Extramedulläre Erkrankung präsentiert einzigartige Symptome und Herausforderungen bei Myelompatienten

Eine neue griechische Studie hat die Symptome und den Krankheitsverlauf bei Myelompatienten untersucht, die bei einem Rezidiv eine extramedulläre Manifestation entwickeln.
Die Ergebnisse stimmen mit Ergebnissen früherer Studien überein und zeigen, dass Myelompatienten, die eine extramedulläre Erkrankung entwickeln, ein schlechteres Gesamtüberleben haben als diejenigen, die dies nicht tun. Außerdem haben die Studienleiter klinische Unterschiede bei der Diagnose und beim Rezidiv zwischen Myelompatienten mit und ohne extramedullärer Erkrankung identifiziert.
Sie kommen zu dem Schluss, dass Myelompatienten mit extramedullärer Erkrankung eine besonders aggressive und gegen die Behandlung widerstandsfähige Form des Myeloms haben, was eine einzigartige therapeutische Herausforderung darstellt.
Hintergrund und Studienteilnehmer
Die extramedulläre Erkrankung kommt vor, wenn Myelomzellen Geschwülste außerhalb des Knochenmarks in den weichen Geweben oder Organen des Körpers bilden. Das genaue Ausmaß der extramedullären Erkrankung bei Myelompatienten ist noch nicht genau bestimmt worden. Bisherige Studien haben Raten zwischen 7 Prozent und 15 Prozent bei neu diagnostizierten Myelompatienten und zwischen 6 Prozent und 20 Prozent bei rezidivierten Patienten gefunden.
Die bisherige Forschung hat gezeigt, dass Myelompatienten mit einer extramedullären Erkrankung eine schlechtere Prognose haben als diejenigen ohne. Jedoch werden die Mechanismen, die der extramedullären Erkrankung zugrundeliegen, noch immer nicht gut verstanden.
Ziel der aktuellen Studie war es, die Frequenz der extramedullären Erkrankung bei Myelompatienten, zusammen mit ihren Symptomen, Laborwerten und Überlebensergebnissen zu beobachten und zu analysieren.
Die griechischen Forscher werteten zurückblickend Daten von 303 Myelompatienten aus, die 1998 und 2011 behandelt wurden und von denen 9 Prozent eine extramedulläre Erkrankung entwickelten.
Klinische Merkmale der extramedullären Erkrankung
Die extramedulläre Erkrankung beim Rezidiv wurde meistens in der Leber (25 Prozent), den Lungen (21 Prozent), Lymphknoten (17 Prozent) und im Mundbereich (13 Prozent) gefunden.
Myelompatienten mit einer extramedullären Erkrankung haben sowohl zur Zeit der Diagnosestellung als auch beim Rezidiv andere Symptome gezeigt, als diejenigen ohne extramedulläre Erkrankung. Zur Zeit der Myelomdiagnose hatten Patienten, die schließlich eine extramedulläre Erkrankung entwickelten, höhere Laktatdehydrogenase (LDH) Werte im Blut (38 Prozent gegenüber 18 Prozent), mehr Knochengeschwülste (57 Prozent gegenüber 27 Prozent) und vermehrte Knochenbrüche (35 Prozent gegenüber 11 Prozent).
Zurzeit der Diagnose der extramedullären Manifestation hatten 28 Prozent der Patienten mit extramedullärer Erkrankung Gewicht verloren und krankheitsbedingtes Fieber, was bei Myelompatienten ohne extramedullärer Erkrankung selten vorkommt. Außerdem hatten 93 Prozent der Patienten mit extramedullärer Erkrankung erhöhte Serum LDH Werte und das mittlere Niveau des Paraproteins im Blut bei einem extramedullären Rezidiv betrug weniger als die Hälfte dessen zum Zeitpunkt der Diagnosestellung.
Behandlung vor und nach extramedullärer Erkrankung
Patienten, die eine extramedulläre Erkrankung entwickelten, waren mit einer mittleren Anzahl von drei Therapiezyklen vor der Entstehung der extramedulläre Manifestation behandelt worden. Diese Therapien beinhalteten bei 32 Prozent eine Hochdosischemotherapie mit Stammzelltransplantation, Thalidomid (50 Prozent), Velcade (Bortezomib) (50 Prozent) und Revlimid (Lenalidomid) (46 Prozent). Myelompatienten in der griechischen Studie, die keine extramedulläre Erkrankung entwickelten, waren ebenso mit einer mittleren Anzahl von drei vorherigen Behandlungen, einschließlich Stammzelltransplantation (24 Prozent), Thalidomid (40 Prozent), Velcade (67 Prozent) und Revlimid (23 Prozent), behandelt worden.
Wegen der retrospektiven Natur der Studie zögerten die Forscher, Schlüsse bezüglich der Beziehungen zwischen vorhergehender Behandlung und einer extramedulläre Erkrankung beim Rückfall zu ziehen.
Ihre Analyse zeigte jedoch, dass der Einsatz einer Hochdosischemotherapie plus Stammzelltransplantation sowie die Behandlung mit Thalidomid und Revlimid sich nicht wesentlich zwischen denjenigen mit und ohne extramedullärer Manifestation unterschied. Dieses Ergebnis ist wichtig, da die Stammzelltransplantation, Thalidomid und Revlimid bisher als potenzielle Risikofaktoren für das Auftreten einer extramedulläre Erkrankung betrachtet worden sind. Die Studienleiter fanden jedoch auch, dass Patienten, die vorher mit Velcade behandelt wurden, ein niedrigeres Risiko einer extramedullären Erkrankung hatten.
Nach Diagnose der extramedullären Erkrankung wurden Patienten mit Velcade-basierenten Therapien (32 Prozent), Platin-enthaltenden Therapien (21 Prozent), Revlimid (21 Prozent), sowie Vincristin plus Doxorubicin (Adriamycin) und Dexamethason (8 Prozent) behandelt.
Interessanterweise sind die meisten Fälle von extramedullärer Manifestation in den letzten Jahren (zwischen 2007 und 2011) vorgekommen. Diese Entdeckung ist mit der von früheren Studien vergleichbar, die eine höhere Frequenz der extramedullären Erkrankung im Zeitalter der neuartigen Substanzen gemeldet haben (siehe verwandte Nachrichten von Myeloma Beacon; auf Englisch).
Überlebensergebnisse
Das mittlere Gesamtüberleben nach einem extramedullären Rückfall betrug fünf Monate.
Von der Zeit ihrer initialen Myelomdiagnose betrug das mittlere Gesamtüberleben für Patienten, die eine extramedulläre Erkrankung entwickelten, 38 Monate im Vergleich zu 59 Monaten für Patienten, die keine extramedulläre Erkrankung entwickelten. Diese Ergebnisse stimmen mit denen von früheren Studien überein, die Überlebensergebnisse für Myelompatienten mit und extramedulläre Erkrankung untersucht haben (siehe verwandte Nachrichten von Myeloma Beacon; auf Englisch).
Diskussion
Ein Thema in der Diskussion ihrer Ergebnisse, auf das die Forscher hinweisen, ist die Tatsache, dass, wie schon oben erwähnt, die meisten Fälle der extramedullären Manifestation bei Patienten in ihrer Studie in den letzten vier Jahren der Datenerhebung entdeckt wurden.
Die Studienleiter erklären dies mit der Tatsache, dass die extramedulläre Erkrankung in den letzten Jahren aufgrund besserer Bildaufbereitung, besserer diagnostischer Tests sowie besseren Arztbewusstseins leichter entdeckt werden kann.
In einem Kommentar, der die Studie begleitet, weisen Dr. Philippe Moreau von der Universität in Nantes und Dr. Aaron Polliack vom Hadassah Universitätskrankenhaus in Jerusalem, die an der Studie nicht beteiligt waren, darauf hin, dass die extramedulläre Erkrankung häufiger vorkommt, weil der Einsatz der neuen Substanzen das Überleben von Myelompatienten verlängert.
Da Patienten, die später eine extramedulläre Erkrankung entwickelten, mit größerer Wahrscheinlichkeit hohe LDH-Werte, Knochengeschwülste und Knochenbrüche bei Diagnosestellung hatten, stellen die Studienleiter fest, dass diese Ergebnisse die Theorie unterstützen, dass bestimmte Myelompatienten von Beginn an eine aggressivere Krankheit haben.
Dr. Moreau und Dr. Polliack bemerken in ihrem Kommentar, dass, obwohl die vorliegende und mehrere frühere Studien eine schlechte Prognose der Myelompatienten mit extramedullärer Erkrankung gefunden haben, alle diese Studien aufgrund ihrer retrospektiven Natur und kleiner Patientenzahlen beschränkt sind. Sie warnen, dass es schwierig sei, ohne größere, prospektive Studien, die wahre Frequenz der extramedullären Erkrankung einzuschätzen und die besten therapeutischen Optionen zu bestimmen.
Dr. Moreau und Dr. Polliack warfen auch zusätzliche Fragen auf, die in der Zukunft beantwortet werden sollten: Kommen extramedulläre Rezidive im Zeitalter von neuartigen Substanzen häufiger vor, und wenn ja, warum? Würden Patienten mit einem extramedullären Rezidiv von Kombinationstherapien profitieren, und wenn ja, welche Kombinationen würden passend und wirksam sein?
Für weitere Informationen, siehe bitte die Studie (Zusammenfassung auf Englisch) und Kommentar (auf English; Abonnement erforderlich) in der Zeitschrift Leukemia and Lymphoma.
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