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Myeloma Morning: Myelomzellen in Stammzellreinfusionen, und Cytoxan und Mobilisierung

Kein Kommentar Von and ; Übersetzt von Sabine Schock
Veröffentlicht: 19. April 2016 14:58
Myeloma Morning: Myelomzellen in Stammzellreinfusionen, und Cytoxan und Mobilisierung

Guten Morgen, Myelomwelt.

Wir haben viele neue Forschungsergebnisse über das multiple Myelom, d.h. wir wollen gleich zur Sache kommen.

Die ersten zwei Studien, die wir vorstellen, sind über autologe (eigene) Stammzelltransplantationen.

Eine Studie beschäftigt sich mit der Frage, ob sich Myelomzellen unter den eigenen Stammzellen befinden, die ein Patient während des autologen Transplantationsprozesses bekommt. Die Studie zeigt, dass sich in einigen Fällen tatsächlich Myelomzellen in den Stammzelltransplantaten befinden. Wenn dies geschieht, könnte - die Betonung liegt auf könnte – dies die Transplantationsergebnisse negativ beeinflussen.

Die zweite Studie über das Thema Transplantation beschäftigt sich mit dem Einsatz von Cyclophosphamid (Cytoxan, Endoxan) für die Stammzellmobilisierung. Sie zeigt, dass Cyclophosphamid wie erwartet die Chancen eines Patienten verbessert, genügend Stammzellen für eine Transplantation zu sammeln. Jedoch sind die Stammzellen, die nach der Cyclophosphamid-unterstützten Mobilisierung nicht so gut in der Produktion weißer Zellen wie Stammzellen, die ohne den Einsatz von Cyclophosphamid für die Mobilisierung gewonnen werden.

Andere Studien, die wir heute vorstellen, umfassen eine über den möglichen Einsatz von Folotyn (Pralatrexat) zur Behandlung des multiplen Myeloms. Folotyn ist eine neue Substanz, die die Myelomzellen davon abhalten könnte, Knochenläsionen zu verursachen.  Eine andere Studie untersucht die Behandlung von älteren Myelompatienten mit wöchentlichem Velcade (Bortezomib), welches für drei Wochen in einem vierwöchigen Zyklus verabreicht wird.

Myelomzellen in Stammzellreinfusionen

Französische Forscher berichten über eine Studie, die sie durchgeführt haben. Sie haben nachgeforscht, inwieweit Myelomzellen (“tumorale Plasmazellen”) in den Stammzellsammlungen und anderen Blutzellprodukten gefunden werden, die von Myelompatienten vor der autologen (eigene) Stammzelltransplantation gewonnen werden. Die Forscher haben sowohl die Gesamtzahl der Plasmazellen als auch die Zahl von Myelom- (tumoralen) Plasmazellen in den Stammzellen und anderen von Patienten gesammelten Blutzellen gemessen. Sie haben diese Messungen sofort nach der Stammzellsammlung und vor der Reinfusion der Zellen in den Patienten während des Stammzelltransplantationsprozesses durchgeführt (Zusammenfassung; auf Englisch).

Die Studie schloss 43 Myelompatienten ein, die eine autologe Stammzelltransplantation als einen Teil ihrer Ersttherapie nach der Diagnose erhielten. Alle Patienten bekamen drei bis vier Zyklen einer Dreier-Induktionstherapie. Die Therapie schloss Dexamethason und entweder einen Proteasomenhemmer oder einen Immunmodulator oder beide ein. Die Proteasomenhemmer waren entweder Velcade (Bortezomib) oder Kyprolis (Carfilzomib). Die immunmodulatorischen Substanzen waren entweder Revlimid (Lenalidomid) oder Thalidomid.

Die Stammzellsammlung wurde im Anschluss an die Mobilisierung mit Cyclophosphamid und Granulozytenkolonie-stimulierendem Faktor (GCSF, zum Beispiel Neupogen) nach dem dritten Zyklus  durchgeführt.

Die Forscher fanden heraus, dass Myelomzellen in 23 Prozent der Stammzellproben der Patienten zur Zeit der Sammlung und in 18 Prozent der zur Zeit der Reinfusion geprüften Proben feststellbar waren. Dieser Unterschied war statistisch nicht signifikant, und die Forscher glauben, dass er zeigt, dass die Stammzelllagerung und das Auftauverfahren die Zusammensetzung der gesammelten Zellen nicht beeinflussen.

Das progressionsfreie Überleben war für Patienten, die keine Myelomzellen in ihren Stammzellreinfusionen hatten, länger als bei denjenigen, die Myelomzellen hatten (noch nicht erreicht gegenüber einer mittleren Zeit von 16 Monaten). Die Autoren der Studie merken jedoch an,  dass ihre Daten in diesem Punkt vorsichtig interpretiert werden sollten, weil die Patientencharakteristika und die initiale Behandlung bei den Studienteilnehmern sehr variabel waren.

Einfluss von Cyclophosphamid auf die Stammzellmobilisierung

Unsere zweite Studie ist von Forschern in Finnland. Sie berichten über eine Studie, die sie durchgeführt haben, um den Einfluss von Cyclophosphamid auf die Stammzellmobilisierung zu prüfen (Zusammenfassung; auf Englisch).

Die Forscher verwendeten zwei verschiedene Strategien zur Stammzellmobilisierung bei Myelompatienten, die eine autologe Stammzelltransplantation erhalten sollten. Eine Gruppe der Patienten erhielt niedrig dosiertes Cyclophosphamid plus den Granulozytenkolonie-stimulierenden Faktor (GCSF, Neupogen). Die andere Gruppe erhielt nur GCSF.

Vor der Stammzellmobilisierung hatten alle Patienten drei Zyklen der Induktionstherapie mit Revlimid, Velcade und Dexamethason erhalten.

Alle Patienten waren im Stande, genügend Zellen für ihre geplante Transplantation zu sammeln. Die Patienten, die niedrig dosiertes Cyclophosphamid plus GCSF erhielten, hatten jedoch größere Stammzellerträge und weniger Patienten benötigten Mozobil (Plerixafor), um sicherzustellen, dass sie genug Stammzellen für eine Transplantation sammeln konnten.

Die Patienten, die nur GCSF erhielten, hatten höhere T- und B-Lymphozytenwerte sowie natürliche Killerzellen (NK) in den gesammelten Blutzellen. Obwohl der Prozess des Anwachsens der Zellen und der hämatologische Wiederherstellungsprozess nach der Transplantation zwischen den beiden Patientengruppen vergleichbar waren, war die Wiederherstellung des Immunsystems für die Patienten schneller, die nur GCSF erhielten.

Zum Beispiel waren die Lymphozytenwerte 15 Tage nach der Transplantation bei den Patienten höher, die nur GCSF erhielten. Den Forschern zufolge kann der zytotoxische Effekt von Cyclophosphamid auf lymphoide Zellen die Ursache dafür sein.

Darüber hinaus war die Gesamtzahl von natürlichen Killerzellen 3 und 6 Monate nach der Transplantation bei den Patienten, die nur GCSF erhielten, höher.

Es gab jedoch keinen Unterschied im progressionsfreien Überleben der beiden Gruppen – nicht einmal einen Trend in die eine oder andere Richtung.

Aus ihren Ergebnissen schließen die Forscher, dass GCSF allein eine bevorzugte Mobilisierungsmethode aufgrund der schnelleren und anhaltenden Wiederherstellung des Immunsystems nach der Transplantation ist.

Folotyn plus Velcade für rezidiviertes/refraktäres Myelom

Ein Team von US-amerikanischen Forschern hat Ergebnisse einer Phase 1-Studie veröffentlicht, die Folotyn (Pralatrexat) in Kombination mit Velcade als eine potenzielle neue Behandlung für das multiple Myelom untersucht (Zusammenfassung; auf Englisch). Folotyn ist von der US-amerikanischen Bundesbehörde zur Überwachung von Nahrungs- und Arzneimitteln bereits als Behandlung für Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem peripherem T-Zell-Lymphom zugelassen. Es wird als Behandlung für verschiedene Blutkrebserkrankungen und solide Tumore erforscht.

Die Folotyn-Studie wurde bei insgesamt 11 rezidivierten oder refraktären Myelompatienten durchgeführt. Ziel der Studie war es, die Dosis von Folotyn für eine potenzielle Phase 2-Studie zu bestimmen. So wurden verschiedene Dosisniveaus der Substanz während der Studie geprüft. Außerdem erhielten alle Patienten Velcade einmal wöchentlich für drei Wochen in einem vierwöchigen Behandlungszyklus.

Die Myelompatienten in der Studie hatten eine mittlere Anzahl von drei Vortherapien. Die Wirkung von Folotyn in Kombination mit Velcade war den Forschern zufolge moderat. Ein Patient erreichte eine sehr gute teilweise Remission und einer eine teilweise Remission. Außerdem hatte ein Patient eine minimale Remission. Zwei Patienten haben dosisbeschränkende Nebenwirkungen (Mukositis, eine Entzündung und Geschwürbildung der Schleimhäute im Verdauungstrakt, was den Forschern zufolge oft den Einsatz von Folotyn einschränkt).

Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass “im Vergleich zu zurzeit zugelassenen Medikamenten und anderen neuartigen Therapien für das refraktäre multiple Myelom diese Behandlung keine ausreichende Wirkung gezeigt hat, um weitere Untersuchungen zu rechtfertigen.”

MMP-13 und vom Myelom verursachte Knochenläsionen

Ein internationales Team von Myelomexperten hat eine neue Studie in der respektierten Zeitschrift „Journal of Clinical Investigation“ veröffentlicht. Die Studie meldet Ergebnisse über ein als MMP-13 bekanntes Enzym. Die Ergebnisse könnten Forschern helfen, neue Methoden zu finden, das multiple Myelom davon abzuhalten, Knochenläsionen zu verursachen (Volltext; auf Englisch).

MMP-13 ist ein Enzym, das als Matrixmetallproteinase 13 bekannt ist (manchmal auch Kollagenase-3 genannt). Frühere Studien haben gezeigt, dass das Enzym eine indirekte Rolle bei der Verursachung von Knochenläsionen durch das multiple Myelom spielen kann.

Die Autoren der neuen Studie zeigen jedoch, dass Myelomzellen MMP-13 erzeugen und dass das Enzym eine direkte - keine indirekte - Rolle in der Verursachung von Knochenläsionen spielt.

Therapien, die entweder die Produktion von MMP-13 durch Myelomzellen oder den Weg des Enzyms zur Verursachung von Knochenläsionen hemmen, könnten somit ein neues Werkzeug für Ärzte zur Verhinderung von Knochenläsionen bei Myelompatienten sein.

Reduziertes Velcade für ältere Myelompatienten

Japanische Forscher haben die Wirkung und Sicherheit einer reduzierten Dosierung von Velcade plus Dexamethason bei älteren Myelompatienten untersucht (Zusammenfassung; auf Englisch). Die japanischen Forscher untersuchten eine modifizierte Velcadedosis, um Nebenwirkungen zu minimieren und die Behandlung in dieser Patientengruppe so lang wie möglich fortzusetzen.

Die Phase 2-Studie schloss 47 rezidivierte und refraktäre Myelompatienten mit einem mittleren Alter von 75 Jahren ein. Die Patienten mussten zwischen 60 und 85 Jahre alt sein und mindestens eine Vortherapie gehabt haben, um an der Studie teilzunehmen zu können.

Velcade wurde intravenös einmal wöchentlich für drei Wochen in einem vierwöchigen Behandlungszyklus für bis zu acht Behandlungszyklen gegeben (subkutanes Velcade war in Japan zur Zeit der Studie nicht verfügbar). Den japanischen Forschern zufolge ist diese besondere Dosierung bisher in keiner klinischen Studie untersucht worden. Keiner der Patienten hatte vorher Velcade erhalten.

Mehr als die Hälfte der Patienten (55 Prozent) hat die acht Behandlungszyklen vollendet. Insgesamt erreichten 49 Prozent der Patienten eine teilweise Remission oder besser. Die Forscher weisen darauf hin, dass dieses Ergebnis dem ähnlich ist, das in Studien mit der Standarddosis von Velcade beobachtet wurde. Von besonderer Wichtigkeit ist, dass alle Patienten mit der risikoreichen chromosomalen Abnormalität t(4;14) auf die Behandlung ansprachen. Die progressionsfreie Überlebenszeit betrug 9,6 Monate und das Gesamtüberleben 35,1 Monate.

Die Forscher weisen darauf hin, dass die Wiederbehandlung mit einer Velcade-Therapie möglich und tatsächlich sogar erfolgreich war; das mittlere Gesamtüberleben nach der Wiederbehandlung ist noch nicht erreicht worden.

Die Nebenwirkungen waren denjenigen ähnlich, die in anderen Studien mit Velcade und Dexamethason beobachtet wurden und schlossen Diarrhöe, Verstopfung und periphere Neuropathie ein. Jedoch war die Rate einer schweren peripheren Neuropathie deutlich niedriger.

Auf Grundlage ihrer Ergebnisse schließen die Forscher, dass die reduzierte Velcade-Dosis in Kombination mit Dexamethason eine wirksame und sichere therapeutische Strategie bei älteren Patienten mit rezidiviertem und/oder refraktärem multiplen Myelom ist.

Neue Forschungsartikel über das multiple Myelom

  1. Dicke, C. et al., “Distinct mechanisms account for acquired von Willebrand syndrome in plasma cell dyscrasias” in Annals of Hematology, April 4, 2016 (Zusammenfassung; auf Englisch)
  2. Dunn, T. J. et al., “A phase 1, open-label, dose-escalation study of pralatrexate in combination with bortezomib in patients with relapsed/refractory multiple myeloma” in the British Journal of Haematology, April 4, 2016 (Zusammenfassung; auf Englisch)
  3. Fu, J. et al., “Multiple myeloma-derived MMP-13 mediates osteoclast fusogenesis and osteolytic disease” in The Journal of Clinical Investigation, April 5, 2016 (Volltext; auf Englisch)
  4. Mandato, E. et al., “Targeting CK2-driven non-oncogene addiction in B-cell tumors” in Oncogene, April 4, 2016 (Zusammenfassung; auf Englisch)
  5. Ozaki, S. et al., “Reduced frequency treatment with bortezomib plus dexamethasone for elderly patients with relapsed and/or refractory multiple myeloma: a phase 2 study of the Japanese Myeloma Study Group (JMSG-0902)” in Annals of Hematology, April 5, 2016 (Zusammenfassung; auf Englisch)
  6. Valtola, J. et al., “Blood graft cellular composition and posttransplant outcomes in myeloma patients mobilized with or without low-dose cyclophosphamide: a randomized comparison” in Transfusion, April 4, 2016 (Zusammenfassung; auf Englisch)
  7. Wuillème, S. et al., “Assessment of tumoral plasma cells in apheresis products for autologous stem cell transplantation in multiple myeloma” in Bone Marrow Transplantation, April 4, 2016 (Zusammenfassung; auf Englisch)
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