Revlimid-Erhaltungstherapie nach Spender-Stammzelltransplantation wird für Myelompatienten nicht empfohlen

Ergebnisse einer neuen, kleinen, in den Niederlanden durchgeführten Phase 2-Studie weisen darauf hin, dass eine Revlimid Erhaltungstherapie die Remissionen bei Myelompatienten verbessert, die eine allogene "Mini"-Stammzelltransplantation erhalten haben. Jedoch beobachteten die Studienautoren auch einen schnellen Beginn der Spender gegen Wirt-Erkrankung (Graft versus Host-Erkrankung-GvHD) bei diesen Patienten nach Beginn der Revlimid-Behandlung.
Aufgrund dieser Ergebnisse lehnen die Studienautoren die Revlimid-Erhaltungstherapie bei Myelompatienten, die eine allogene"Mini"-Stammzelltransplantation erhalten haben, ab.
"Die akute GvHD ist eine lebensbedrohende Komplikation nach der Spender-Stammzelltransplantation, und das primäre Ziel des Artikels war, die Myelom-Gemeinschaft über diese [Gefahr] aufzuklären," berichtet die leitende Autorin der Studie Dr. Monique Minnema von der medizinischen Universität Utrecht Myeloma Beacon.
"Meiner Ansicht nach sollten Patienten nach allogener Stammzelltransplantation außerhalb klinischer Studien nicht mit der Revlimid-Erhaltungstherapie behandelt werden. Wenn [klinische Studien] entworfen werden sollen, muss eine andere Strategie wie z.B. der Kombination von Revlimid mit Dexamethason verfolgt werden," fügte sie hinzu.
Mit einer Spender (allogenen) Stammzelltransplantation bezeichnet man das Vorgehen, bei dem ein Patient eine Hochdosis-Chemotherapie erhält, gefolgt von einer Infusion von Stammzellen von einem passenden Spender , um die während der Chemotherapie zerstörten Stammzellen zu ersetzen.
Die allogene Stammzelltransplantation kann Myelompatienten mit fortgeschrittener Erkrankung eine bessere Chance auf eine langfristige Remission geben als die Transplantation mit den eigenen Zellen. Jedoch ist die allogene Stammzelltransplantation auch mit hohen Raten transplantationsbedingter Komplikationen, einschließlich der Spender gegen Wirt-Erkrankung (GvHD) verbunden, bei der die Spenderzellen die Zellen des Empfängers angreifen.
Es konnte gezeigt werden, dass eine neue Strategie namens non-myeloablative ("Mini-") Spender-Stammzelltransplantation die mit der traditionellen Spender-Stammtransplantation verbundenen Risiken durch die Anwendung niedrigerer Dosen Chemotherapie und Bestrahlung bei der Vorbereitung der Transplantation vermindert.
Bisherige Studien haben gezeigt, dass eine Thalidomid und Velcade (Bortezomib)-Erhaltungstherapie die Remissionsraten bei Myelompatienten im Anschluss an die allogene Stammzelltransplantation verbessern kann, ohne dabei die GVHD zu verstärken.
Zwei neue Studien haben gezeigt, dass eine Revlimid (Lenalidomid) Erhaltungstherapie die Zeit bis zur Krankheitsprogression bei Myelompatienten im Anschluss an die autologe Stammzelltransplantation verlängert (siehe verwandte Nachrichten von Myeloma Beacon).
In dieser Studie untersuchten die holländischen Wissenschaftler, ob die Revlimiderhaltung bei Myelompatienten wirksam ist, die eine allogene"Mini"-Stammtransplantation erhalten haben.
Die Studie schloss 30 neu diagnostizierte Myelompatienten mit einem mittleren Alter von 53 Jahren ein.
Alle Patienten erhielten drei Zyklen Induktionstherapie, gefolgt von Stammzell-Mobilisierung mit Cyclophosphamid, einem Zyklus Hochdosis Melphalan und Stammzelltransplantation mit den eigenen Zellen. Alle Patienten erhielten dann eine allogene"Mini"-Stammzelltransplantation zwei bis sechs Monate nach Empfang der ersten Transplantation.
Zwölf Wochen nach der zweiten Transplantation begann die Erhaltungstherapie mit 10 mg Revlimid täglich über 21 Tage in aufeinander folgenden 28-tägigen Zyklen. Es war geplant, dass die Patienten 24 Zyklen der Revlimid-Erhaltung einnehmen sollten. Beendet wurden im Mittel jedoch nur drei Zyklen.
Die Patienten erhielten darüber hinaus immunsuppressive Medikamente zur Unterdrückung des Immunsystems und zur Reduzierung des GvHD-Risikos. Die immunsuppressive Therapie wurde schrittweise nach den ersten zwei Zyklen Revlimid-Erhaltungstherapie reduziert, wenn keine GvHD vorlag.
Nach einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 22 Monaten verbesserten 37 Prozent der Patienten ihr Ansprechen mit der Revlimid-Erhaltungstherapie.
Das progressionsfreie Überleben ein Jahr nach Beginn der Revlimid-Erhaltung betrug 69 Prozent und sank nach zwei Jahren auf 60 Prozent ab. Die Gesamtüberlebensrate betrug 93 Prozent nach zwei Jahren.
Laut Dr. Minnema waren diese Ergebnisse "nicht sehr viel versprechend", weil sie Ergebnissen anderer Studien ähnelten, bei denen Patienten eine allogene Stammzelltransplantation ohne Erhaltungstherapie erhalten hatten.
Siebenundachtzig Prozent der Patienten brachen die Revlimidtherapie vor Beendigung aller 24 Zyklen ab, hauptsächlich wegen GvHD (43 Prozent), anderer schwerwiegender Nebenwirkungen (17 Prozent) und Krankheitsprogress (17 Prozent).
Von den 30 in die Studie eingeschlossenen Patienten entwickelten 53 Prozent eine GvHD während der Revlimid-Erhaltungstherapie. Siebenunddreißig Prozent entwickelten eine akute GvHD, die innerhalb der ersten 100 Tage nach Transplantation auftrat, 30 Prozent entwickelten eine akute GvHD innerhalb der ersten zwei Zyklen der Revlimid-Erhaltung.
Den Studienautoren zufolge entwickelt sich die GvHD bei Patienten häufig, nachdem die immunsuppressive Therapie reduziert wird. Die Patienten in der Studie erhielten erst nach zwei Zyklen der Revlimid-Erhaltung reduzierte Dosen der immunsuppressiven Behandlung; dennoch entwickelten die Patienten häufig eine GvHD sofort nach Beginn der Revlimid-Erhaltung.
Aufgrund dieser Beobachtungen schrieben die Studienautoren den schnellen Beginn der GvHD der Revlimid Therapie selbst zu.
"Wir denken, dass die immunstimulatorischen Effekte von Revlimid für den Beginn der GVHD verantwortlich sind," erklärte Dr. Minnema.
Für weitere Informationen, siehe bitte die Studie in der Zeitschrift Blood (Abstrakt).
Ähnliche Artikel:
- Revlimid, Velcade und Dexamethason, gefolgt von Stammzelltransplantation, führt zu tiefen Remissionen und beachtlichem Gesamtüberleben beim neu diagnostizierten multiplem Myelom
- Stammzelltransplantation bei Myelompatienten über 80 möglicherweise nicht ausreichend genutzt
- Selektive Dekontamination des Verdauungstraktes kann Infektionsrisiko bei Myelompatienten mit autologer Stammzelltransplantation verringern
- Zugabe von Clarithromycin zu Velcade-basierter Myelombehandlung führt zu keiner Erhöhung der Wirksamkeit bei deutlich zunehmenden Nebenwirkungen
- Nelfinavir zeigt nur begrenzten Erfolg bei der Überwindung von Revlimid-Resistenzen bei Patienten mit multiplem Myelom