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Fortschritte bei Myelom-Impfstoffen - Teil 3: Beendete klinische Studien

Kein Kommentar Von ; Übersetzt von Sabine Schock
Veröffentlicht: 11. März 2011 13:52
Fortschritte bei Myelom-Impfstoffen - Teil 3: Beendete klinische Studien

Dieser Artikel ist der dritte in einer fünfteiligen Reihe über neu entwickelte Impfstoffe für das multiple Myelom. Er beschreibt Impfstoffe, für die klinische Studien durchgeführt worden sind. Der erste Artikel in dieser Reihe enthält eine Einführung in das Konzept eines Myelom-Impfstoffs, der zweite Artikel umfasst eine Einführung in die verschiedenen Typen von Myelom-Impfstoffen, die zurzeit entwickelt werden. Der vierte Artikel konzentriert sich auf die laufende und zukünftige Impfforschung, und der fünfte Artikel erzählt die Geschichte eines Patienten, der an einer Studie mit einem Myelom Impfstoff teilgenommen hat.

Es sind mehrere klinische Studien für verschiedene Myelom-Impfstoffe innerhalb der letzten Jahre beendet worden. Der folgende Artikel ist eine Zusammenfassung der Ergebnisse von komplettierten klinischen Studien für Myelom-Impfstoffe, über die in letzter Zeit am meisten berichtet wurde, beginnend mit den viel versprechendsten Ergebnissen.

Klinische Phase 2 Studie zeigt, dass ein auf Zellfragmenten basierter Antikörper Myelom-Impfstoff das Überleben verbessert

Im Oktober 2009 berichteten Forscher an der Mayo Klinik in Rochester, Minnesota, über die Ergebnisse einer Phase-2 Myelom Impfstudie. Ihren Ergebnissen zufolge war ein mit den Zellen von Myelompatienten entwickelter Impfstoff mit verlängertem Überleben verbunden.

Patienten wurden mit spezifischen Teilen ihres monoklonalen (M) –Proteins in Kombination mit Zellen, die das Immunsystem aktivieren, geimpft.

Diese Studie wurde bei Patienten direkt im Anschluss an die autologe Stammzell-transplantation durchgeführt. Insgesamt 27 Patienten erhielten den Impfstoff, von denen 17 refraktär/ rezidivierend waren und 10 sich in einer Remission oder Plateau-Phase befanden.

Das Ansprechen der Patienten, die den Impfstoff erhielten, wurde mit dem von 124 Patienten verglichen, die nur eine Stammzelltransplantation bekamen.

Um in die Studie aufgenommen zu werden, mussten die Patienten ein quantitativ bestimmbares M-Protein im Serum haben, das für die Impfvorbereitung vor der Stammzelltransplantation eingefroren wurde.

Myelompatienten wurden mit ihrem spezifischen M-Protein/Immunzellimpfstoff in den Wochen 0, 2, 4 und 16 im Anschluss an die Stammzelltransplantation intravenös geimpft.

Sechsundneunzig Prozent der Patienten sprachen auf die Stammzelltransplantation an. Zweiundzwanzig Prozent der Patienten erreichten nach der Impfung eine Verbesserung bis zur kompletten Remission und 7 Prozent verbesserten sich zur partiellen Remission. Die restlichen Patienten hatten eine verlängerte stabile Erkrankung.

Es gab keinen statistischen Unterschied im progressionsfreien Überleben zwischen Patienten, die den Impfstoff erhalten hatten, und denjenigen, die den Impfstoff nicht erhalten hatten. Das Gesamtüberleben war jedoch mit 5,3 Jahren für Patienten, die den Impfstoff erhalten haben, deutlich besser als das Gesamtüberleben von 3,4 Jahren für Patienten, die den Impfstoff nicht erhalten haben.

Für weitere Informationen, siehe bitte den Forschungsartikel im  American Journal of Hematology (Abstract).

Eine Phase 1-Studie zeigt, dass die Therapie mit natürlichen Killerzellen von einem verwandten Spender zur kompletten Remission führen kann

Im Dezember 2008 veröffentlichten Forscher am Myeloma Institute for Research and Therapy in Arkansas unter der Leitung von Dr. Frits van Rhee die Ergebnisse einer Phase 1-Studie, die einen anderen Typ zellbasierter Therapie für risikoreiche oder vielfach rezidivierte Myelompatienten untersucht hat.

Laut Susann Szmania, einer an der Studie beteiligten Wissenschaftlerin, könnte dieser Therapietyp als Ersttherapie bei Hochrisikopatienten eingesetzt werden, sobald er sich in der Hochrisikosituation als effektiv erwiesen hat. Sie fügte hinzu, dass der Impfstoff eine nützliche Ergänzung zur Stammzelltransplantation und/oder den neuartigen Therapien sein könnte.

Um eine Antimyelom-Reaktion bei Patienten zu erzeugen, sammelten Forscher natürliche Killerzellen von einem Familienmitglied jedes Teilnehmers und verwendeten diese Zellen zur Impfung der Myelompatienten. Natürliche Killerzellen sind ein Teil des Immunsystems, das in erster Linie für die Verteidigung gegen Vireninfektion verantwortlich ist. Jedoch können sie auch Krebszellen erkennen und töten.

Es wurden zehn Patienten mit rezidiviertem multiplen Myelom nach der Einzel- oder doppelten autologen Stammzelltransplantation in die Studie aufgenommen. Die Patienten wurden mit Chemotherapie behandelt und erhielten dann die natürlichen Killerzellen über zwei Tage. Zwei Wochen später erhielten die Patienten erneut eine autologe Stammzelltransplantation.

Fünfzig Prozent der Studienteilnehmer erreichten eine komplette oder nahezu komplette Remission. Die Forscher wiesen darauf hin, dass die komplette Remissionsrate in ihrer Studie besser war als die 40 Prozent-Rate, die in einer ähnlichen Gruppe von Patienten beobachtet wurde, die die natürlichen Killerzellen nicht erhalten hatten, wobei die Ergebnisse sich statistisch nicht unterschieden.

Keiner der Patienten hatte eine graft-versus host disease (GVHD), eine schwere, mit der Stammzelltransplantation verbundene Nebenwirkung, die bei der Gabe von Zellen eines Spenders auftritt.

Frau Szmania teilte Myeloma Beacon in einer Email mit, dass eine ähnliche Phase 2-Studie kürzlich gestartet worden ist. Die Studie, die von Dr. van Rhee entworfen wurde und von Dr. Bijay Nair geleitet wird, wird im Laufe der nächsten drei Jahre 30 Patienten rekrutieren.

Für weitere Informationen über die Ergebnisse der Phase 1-Studie, siehe den Artikel im British Journal of Haematology (PdF-Dokument des kompletten Artikels).

Eine klinische Phase 1/2-Studie mit einem zellbasiertem Antikörper-Teilstück-Impfstoff kann Myelom stabilisieren

Im Oktober 2007 berichteten Forscher in Italien über die Ergebnisse einer klinischen Phase 1/2 Studie, die zeigen konnte, dass ein Myelom-Impfstoff sicher ist und eine Antimyelom- Reaktion erzeugt.

Der Impfstoff wurde aus spezifischen M-Protein-Teilen jedes Patienten entwickelt und mit dendritischen Zellen kombiniert. Dendritische Zellen sind Zellen, die für die Aktivierung des Immunsystems verantwortlich sind.

Myelompatienten wurden in die Studie eingeschlossen, wenn sie im Anschluss an die Doppel-Stammzelltransplantation die Erhaltungstherapie nicht vertrugen oder während der Erhaltungsphase progredient wurden.

Insgesamt 15 symptomatische Myelompatienten wurden in die Studie aufgenommen. Die Patienten erhielten fünf Injektionen des Impfstoffs mit zweiwöchigen Zwischenräumen. Wenn eine stabile Krankheitsphase erreicht wurde und genug Impfstoff verfügbar war, wurden die Impfungen im Monatsrhythmus fortgesetzt.

Nach der Immunisierung erreichte ein Patient nach 40 Monaten eine partielle Remission. Nach einem durchschnittlichen Follow-up von 26 Monaten erreichten sieben Patienten eine Stabilisierung der Erkrankung und sieben Patienten hatten eine Krankheitsprogression.

Für weitere Informationen, siehe den Artikel im British Journal of Haematology (PdF-Dokument des kompletten Artikels)

Phase 1 Studie mit zellbasiertem Impfstoff kann Myelom stabilisieren

Im Oktober 2010 veröffentlichten Forscher des Beth Israel Deaconess Medical Center und des Dana Farber Cancer Instituts Ergebnisse einer Phase 1-Studie, die zeigte, dass ein Myelom- Impfstoff zu einer Krankheitsstabilisierung bei der Mehrheit der an der Studie teilnehmenden Myelompatienten mit fortgeschrittener Erkrankung führte (siehe verwandte Nachrichten von Myeloma Beacon).

Die Forscher entwickelten einen Anti-Myelom Impfstoff, indem sie Myelom-Zellen mit dendritischen Zellen kombinierten. Dendritische Zellen sind Zellen, die zur Aktivierung des , Immunsystems beitragen. Wenn er Patienten injiziert wird, stimuliert der Impfstoff das Immunsystem, welches eine Reakion gegen die Krebszellen hervorruft.

Insgesamt 18 Myelompatienten wurden in die Studie eingeschlossen. Nach der Impfung erreichten 61 Prozent der Patienten eine Krankheitsstabilisierung. Die längste Dauer der progressionsfreien Zeit betrug 41 Monate.

Der Impfstoff wurde gut vertragen und führte weder zu verminderten Blutzellwerten oder Autoimmunität. Autoimmunität ist ein Zustand, bei dem das Immunsystem des Patienten die eigenen Zellen und das eigene Gewebe angreift. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Rötungen und Schmerzen an der Impfeinstichstelle.

Die Forscher schlugen vor, dass zukünftige Studien die Anwendung des Impfstoffs bei  Myelompatienten untersuchen sollten, die die Impfung direkt nach der Stammzelltransplantation erhalten.

Für weitere Informationen, siehe bitte den Artikel in der Zeitschrift Blood (Abstract).

Klinische Phase 1/2 Studie zeigt, dass die Myelom-Impfung unwirksam ist und schlecht vertragen wird

Im Oktober 2010 veröffentlichten Forscher der Universität Maryland die Ergebnisse einer klinischen Phase 1/2 Studie, die zeigte, dass eine komplexe Myelom-Impftherapie weder so wirksam noch so sicher wie eine autologe Stammzelltransplantation gefolgt von einer Erhaltungstherapie war.

Insgesamt 56 Myelompatienten wurden in die Studie eingeschlossen. Die Patienten wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe erhielt den Myelom-Impfstoff vor der Stammzelltransplantation, während die andere nur die Transplantation erhielt.

Vor der Stammzelltransplantation erhielt die Hälfte der Patienten eine Reihe von Myelom- Impfungen aus menschlichen Telomerase-Reverse Transcriptase (hTERT) und Survivin Proteinen, die in Myelomzellen überproduziert werden.

Die Leukozyten dieser Patienten wurden gesammelt und zur Zellteilung angeregt, so dass mehr Immunzellen gebildet wurden, um hTERT und Survivin anzugreifen. Die Leukozyten wurden den Patienten zwei Tage nach der Stammzelltransplantation gespritzt.

Die geimpften Patienten hatten ein schlechteres progressionsfreies Überleben im Vergleich zu den Patienten, die die Impfung nicht erhielten. Das progressionsfreie Überleben nach zwei Jahren lag bei 25 Prozent für die geimpften Patienten im Vergleich zu 65 Prozent bei Patienten, die nicht geimpft wurden. Außerdem gab es keinen statistischen Unterschied im Gesamtüberleben zwischen den beiden Gruppen.

Die Forscher schrieben das schlechtere progressionsfreie Überleben in der geimpften Gruppe dem verminderten Einsatz der Erhaltungstherapie im Anschluss an die Transplantation und nicht dem Myelom-Impfstoff zu.

Zusätzlich hatten die Patienten, die die Myelom-Impfungen erhielten, ein größeres Risiko, Durchfall zu bekommen, möglicherweise wegen einer Immunreaktion im Darm nach der Impfung.

Für weitere Informationen, siehe bitte den Forschungsartikel in Blood (Abstract).

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