentielle Myelomtherapie (Präsentation [PDF] mit freundlicher Genehmigung von Dr. Kaufman, auf Englisch). Dr. Kaufman nahm an klinischer Forschung mit Venclexta als Myelomtherapie teil.
Dr. Kaufman sagte gegenüber Myeloma Beacon, dass für Patienten, deren Erkrankung noch nicht gegen Velcade refraktär ist, die Ansprechrate von Venclexta, Velcade und Dexamethason “sehr eindrucksvoll” ist. Sie “vergleicht sich günstig,” sagte er “zu jeder anderen „Dreier-Kombination mit Velcade und Dexamethason” - einschließlich Darzalex, Velcade und Dexamethason, auf Grundlage der Ergebnisse der CASTOR-Studie, die am Sonntag auf der ASCO-Tagung präsentiert wurden (siehe verwandte Nachrichten von Myeloma Beacon).
Venclexta Monotherapie beim rezidivierten und refraktären multiplen Myelom
Am Montag hat ein französisches und US-amerikanisches Forschungsteam aktualisierte Ergebnisse einer Phase 1-Studie gemeldet, die die Einzelsubstanz Venclexta zur Behandlung schwer vorbehandelter Myelompatienten prüfte. Die Ergebnisse wurden in einem Poster präsentiert, das während der Postersitzung am Montag auf der Sitzung diskutiert wurde (Zusammenfassung, auf Englisch, Poster [PDF] mit freundlicher Genehmigung von Dr. Shaji Kumar, beide auf Englisch).
Insgesamt nahmen 66 Myelompatienten an der Studie teil, die entworfen wurde, um die Sicherheit von Venclexta beim multiplen Myelom zu bewerten, eine Dosis für eine spätere Phase 2-Studie zu finden, und ein Gefühl für die Wirksamkeit der Substanz beim Myelom zu bekommen.
Die 66 Studienteilnehmer hatten eine mittlere Anzahl von 5 Vortherapien. Fast alle Patienten waren vorher sowohl mit Revlimid (Lenalidomid) als auch mit Velcade behandelt worden und 61 Prozent waren jetzt auf beide Substanzen refraktär.
Fast die Hälfte der Patienten in der Studie (46 Prozent) hatte die chromosomale Abnormität t(11;14).
Für alle Patienten betrug die Gesamtansprechrate mit der Einzelsubstanz Venclexta mit allen geprüften Dosierungen 21 Prozent.
Patienten mit der Abnormität t(11;14) sprachen mit einer viel höheren Wahrscheinlichkeit auf die Substanz an. Die Gesamtansprechrate bei t(11;14) Patienten betrug 40 Prozent, die mittlere Ansprechdauer 10 Monate und die Zeit bis zum Progress 6 Monate.
Die häufigsten Nebenwirkungen waren gastrointestinale (zum Beispiel Diarrhöe und Übelkeit), Erschöpfung und niedrige Blutzellwerte. Nebenwirkungen, die mehr als mild oder gemäßigt waren, waren hauptsächlich niedrige Blutzellwerte.
Zwei Patienten sind während der Studie gestorben, jedoch nicht aufgrund eines Krankheitsprogresses. Aus den Informationen des Posters und der Posterzusammenfassung könnte man schließen, dass höchstens einer dieser Todesfälle behandlungsbedingt sein könnte.
Dr. Kaufman vom Emory Hospital sprach mit Myeloma Beacon über die in der Posterpräsentation zusammengefassten Ergebnisse. Er ist einer der Forscher, der mit an der Studie beteiligt war, und er beschrieb die Einzelwirksamkeit von Venclexta bei t(11;14) Patienten als “sehr eindrucksvoll.” Er bemerkte ebenso, dass er und die anderen Forscher sich bemühen werden, das Ansprechen zu verbessern, indem sie Venclexta mit Dexamethason kombinieren.
Keytruda (Pembrolizumab)
Dr. Maria-Victoria Mateos von der Universidad von Salamanca hielt den zweiten Vortrag auf der Sitzung am Dienstag. Sie präsentierte Endresultate der “KEYNOTE 023” Phase 1-Studie mit Keytruda (Pembrolizumab) in Kombination mit Revlimid und Dexamethason bei rezidivierten und refraktären Myelompatienten (Zusammenfassung, Präsentation [PDF] mit freundlicher Genehmigung von Dr. Mateos, beide auf Englisch).
Hintergrund zu den neuesten Keytruda-Ergebnissen
Keytruda ist ein als “Checkpoint-Hemmstoff” bekannter monoklonaler Antikörper. Er stört die Wechselwirkung zwischen den auf der Oberfläche von Krebszellen befindlichen PD-L1- und PD-L2-Molekülen und dem auf Immunzellen befindlichen PD-1 Protein. Durch die Störung der Wechselwirkung zwischen PD-1 und den PD-L1-/PD-L2 Molekülen kann Keytruda mehr Immunzellen veranlassen, Krebszellen anzugreifen.
Wegen seiner Wirkungsweise in der Antikrebstherapie wird Keytruda häufig als ein monoklonaler “anti-PD-1” Antikörper bezeichnet.
Keytruda wurde in den Vereinigten Staaten 2014 für die Behandlung des Melanoms und im Oktober letzten Jahres für die Behandlung des nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms zugelassen. Es wurde auch für die Behandlung des Melanoms in anderen Ländern zugelassen. Keytruda wird von der US-amerikanischen pharmazeutischen Firma Merck vertrieben.
Erste Ergebnisse der KEYNOTE 023-Studie mit Keytruda, Revlimid und Dexamethason beim rezidivierten Myelom wurden auf der Jahrestagung der amerikanischen Gesellschaft für Hämatologie (ASH) präsentiert. Zu dem Zeitpunkt waren die Ansprechdaten für 17 Patienten in der Studie verfügbar und die Gesamtansprechrate betrug 76 Prozent (Zusammenfassung, auf Englisch).
Diese Ansprechrate wurde von vielen Forschern als sehr vielversprechend angesehen, wenn man bedenkt, wie viele Vorbehandlungen die Patienten in der Studie schon erhalten hatten. Die ASH-Studienergebnisse schürten Erwartungen, dass die Dreier-Kombination auf lange Sicht eine sehr wirksame Myelomtherapie sein könnte.
Bei ASCO präsentierte Wirkungs- & Sicherheitsergebnisse
In ihrem Vortrag an diesem Dienstag auf dem ASCO-Kongress berichtete Dr. Mateos, dass die KEYNOTE 023-Studie schließlich 51 rezidivierte Myelompatienten eingeschrieben hat, die eine mittlere Anzahl von vier Vortherapien hatten. Ein Fünftel der Patienten hatte fünf oder mehr Vortherapien und 75 Prozent der Patienten waren auf Revlimid refraktär.
Von den 40 Patienten, die auf ihr Ansprechen auswertbar sind, sprachen 50 Prozent auf die Behandlung an; 3 Prozent erreichten eine stringente, komplette Remission, 13 Prozent eine sehr gute teilweise Remission, 35 Prozent eine teilweise Remission. Weitere 48 Prozent der Patienten erreichten eine stabile Erkrankung, was allgemein als ein positives Ergebnis bei Patienten in einem späten Krankheitsstadium angesehen wird. Von den Patienten, die auf Revlimid refraktär waren, sprachen 38 Prozent an.
Nach einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 9 Monaten betrug die mittlere Ansprechdauer 11,3 Monate und die mittlere Zeit bis zum ersten objektiven Ansprechen 1,5 Monate.
Die häufigsten Nebenwirkungen bei den Patienten in der Studie waren niedrige Thrombozytenzahlen (41 Prozent), niedrige Leukozytenzahlen (37 Prozent), Diarrhöe (28 Prozent), und Erschöpfung (26 Prozent). Die Blutzellwerte konnten manchmal sehr niedrig sein; ein Drittel der Studienpatienten hatte zum Beispiel sehr niedrige Neutrophilwerte (Grad 3 oder höher). Nur 6 Prozent der Studienteilnehmer brach die Studie wegen Nebenwirkungen ab.
Es gab zwei nebenwirkungsbedingte Todesfälle während der Studie: einen Fall venöser Verschlusskrankheit (Verstopfung von kleinen Adern der Leber) und einen Schlaganfall.
Dr. Mateos zufolge waren die Nebenwirkungen, die während der KEYNOTE 023 Studie beobachtet wurden, größtenteils mit denjenigen vergleichbar, die bei Patienten mit soliden Tumoren beobachtet wurden, die ebenfalls mit Keytruda behandelt wurden.
Die Forscher beobachteten keine Infusionsreaktionen, die im Allgemeinen mit monoklonalen Antikörpern gesehen werden.
Bewertung der Ergebnisse
Dr. Hearn Jay Cho, Myelomexperte am Mt. Sinai Krankenhaus in New York City, stellte in einem Vortrag die Ergebnisse der Studie vor und sagte, dass Anti-PD-1-Substanzen wenig Einzelsubstanzwirksamkeit beim multiplen Myelom haben. Jedoch können sie in Kombination mit immunmodulatorischen Substanzen, wie Revlimid und Pomalyst, zu “beachtlichen” Ansprechraten führen (Präsentation [PDF], mit freundlicher Genehmigung von Dr Cho, auf Englisch).
Myeloma Beacon fragte Dr. Cho, wie er qualitativ die Anti-Myelomwirksamkeit mit anderen Myelomtherapien vergleichen würde. Dr. Cho antwortete:
“Meiner Meinung nach sind die Ergebnisse der KEYNOTE 023-Studie noch nicht reif genug, um breite Schlüsse zu ziehen. Es ist eine relativ kleine Gruppengröße und die Nachbeobachtung ist noch nicht lang genug, um Schlüsse über die Wirksamkeit zu ziehen. Es wurde kein Daten zum progressionsfreien Überleben oder Gesamtüberleben geliefert. Jedoch ist die Ansprechrate von 50 % bei rezidivierten, refraktären Patienten bemerkenswert und der Elotuzumab [Empliciti], Revlimid und Dexamethason Kombination ähnlich.
“Es sollte bemerkt werden, dass die ersten Ergebnisse mit Ipilimumab [Yervoy] und anderen Checkpoint-Inhibitoren bei soliden Tumoren keinen Unterschied im progressionsfreien Überleben gezeigt haben, aber es gab einen Unterschied im Gesamtüberleben; Patienten, die auf die Behandlung ansprachen, hatten einen verlängerten Vorteil von der Behandlung. Der progressionsfreie Überlebensvorteil wurde nur mit Kombinationen von Checkpoint-Inhibitoren oder Checkpoint-Inhibitoren + anderen Medikamenten gesehen. Die KEYNOTE-023 Ergebnisse sind wichtig, weil sie zeigen, dass Checkpoint-Inhibitoren beim multiplen Myelom aktiv sind und den Weg für die in meiner Diskussionspräsentation beschriebenen Kombinationsstudien ebnen.
“Obwohl diese Studie wichtig ist, um die Wirksamkeit von Checkpoint-Inhibitoren beim Myelom zu etablieren, ist die Keytruda, Revlimid, und Dexamethason Kombination nicht notwendigerweise die “beste” Therapie. Es gibt noch mehrere ungelöste Fragen bezüglich der Mechanismen von Checkpoint-Inhibitoren beim Myelom und den Beiträgen - oder möglichen Hindernissen - anderer Medikamente. Das ist nur der Anfang. “
Isatuximab (SAR650984)
Den dritten Vortrag am Dienstag hielt Dr. Ravi Vij von der Washington University in St. Louis, Missouri. Er präsentierte Zwischenergebnisse von zwei neuen Dosisgruppen in einer Phase 1b-Studie mit Isatuximab (SAR650984) in Kombination mit Revlimid und Dexamethason beim rezidivierten und refraktären multiplem Myelom (Zusammenfassung, Präsentation [PDF] mit freundlicher Genehmigung von Dr. Vij, beide auf Englisch).
Isatuximab ist ein monoklonaler Antikörper, der von der französischen pharmazeutischen Firma Sanofi entwickelt wird. Er nimmt Krebszellen ins Visier, die das CD38 Protein auf ihrer Oberfläche haben.
Die Studie, die Dr. Vij besprach, untersuchte bisher drei verschiedene Dosisniveaus (3 mg/kg, 5 mg/kg und 10 mg/kg jede zweite Woche) von Isatuximab. Jetzt wurden zwei neue Dosierungen (10 mg/kg wöchentlich und dann jede zweite Woche; und 20 mg/kg wöchentlich und dann jede zweite Woche) auf Grundlage von Forschung über Dosierungen zur der Studie hinzugefügt.
Der Vortrag von Dr. Vij konzentrierte sich auf Daten der folgenden drei Patientengruppen in der Studie: diejenigen in den beiden neuen Dosierungsgruppen und diejenigen, die in der vorher festgelegten Dosierungsgruppe mit 10mg/kg jede zweite Woche waren (insgesamt 46 Patienten).
Die Patienten in allen drei Dosierungsgruppen waren schwer vorbehandelt. Die Patienten in den zwei Gruppen mit 10 mg/kg hatten eine mittlere Anzahl von vier Vortherapien erhalten, während Patienten in der Gruppe mit 20 mg/kg eine mittlere Anzahl von 6,5 Vortherapien hatten. Die meisten Patienten in der Studie (85 Prozent) waren entweder auf Revlimid, Pomalyst (Pomalidomid) oder beide refraktär.
Die Gesamtansprechrate für alle drei Dosierungsgruppen betrug 57 Prozent. Die Gesamtansprechrate war bei Patienten, die entweder auf Revlimid, Pomalyst oder beide refraktär waren, fast genauso hoch (54 Prozent).
Dr. Vij erwähnte, dass die mit dieser Dreier-Kombination beobachteten Nebenwirkungen angesichts der Nebenwirkungen der Einzelsubstanzen den Erwartungen entsprachen.
Die Behandlungsabbruchrate war bei Patienten, die 10 mg/kg wöchentlich/jede zweite Woche erhielten, am niedrigsten (33 Prozent im Vergleich zu 88 Prozent bei Patienten, die 10 mg/kg jede zweite Woche und 64 Prozent bei Patienten, die 20 mg/kg wöchentlich/jede zweite Woche erhielten). Ein Patient in der 20 mg/kg wöchentlich/jede zweite Woche Dosierungsgruppe hatte eine dosislimitierende Nebenwirkung.
Auf Grundlage der Studienergebnisse empfehlen die Forscher, die 10 mg/kg Isatuximab-Dosis wöchentlich und dann jede zweite Woche in der weiteren Erforschung dieser Dreier-Kombination zu verwenden.
In einem Reviewvortrag im Anschluss an den Vortrag von Dr. Vij sagte Dr. Rafael Fonseca von der Mayo Klinik, dass die von Dr. Vij präsentierten Ergebnisse bestätigen, dass monoklonale CD38 Antikörper allgemein anerkannt sind und wahrscheinlich Erstlinienbehandlungen werden. Er fügte hinzu, dass diese Substanzen in der Kombinationstherapie sehr wirksam zu sein scheinen, aber es ist noch nicht klar, welche Kombinationen am wirksamsten sind (Präsentation [PDF], mit freundlicher Genehmigung von Dr. Fonseca, auf Englisch).
MOR202
Ein anderes Poster, das an diesem Montag Zwischenergebnisse einer laufenden Phase 1/2b-Studie mit MOR202 beim rezidivierten und refraktären Myelompatienten präsentierte, hat mit monoklonalen CD38 Antikörpern zu tun (Zusammenfassung, Poster [PDF], beide auf Englisch) .
MOR202 ist eine Infusionstherapie, die von der deutschen Firma MorphoSys entwickelt wird. Wie Darzalex und Isatuximab ist MOR202 ein monoklonaler Antikörper, der auf das CD38-Protein abzielt.
Die Zwischenergebnisse, die am Montag präsentiert wurden, beruhen auf Daten von Patienten, die MOR202 mit Dexamethason oder in Kombination entweder mit Revlimid plus Dexamethason oder mit Pomalyst plus Dexamethason in verschiedenen Dosierungen erhielten.
Die Ergebnisse sind für eine sehr begrenzte Zahl von Patienten für jede der drei Kombinationen, d.h. sie sind hauptsächlich für Leute von Interesse, die sich besonders für die Entwicklung von MOR202 interessieren. Die Posterergebnisse eigenen sich nicht sehr gut für neue Einblicke in die Wirkung oder Sicherheit von MOR202.
Für Leser, die sich für die Details der neuen Ergebnisse interessieren, hatten Patienten, die MOR202 plus Dexamethason oder MOR202 in Kombination mit Pomalyst und Dexamethason erhielten, eine mittlere Anzahl von vier Vortherapien. Patienten in der Studie, die MOR202 in Kombination mit Revlimid und Dexamethason erhielten, hatten eine mittlere Anzahl von zwei Vortherapien.
Bis jetzt sind 16 Patienten mit MOR202 und Dexamethason, 5 Patienten mit MOR202 plus Pomalyst und Dexamethason und 7 Patienten mit MOR202 plus Revlimid und Dexamethason behandelt worden. Von 25 Patienten, die für ihr Ansprech auswertbar waren, sprachen neun an, mit einer Gesamtansprechrate von 36 Prozent. Zwei der fünf Patienten, die mit der MOR202, Pomalyst, und Dexamethason Kombination behandelt wurden, erreichten eine komplette Remission auf die Behandlung.
Die häufigsten Nebenwirkungen waren hämatologisch. Infusionsbedingte Reaktionen, eine häufige Nebenwirkung bei monoklonalen Antikörpern, wurden bei vier Patienten beobachtet und waren auf die erste Infusion beschränkt. Eine zweistündige Infusion war bei allen Patienten machbar.
Selinexor (KPT-330)
Ergebnisse einer Phase 1-Studie mit Selinexor (KPT-330) in Kombination mit Doxil (liposomalem Doxorubicin, Caelyx) und Dexamethason beim rezidivierten und refraktären Myelom wurden ebenfalls während der Postersitzung am Montag präsentiert (Zusammenfassung, Poster [PDF], mit freundlicher Genehmigung von Dr. Rachid Baz, beide auf Englisch).
Selinexor ist ein oral einzunehmender Hemmstoff des Kernexportproteins XPO-1. Es wird in vielen verschiedenen klinischen Studien als potenzielle Behandlung für eine Vielfalt von hämatologischen und soliden Tumoren untersucht.
Die im Montag präsentierte Selinexor-Studie wird von Forschern am Moffitt Cancer Center in Tampa, Florida durchgeführt. Bis jetzt hat die Studie 13 Patienten rekrutiert, die eine mittlere Anzahl von sechs Vortherapien hatten (die wahrscheinlich einer mittleren Anzahl von 4 oder 5 Therapielinien entspricht).
Die Patienten in der Studie haben verschiedene Dosen von Selinexor in verschiedenen Intervallen erhalten, um zu bestimmen, welche Dosis am besten sein könnte.
Ansprechdaten sind für 10 der 13 Patienten verfügbar. Die Gesamtansprechrate beträgt bisher 40 Prozent; zwei Patienten erreichten eine teilweise Remission und zwei eine sehr gute teilweise Remission. Fünf der sechs anderen Patienten erreichten entweder ein geringe Remission oder eine stabile Erkrankung, d. h. der klinische Nutzen beträgt 90 Prozent.
Die häufigsten schweren Nebenwirkungen der Behandlung waren niedrige Blutzellwerte, gastrointestinale Probleme und niedrige Blutnatriumwerte (Hyponatriämie).
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