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Mayo-Klinik, PETHEMA und das Progressionsrisiko beim schwelenden Myelom: Mehr Unstimmigkeiten als Übereinstimmungen

Kein Kommentar Von ; Übersetzt von Sabine Schock
Veröffentlicht: 24. Januar 2013 16:18
Mayo-Klinik, PETHEMA und das Progressionsrisiko beim schwelenden Myelom: Mehr Unstimmigkeiten als Übereinstimmungen

Ergebnisse einer neuen Studie zeigen, dass die beiden führenden Modelle zur Risikobewertung beim schwelenden Myelom mehr Unstimmigkeiten als Übereinstimmungen aufweisen.

Die beiden Modelle wurden unabhängig voneinander von Forschern an der Mayo Klinik und der spanischen 'PETHEMA' Arbeitsgruppe entwickelt.

In Anbetracht der Ergebnisse dieses Vergleichs meinen die Autoren der gegenwärtigen Studie, dass weitere Studien erforderlich sind, um weitergehende, anwendbare Kriterien zu definieren, die das Progressionsrisiko eines Patienten mit schwelendem multiplen Myeloms einschätzen können.

Die gegenwärtige Studie trifft keine Aussage darüber, welches der beiden Modelle das Progressionsrisiko eines Patienten mit schwelendem Myelom genauer voraussagt.

Das schwelende Myelom ist eine Vorläufererkrankung des multiplen Myeloms, bei der der Patient keines der typischen mit dem Myelom verbundenen Symptome, wie erhöhte Kalziumwerte, Nierenschäden, Anämie oder Knochenschädigungen, zeigt. Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung haben Patienten mit schwelendem Myelom ein deutlich höheres Risiko, ein symptomatisches (aktives) Myelom zu entwickeln.

Ergebnisse von kürzlich durchgeführten Studien zeigen, dass das Progressionsrisiko vom schwelenden zu symptomatischem Myelom 10 Prozent pro Jahr in den ersten fünf Jahren nach der Diagnose eines schwelenden Myeloms beträgt. Das Risiko sinkt auf 3 Prozent pro Jahr in den nächsten fünf Jahren und auf 1 Prozent pro Jahr danach ab.

Jedoch variiert das Progressionsrisiko erheblich unter den Patienten.

Der gegenwärtige Behandlungsstandard beim schwelenden Myelom ist der sogenannte 'Watch and wait'–Ansatz, bei dem der Patient regelmäßige untersucht wird. Die Behandlung beginnt erst, wenn die Krankheit zu einem symptomatischen Myelom fortschreitet. Dieser Ansatz beruht auf bestehenden Hinweisen, dass eine Behandlung in diesem Krankheitsstadium keinen Einfluss auf das Gesamtüberleben hat, die Patienten jedoch über einen längeren Zeitraum Chemotherapie - und den damit verbundenen Nebenwirkungen – ausgesetzt wären.

Jedoch haben neuere Studien gezeigt, dass eine Behandlung den Krankheitsfortschritt verzögern und sogar das Gesamtüberleben bei Patienten mit schwelendem Myelom verlängern kann, die ein hohes Progressionsrisiko haben.

Die Autoren der gegenwärtigen Studie weisen darauf hin, dass zuverlässige Indikatoren, die auf ein hohes Progressionsrisiko deuten, es Forschern ermöglichen würde, effektivere klinische Studien zu entwerfen, um den Progress zum aktiven multiplen Myelom zu verzögern oder zu verhindern.

Sie argumentieren, dass Ärzte mit besseren Bewertungen des Progressionsrisikos die Patienten mit schwelendem Myelom erkennen könnten, die am meisten von einer frühen Behandlung profitieren würden.

Es gibt zurzeit zwei Modelle, die Myelomexperten verwenden, um das Progressionsrisiko eines Patienten mit schwelendem Myelom zum aktiven Myelom zu bewerten. Eines wurde von Forschern an der Mayo Klinik, das andere von Myelomexperten der PETHEMA Arbeitsgruppe der spanischen Gesellschaft für Hämatologie und Hämotherapie entwickelt.

Diese Modelle wurden aus retrospektiven Studien abgeleitet, in denen Forscher Patientencharakteristika zur Zeit der Diagnose mit schwelendem Myelom identifizierten, die später mit der Krankheitsprogression verbunden wurden.

In der gegenwärtigen Studie bewerteten Forscher am National Cancer Institut in Bethesda, Maryland, das Progressionsrisiko von Patienten mit schwelendem Myelom, indem sie sowohl das Mayo Klinik-Modell als auch das spanische Modell verwendeten.

Die prospektive Studie schrieb zwischen April 2010 und Juli 2012 77 Patienten mit schwelendem Myelom ein. Jeder Patient in der Studie wurde anhand beider Modelle in die Kategorien niedriges Risiko, mittleres Risiko und hohes Risiko eingeteilt.

Die Risikobewertung der Patienten anhand der Modelle stimmte häufig nicht überein. Insgesamt stimmten die Modelle in nur 29 Prozent der Fälle überein.

Anhand des Mayo Klinik-Modells wurden 38 Patienten in die Niedrigrisiko-, 35 in die Mittelrisiko- und 4 in die Hochrisikogruppe kategorisiert.

Dem gegenüber klassifizierte das spanische Modell 17 Patienten in die niedrige Risikogruppe, 22 in die mittlere und 38 in die Hochrisikogruppe.

Von den 38 Patienten, die anhand des spanischen Modells als Hochrisikopatienten klassifiziert wurden, wurden nur 10 Prozent als Hochrisikopatienten anhand des Mayo Klinik-Modell klassifiziert.

Zudem wurden von den 38 Patienten, die anhand des Mayo Klinik-Modells als Niedrigrisikopatienten klassifiziert wurden, nur 29 Prozent auch anhand des spanischen Modells als Niedrigrisikopatienten klassifiziert.

Den Studienleitern zufolge zeigt die große Unstimmigkeit zwischen den beiden Modellen, dass ein zuverlässigeres Modell zur Einschätzung des Progressionsrisikos notwendig ist.

Für weitere Informationen, siehe bitte die Studie in der Zeitschrift Leukemia and Lymphoma (Zusammenfassung).

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