Neue Studie dokumentiert Trends bei Stammzelltransplantationen fürs multiples Myelom
Veröffentlicht: 4. Juni 2013 21:43


Ergebnisse einer neuen Analyse zeigen, dass die autologe (eigene) Stammzelltransplantation bei nordamerikanischen Myelompatienten zwischen 1994 und 2005 erheblich mehr eingesetzt worden ist.
Während dieser Zeitspanne hat sich die Rate der autologen Stammzelltransplantation bei allen Myelompatienten verfünffacht, angetrieben durch eine zwanzigfache Zunahme bei Myelompatienten, die die Transplantationen als einen Teil ihrer initialen Therapie erhielten.
Die Ergebnisse zeigen auch, dass sich die einjährige Gesamtüberlebensrate für Myelompatienten, die Transplantationen erhalten haben, während der 12-jährigen Beobachtungsphase deutlich verlängert hat.
Die Ergebnisse der aktuellen Studie stimmen mit denjenigen einer anderen neuen Studie überein, die gefunden hat, dass Stammzelltransplantationen bei Myelompatienten im Laufe der letzten 15 Jahre üblicher geworden sind und dass sich die Transplantationsergebnisse während dieser Zeit verbessert haben (siehe auch verwandte Nachrichten von Myeloma Beacon).
Die Studienleiter bemerken, dass verschiedene Faktoren, wie Patientenauswahl, die frühe Identifizierung von Transplantationskandidaten, bessere Begleittherapien und eine bessere Definition der optimalen Hochdosis-Chemotherapie zu den verbesserten Überlebensergebnissen beigetragen haben, die bei transplantierten Myelompatienten während dieser Zeitspanne gesehen worden sind.
Die Studie hat jedoch nicht den Einsatz und Einfluss der Stammzelltransplantation während der Jahre nach 2005 untersucht, als neuere Myelombehandlungen wie Revlimid (Lenalidomid) und Velcade (Bortezomib) größtenteils den Einsatz von älteren, Chemotherapie-basierten Behandlungen verdrängt haben.
Die Forscher weisen darauf hin, dass klinische Studien zurzeit das passende Timing der Stammzelltransplantation im Zeitalter der neuen Myelommedikamente untersuchen.
Hintergrund
Die autologe Stammzelltransplantation wird in der Behandlung des multiplen Myeloms routinemäßig eingesetzt.
Vor einer Stammzelltransplantation wird einem Patienten eine Hochdosis-Chemotherapie gegeben, die möglichst viele der Myelomzellen des Patienten abtöten soll.
Die Chemotherapie zerstört jedoch auch die meisten gesunden Knochenmarkszellen des Patienten. Deshalb wird die Stammzelltransplantation entweder mit den eigenen Stammzellen des Patienten (autologe Transplantation) oder Stammzellen von einem Spender (allogene Transplantation) durchgeführt, um das Knochenmark mit gesunden Zellen neu zu bevölkern.
Für die autologe Stammzelltransplantation werden vor der Hochdosis-Chemotherapie Stammzellen des Patienten gesammelt. Sie werden dann nach der Chemotherapie in den Patienten zurückinfundiert, um die gesunden Knochenmarkszellen zu ersetzen, die zerstört wurden.
Autologe Stammzelltransplantationen werden auch in der Behandlung anderer Blutkrebserkrankungen und einiger solider Tumore verwendet. So zeigen die aktuellen Studiendokumente, dass Mitte der 1990er Jahre die autologe Stammzelltransplantation am häufigsten zur Behandlung des Brustkrebses verwendet wurde (obwohl Transplantationen zu diesem Zweck heute selten verwendet werden).
Ziel der aktuellen Studie war es, den Einsatz der Stammzelltransplantation in der Krebsbehandlung im Laufe der Zeit in den Vereinigten Staaten und Kanada zu bewerten und Überlebenstendenzen bei Patienten zu bewerten, die in diesen Ländern eine Stammzelltransplantation erhalten haben. Es sei darauf hingewiesen, dass diese Daten in Europa anders aussehen können.
Studiendesign
Die Autoren der neuen Studie haben zurückblickend Daten von 68.404 Patienten in den Vereinigten Staaten und Kanada analysiert, die ihre erste autologe Stammzelltransplantation zwischen 1994 und 2005 erhalten hatten und deren Daten dem „Center for International Blood and Marrow Transplant Research“ (CIBMTR) gemeldet worden waren.
Das CIBMTR unterhält ein Archiv von Stammzelltransplantationsdaten, die es selbst und andere aufgenommene Organisationen sammeln. Daten bezüglich autologer Transplantationen sind für Einrichtungen in Nord- und Südamerika verfügbar, die auf einer freiwilligen Basis bereit sind, Daten über an ihren Einrichtungen durchgeführten autologen Transplantationen zu melden. Das CIBMTR schätzt, dass die teilnehmenden US-amerikanischen Einrichtungen etwa 65 Prozent aller im Land durchgeführten autologen Transplantationen repräsentieren.
Da autologe Transplantationen in der Behandlung von vielen verschiedenen Krebsarten verwendet werden, schließt die Analyse in der aktuellen Studie Daten für Patienten mit Blutkrebserkrankungen - einschließlich multiplem Myelom, Non-Hodgkin Lymphom, akute myeloische Leukämie - sowie feste Tumore ein.
Dieser Artikel konzentriert sich jedoch auf die Studienergebnisse über das multiple Myelom.
Studienergebnisse
Die Studienforscher haben herausgefunden, dass sich der Einsatz der Stammzelltransplantation beim multiplem Myelom im Laufe des Studienzeitraums verfünffacht hat.
1994-1995 lag die Zahl US-amerikanischer Myelompatienten, die eine autologe Stammzelltransplantationen erhalten haben, bei ungefähr 5 Prozent aller neu diagnostizierter Myelompatienten in den Vereinigten Staaten.
Bis 2004-2005 war die Zahl der Transplantationen, die in den Vereinigten Staaten für das multiple Myelom durchgeführt wurden, auf ungefähr 25 Prozent aller neu diagnostizierten Myelompatienten angewachsen.
Dieser Anstieg in der Transplantationsrate bei Myelompatienten war der größte, die bei allen in die Studie eingeschlossenen Krankheiten gesehen wurde.
Während Myelompatienten für die 1994-1995 Periode nur 6 Prozent der Transplantationen in der Datenbank ausmachten, stieg ihr Anteil auf 44 Prozent aller Transplantationen in der Periode 2004-2005. Dies war der größte Anteil einer einzelnen Erkrankung.
Oberflächlich betrachtet wurde die erhöhte Transplantationsrate bei Myelompatienten zwischen 1994 und 2005 durch einen dramatischen Anstieg von Transplantationen verursacht, die bei Myelompatienten als Teil ihrer initialen Therapie durchgeführt wurden.
Die Autoren schätzen, dass die Zahl von US-amerikanischen und kanadischen Myelompatienten, die eine Transplantation als Teil ihrer initialen Therapie erhielten, zwischen 1994-1995 und 2004-2005 um mehr als das Zwanzigfache gestiegen ist.
Das spiegelt sich in einer wesentlichen Änderung in der Zusammensetzung der US-amerikanischen und kanadischen Myelompatienten wider, die die Transplantationen erhielten.
Im ersten Zeitraum erhielten weniger als ein Viertel der Myelompatienten Transplantationen als ein Teil ihrer initialen Therapie. Im Gegensatz dazu erhielten 2004-2005 mehr als zwei Drittel der Myelompatienten die Transplantationen als Teil ihrer initialen Therapie.
Die Autoren wiesen jedoch darauf hin, dass es wahrscheinlich einen tieferen Grund für die erhöhte Transplantationsrate bei Myelompatienten im Laufe des von ihrer Studie abgedeckten Zeitraumes gibt. Sie weisen speziell auf Ergebnisse einer 1996 veröffentlichten, französischen klinischen Studie hin. Die Studie, die mit neu diagnostizierten Myelompatienten durchgeführt wurde, zeigte, dass vier bis sechs Zyklen niedrig dosierter Chemotherapie in Kombination mit einer Stammzelltransplantation zu verbesserten Ansprechraten und Gesamtüberlebensraten führten als eine alleinige, verlängerte, niedrig dosierte Chemotherapie.
Die Autoren der aktuellen Studie haben sich auch die Kurzzeitüberlebensergebnisse bei den Myelompatienten in ihrer Studie angeschaut.
Sie fanden, dass die einjährige Gesamtüberlebensrate für Myelompatienten, die in kompletter oder teilweiser Remission zur Zeit der Transplantation waren, im Laufe des Studienzeitraums von 83 Prozent in 1994-1995 auf 92 Prozent in 2004-2005 angestiegen ist.
Speziell ältere Patienten verzeichneten den größten Anstieg in dieser Überlebensrate im Laufe des Studienzeitraums. Die einjährige Gesamtüberlebensrate für Myelompatienten, die 60 Jahre oder älter und in kompletter oder teilweiser Remission zur Zeit der Transplantation waren, erhöhte sich von 72 Prozent in 1994-1995 auf 92 Prozent in 2004-2005.
Für Myelompatienten, die zum Zeitpunkt der autologen Transplantation nicht in Remission waren, war die einjährige Gesamteüberlebensrate nicht so hoch, aber sie stieg ebenso im Laufe des Studienzeitraums von 79 Prozent in 1994-1995 auf 87 Prozent in 2004-2005 an.
Trotz dieser Steigerung der Posttransplantationsüberlebensraten weisen die Forscher darauf hin, dass derzeit stattfindende klinische Studien nachforschen, ob im Zeitalter der neuen Myelomtherapien, die Transplantation ein Teil der initialen Myelomtherapie sein sollte. Die Forscher bemerken jedoch auch, dass mindestens eine neue klinische Studie gezeigt hat, dass eine frühe Stammzelltransplantation die Behandlungsergebnisse bei neu diagnostizierten Myelompatienten verbessert (siehe verwandte Nachrichten von Myeloma Beacon).
Für weitere Informationen, beziehen Sie sich bitte auf die Studie in der Zeitschrift Biology of Blood and Marrow Transplantation (Zusammenfassung).
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