Rezidiv- und Progressionsmuster nach Stammzelltransplantation variieren bei Myelompatienten
Veröffentlicht: 19. März 2014 16:16


Eine Gruppe spanischer Forscher hat im letzten Jahr eine Zusammenfassung über die Rezidiv- und Progressionsmuster publiziert, die sie bei Myelompatienten beobachteten, die eine Stammzelltransplantation als einen Teil ihrer initialen Therapie bekommen hatten.
Die Forscher beobachteten bei mehr als der Hälfte der in die Studie eingeschlossenen Patienten ein Rezidiv. Bei diesen Patienten hatte die Mehrheit nur eine teilweise Remission nach der Stammzelltransplantation erreicht.
Sie stellten auch fest, dass die Art des Rezidivs die Prognose nach der Stammzelltransplantation beeinflusste. Patienten, deren Rezidiv nur auf Änderungen bei bestimmten Krankheitsmarkern wie monoklonalen (M) Proteinwerten beruht, überlebten länger als Patienten, deren Rezidiv durch eines der typischen Myelomsymptome, wie erhöhte Kalziumwerte im Blut, Nierenversagen, Anämie oder Knochenbeteiligung, gekennzeichnet war.
Interessanterweise fanden die Forscher auch, dass die Symptome, die Patienten beim Rezidiv hatten, häufig dieselben waren, die sie zur Zeit der Diagnose hatten.
Die Forscher empfehlen, dass Patienten, die Myelomsymptome zur Zeit ihres Rezidivs aufweisen, sofort behandelt werden.
Jedoch ist für Patienten, die ohne die typischen Myelomsymptome rezidivieren, der Zeitpunkt der Wiederbehandlung weniger klar. Die Forscher empfehlen, steigende monoklonale (M) Proteinwerte als einen Hinweis für eine frühe Behandlung zu verwenden.
Die Forscher bemerken auch, dass die frühe Entdeckung eines Rezidivs weiterhin eine Herausforderung ist. Sie erklären, dass Versuche gemacht worden sind, Biomarker zur Entdeckung früher Rezidive zu verwenden. Jedoch ist es laut den spanischen Forschern noch nicht klar, ob diese Marker einen klinischen Vorteil darstellen.
Hintergrund
Die autologe Stammzelltransplantation ist eine allgemein anerkannte Therapieform bei der Behandlung des multiplen Myeloms.
Bei diesem Verfahren werden Stammzellen eines Patienten vor einer Hochdosis-Chemotherapie gesammelt. Die Stammzellen werden dann in den Patienten nach der Hochdosis-Chemotherapie reinfundiert, um die gesunden Knochenmarkszellen zu ersetzen, die während der Chemotherapie zerstört wurden.
Frühere Studien haben gezeigt, dass Patienten, die eine komplette Remission nach der Stammzelltransplantation erreichen, im Allgemeinen ein längeres progressionsfreies Überleben und Gesamtüberleben haben als diejenigen, die nur eine teilweise Remission erreichen.
Jedoch bemerken die Autoren der aktuellen Studie, dass alle Patienten, sogar diejenigen, die eine komplette Remission erreichen, ein hohes Risiko haben, mit der Zeit zu rezidivieren.
Die spanischen Forscher weisen darauf hin, dass zurzeit nur wenige Daten über die Rezidivmuster verfügbar sind. Die Forschung in diesem Bereich zeigt, dass solche Muster sehr heterogen sind.
Die Forscher wollten deshalb die Eigenschaften von Myelompatienten bei einem Rezidiv nach einer autologen Stammzelltransplantation untersuchen, die als ein Teil der initialen Behandlung des Patienten durchgeführt wurde.
Im Einzelnen bewerteten die Forscher die Anwesenheit und den Typ von Myelomymptomen zum Zeitpunkt des Rezidivs. Sie definierten das asymptomatische Rezidiv als ein Rezidiv, das auf Änderungen bei biochemischen Markern des Myeloms, wie hohe M Proteinwerte oder ein anomales Verhältnis der freien Leichtketten, ohne die Anwesenheit typischer Myelomsymptome beruht.
Studiendesign
Die Forscher vom Universitätskrankenhaus in Barcelona werteten retrospektiv (zurückblickend) Daten von 170 Myelompatienten aus, die eine autologe Stammzelltransplantation als einen Teil ihrer initialen Behandlung an ihrer Einrichtung zwischen März 1994 und Dezember 2011 erhalten hatten.
Das mittlere Patientenalter betrug 56 Jahre.
Zwei Drittel der Patienten (67 Prozent) erhielten eine herkömmliche Chemotherapie als Induktionstherapie; die restlichen Patienten erhielten Therapien, die neue Substanzen, wie Thalidomid, Velcade (Bortezomib) und Revlimid (Lenalidomid) einschlossen.
Im Anschluss an die Stammzelltransplantation erhielten 73 Patienten eine Erhaltungstherapie mit Interferon alpha-2b (77 Prozent), Thalidomid (12 Prozent) oder Thalidomid plus Velcade (11 Prozent).
Die mittlere Nachbeobachtungszeit betrug 3,9 Jahre.
Studienergebnisse
Die Forscher stellten fest, dass 48 Prozent der Patienten nach der Stammzelltransplantation eine komplette Remission erreichten.
Insgesamt hatten 55 Prozent der Patienten im Dezember 2011 ein Rezidiv oder einen Progress ihrer Erkrankung. Die Mehrheit der Patienten (60 Prozent), die rezidivierte, hatte nur eine teilweise Remission erreicht, während die restlichen 40 Prozent nach einer kompletten Remission rezidivierte oder einen Progress hatte.
Die Hälfte der Patienten hatte zur Zeit des Rezidivs Myelomsymptome, während die andere Hälfte keine Symptome hatte.
Die Forscher bemerken, dass das asymptomatische Rezidiv vor 2000 seltener vorkam als im letzten Jahrzehnt (26 Prozent gegenüber 55 Prozent). Sie erklären, dass der Unterschied auf die Entwicklung von wirksameren Medikamenten und Therapien in den letzten Jahren zurückzuführen sein könnte.
Mehr Patienten mit symptomatischem Rezidiv hatten eine Plasmazellinfiltration im Knochenmark, die über dem Mittel lag (67 Prozent gegenüber 38 Prozent), eine Anämie (49 Prozent gegenüber 26 Prozent) und ein fortgeschrittenes Myelom bei Diagnosestellung (34 Prozent gegenüber 7 Prozent) im Vergleich zu Patienten mit asymptomatischem Rezidiv.
Der mittlere Prozentsatz an Plasmazellen im Knochenmark betrug bei Diagnose 43 Prozent, und ein fortgeschrittenes Myelom wurde in der Studie gemäß dem Internationalen Staging System als Stadium 3 definiert.
Den spanischen Forschern zufolge waren die Symptome beim Rezidiv dieselben wie zum Zeitpunkt der Diagnose. Zum Beispiel hatten von den Patienten, die beim Rezidiv ein Nierenversagen aufwiesen, 55 Prozent bereits bei der Diagnose eine Nierenschädigung. Ähnlich war es bei den Patienten mit extramedullärer Erkrankung; 59 Prozent hatten bereits bei der Diagnose eine extramedulläre Erkrankung.
Eine extramedulläre Erkrankung kommt vor, wenn Myelomzellen Geschwülste außerhalb des Knochenmarks in den weichen Geweben oder Organen des Körpers bilden. Die bisherige Forschung hat gezeigt, dass Myelompatienten mit extramedullärer Erkrankung eine schlechtere Prognose haben als diejenigen ohne die Erkrankung (siehe verwandte Nachrichten von Myeloma Beacon).
Gründe für die Behandlung beim Rezidiv und Behandlungsergebnisse
Die Hauptgründe, dass Patienten nach einem Rezidiv eine erneute Behandlung erhielten, waren Anämie (43 Prozent), neue Knochenläsionen (36 Prozent), extramedulläre Erkrankung (24 Prozent), Knochenschmerzen (14 Prozent), Nierenversagen (12 Prozent) und hohe Kalziumwerte (9 Prozent).
Die häufigsten Therapien nach dem Rezidiv waren Velcade-basierte (41 Prozent) Therapien, gefolgt von Thalidomid (10 Prozent) und Revlimid (10 Prozent).
Die Gesamtansprechrate auf die Behandlung nach dem Rezidiv betrug 45 Prozent; 3 Prozent der Patienten erreichten eine komplette Remission, 16 Prozent eine sehr gute teilweise Remission und 26 Prozent eine teilweise Remission.
Mehr Patienten mit asymptomatischem Rezidiv als Patienten mit symptomatischem Rezidiv erreichten mindestens eine minimale Remission (69 Prozent gegenüber 44 Prozent).
Nach der Stammzelltransplantation betrug das mittlere progressionsfreie Überleben 3,3 Jahre und das mittlere Gesamtüberleben 6,8 Jahre.
Patienten mit asymptomatischem Rezidiv hatten ein deutlich längeres Gesamtüberleben (7,1 Jahre) als diejenigen mit symptomatischem Rezidiv (3,6 Jahre).
Das mittlere Gesamtüberleben nach der Therapie nach dem Rezidiv betrug 2,5 Jahre.
Als die Forscher Faktoren untersuchten, die das Überleben eines Patienten nach dem Rezidiv beeinflußen könnten, stellten sie fest, dass die einzigen Faktoren mit einem statistisch signifikanten Einfluss auf das Überleben die Zeit bis zum Rezidiv, der Typ des Rezidivs (asymptomatisch gegenüber symptomatisch) und der Einsatz einer zweiten Stammzelltransplantation als Teil der Behandlung nach dem Rezidiv waren.
Patienten, die eine zweite Stammzelltransplantation als Teil der Behandlung nach dem Rezidiv erhielten, überlebten länger als diejenigen, die keine zweite Stammzelltransplantation erhielten. Die Autoren der Studie bemerken jedoch, dass das auch eine Folge anderer Faktoren sein könnte, die sie statistisch nicht erfasst haben. Zum Beispiel könnten Patienten, die eine zweite Stammzelltransplantation erhielten, insgesamt in einer besseren körperlichen Verfassung gewesen sein als diejenigen, die keine Stammzelltransplantation erhielten.
Für weitere Informationen, beziehen Sie sich bitte auf die Studie in der Zeitschrift Bone Marrow Transplantation (Zusammenfassung; auf Englisch).
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