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Tandem auto-allo Transplantation kann Prognose von risikoreichen Myelompatienten verbessern

Kein Kommentar Von ; Übersetzt von Sabine Schock
Veröffentlicht: 8. Februar 2013 09:24
Tandem auto-allo Transplantation kann Prognose von risikoreichen Myelompatienten verbessern

Ergebnisse einer kleinen deutschen Studie zeigen, dass eine Stammzelltransplantation mit den eigenen Zellen des Patienten gefolgt von einer Spendertransplantation die Prognose von Myelompatienten mit risikoreichen chromosomalen Abnormitäten verbessern kann.

Studienpatienten, die risikoreiche chromosomale Abnormitäten hatten, hatten ähnliche molekulare Remissionsraten (eine aufgrund molekularbiologischer Untersuchungen strenger definierte Form einer kompletten Remission) und progressionsfreie Überlebensraten wie Patienten ohne risikoreiche chromosomale Abnormitäten.

Den deutschen Forschern zufolge zeigen ihre Ergebnisse, dass Patienten mit risikoreichen chromosomalen Abnormitäten eine langfristige Remission erreichen können.

Jedoch war das während der Studie verwendete Behandlungsprotokoll mit einer bedeutenden Zahl von Todesfällen, die auf die Behandlung zurückzuführen waren, verbunden. Von daher kommt das Behandlungsprotokoll nicht für viele Patienten in Frage.

Ziel der Myelomtherapie ist, eine langfristige Remission bei den Patienten zu sichern. Mit verbesserten Behandlungsoptionen leben Patienten wesentlich länger mit der Krankheit. Jedoch rezidivieren die meisten Patienten trotz fortgeschrittener Behandlungs- und Transplantationsprotokolle schließlich doch.

Die bisherige Forschung hat gezeigt, dass Patienten, die eine molekulare Remission erreichen, eine hohe Wahrscheinlichkeit einer langfristigen Krankheitskontrolle haben. Die molekulare Remission ist eine Unterkategorie der kompletten Remission, bei der ein empfindlicherer Test auf molekularbiologischer Basis verwendet wird, um nach Myelomresten im Knochenmark des Patienten zu suchen.

In der aktuellen Studie haben deutsche Forscher den Einfluss der molekularen Remission auf die Behandlungsergebnisse in einer Studie ausgewertet, die neu diagnostizierte Myelompatienten mit dem Krankheitsstadium 2 oder 3 (gemäß der Durie-Salmon-Skala) eingeschlossen hat.

Zwischen April 2000 und Oktober 2008 haben die Forscher 73 Myelompatienten rekrutiert, die eine autologe Transplantation gefolgt von einer Spendertransplantation (allogen) erhielten. Bei autologen Transplantationen werden Stammzellen vom Körper des Patienten reinfundiert, während bei allogenen Transplantationen Stammzellen von einem Spender eingesetzt werden

Die Patienten in dieser Studie waren jünger als die meisten Myelompatienten, mit einem mittleren Alter von 49 Jahren.

Mehrere Patienten hatten chromosomale Abnormitäten, einschließlich der Translokation 4; 14 (11 Prozent) und del17p (11 Prozent). Patienten mit t(4; 14), (eine Translokation eines Gebiets des Chromosoms 4 zum Chromosom 14) und del17p (eine Deletion eines Teils des Chromosoms 17) werden als risikoreiche Patienten betrachtet.

Vor ihrer ersten Transplantation während der Studie hatten die meisten Patienten eine initiale Anti-Myelomtherapie mit einer von mehreren älteren Kombinationstherapien, wie zum Beispiel Vincristin, Doxorubicin (Adriamycin) und Dexamethason, erhalten.

Einige Patienten, die sich der Studie in späteren Studienjahren angeschlossen hatten, erhielten eine initiale Therapie mit neueren Anti-Myelommedikamente wie Velcade (Bortezomib).

Die meisten Patienten in der Studie haben nur einen Therapiezyklus zwischen Diagnose und den während der Studie durchgeführten Transplantationen erhalten. Es gab jedoch auch einige Patienten, die auf ihre initiale Behandlung nicht angesprochen hatten und deshalb eine Salvage-Therapie vor den Transplantationen in der Studie erhielten.

Als Hochdosistherapie vor ihrer autologen Transplantation hat jeder Patient 200 mg/m2 Melphalan, aufgeteilt auf zwei Tage, erhalten.

Vor ihrer Spendertransplantation hat jeder Patient eine reduzierte Dosis von 140 mg/m2 Melphalan und 180 mg/m2 Fludarabin, sowie Antithymozytenglobulin (ATG) erhalten, um das Risiko einer graft-versus-host Erkrankung (GVHD) zu reduzieren. GVHD ist eine Komplikation, die während der Transplantation auftritt, bei der die Spenderzellen die Zellen des Patienten als "fremd" erkennen und sie angreifen.

Über ein Fünftel der Patienten in der Studie erhielten Spenderlymphozyten-Infusionen (DLI) nach ihrer Spendertransplantation. DLI-Gabe ist ein Verfahren, bei dem Leukozyten von einem Stammzellspender eines Patienten gesammelt und dem Patienten nach der Spender-Stammzelltransplantation erneut infundiert werden. DLIs wurden denjenigen Patienten gegeben, die entweder noch Zeichen ihres eigenen ursprünglichen Immunsystems nach der Spendertransplantation hatten oder die Zeichen einer Resterkrankung nach der Transplantation hatten.

Die mittlere Zeit zwischen den zwei Transplantationen betrug 110 Tage. Die mittlere Nachbeobachtungszeit  betrug sechs Jahre.

Insgesamt haben 60 Prozent der Patienten in der Studie eine komplette Remission, 6 Prozent eine nahezu komplette Remission und 21 Prozent eine teilweise Remission erreicht.

Zusätzlich haben 41 Prozent der Patienten eine molekulare Remission erreicht. Die molekulare Remissionsrate war bei Patienten mit del17p oder t(4; 14) ein bisschen höher als bei Patienten ohne diese Abnormitäten (50 Prozent gegenüber  40 Prozent).

Einundzwanzig Prozent der Patienten erreichten eine anhaltende molekulare Remission, die die Forscher bei mindestens vier aufeinander folgenden Myelom negativen Knochenmarksproben definiert haben. Die anhaltende molekulare Remissionrate war bei Patienten mit risikoreichen chromosomalen Abnormitäten im Vergleich zu Patienten ohne sie (8 Prozent gegenüber 12 Prozent) ein bisschen niedriger.

Die fünfjährige progressionsfreie Überlebensrate für alle Patienten betrug 29 Prozent und war bei Patienten mit oder ohne risikoreiche chromosomale Abnormitäten relativ ähnlich (24 Prozent gegenüber 30 Prozent).

Es gab jedoch einen Unterschied im fünfjährigen progressionsfreien Überleben in Abhängigkeit davon, ob ein Patient eine komplette Remission nach der zweiten Transplantation erreichte oder nicht. Diejenigen, die eine komplette Remission erreichten, hatten ein deutlich längeres progressionsfreies Überleben als diejenigen, die die komplette Remission nicht erreichten (41 Prozent gegenüber 17 Prozent).

Außerdem hatten Patienten, die eine molekulare Remission erreichten, eine bessere fünfjährige progressionsfreie Überlebensrate als diejenigen, die eine komplette Remission ohne molekulare Remission erreichten (57 Prozent gegenüber 26 Prozent).

Es gab sogar Unterschiede im progressionsfreien Überleben unter den Patienten mit einer molekularen Remission. Diejenigen, die eine anhaltende molekulare Remission erreichten, hatten ein deutlich höheres fünfjähriges progressionsfreies Überleben als diejenigen ohne molekulare Remission (85 Prozent gegenüber 31 Prozent).

Der Einfluss der Tiefe des Ansprechens - d. h. wie vollständig das Ansprechen  eines Patienten auf die Behandlung war - ist auch bei den Resultaten des Gesamtüberlebens in der Studie offensichtlich.

Die fünfjährige Gesamtüberlebensrate für alle Patienten betrug 54 Prozent. Patienten mit einer kompletten Remission hatten eine grössere fünfjährige Überlebensrate als diejenigen, die keine komplette Remission erreichten (74-Prozent gegenüber 38 Prozent).

Ebenfalls hatten Patienten, die eine molekulare Remission erreichten, ein besseres fünfjähriges Gesamtüberleben als diejenigen, die dies nicht erreichten (89 Prozent gegenüber 39 Prozent). Es gab auch eine Tendenz für ein verlängertes fünfjähriges Gesamtüberleben bei Patienten mit einer anhaltenden molekularen Remission gegenüber denjenigen, deren molekulare Remission nicht anhaltend war (91 Prozent gegenüber 87 Prozent).

Die Autoren der aktuellen Studie haben nicht berichtet, ob es irgendwelche Unterschiede im Gesamtüberleben zwischen Patienten mit oder ohne risikoreichen chromosomalen Abnormitäten gab. In Korrespondenz mit Myeloma Beacon erklärte der Studienleiter – Dr. Nicolaus Kröger von der Medizinischen Universitätsklinik in Hamburg -,  dass es tatsächlich keinen bedeutenden Unterschied im Gesamtüberleben zwischen Patienten mit oder ohne risikoreichen Abnormitäten gab.

Obwohl die in dieser Studie durchgeführte, doppelte Transplatationstherapie bei einigen Patienten zu einer sehr tiefen Remission geführt hat, war sie auch mit einem grossen Risiko verbunden:  23 Prozent der Patienten in der Studie sind innerhalb des ersten Jahres der Therapie wegen der Behandlung gestorben.

Für weitere Informationen, siehe bitte die Studie in der Zeitschrift Biology of Blood and Marrow Transplantation (englische Zusammenfassung).

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