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Myeloma Morning: Wichtige neue Darzalex-Ergebnisse und mehr über Treanda bei der Stammzelltransplantation

By: Boris Simkovich; Published: April 29, 2016 @ 2:31 pm | Comments Disabled

Liebe Myelomwelt, Ihnen allen einen schönen Samstag.

Wir haben heute über einige gute Nachrichten zu berichten. Es handelt sich dabei auch um wichtige Nachrichten über Darzalex (Daratumumab).

Anfang der Woche wurden einige neue Studienergebnisse veröffentlicht, denen jedoch nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde.

Diese neuen Ergebnisse zeigen, dass die Zugabe von Darzalex zu Velcade (Bortezomib) und Dexamethason das progressionsfreie Überleben bei rezidivierten Myelompatienten wesentlich - einige sagen, sogar drastisch – verlängert. Die neuen Ergebnisse gehen über die Nachrichten, die bereits Ende März bekannt gegeben wurden und über die wir in einer vorherigen Ausgabe von Myeloma Morning berichtet hatten, hinaus. Die Nachrichten im März waren nur qualitativer Natur. Alles, was damals berichtet wurde, war, dass Darzalex das progressionsfreie Überleben bei Zugabe zu Velcade und Dexamethason verlängert und dass der Einfluss statistisch signifikant sei. Das wirkliche Ausmaß der Verbesserung wurde im März nicht bekannt gegeben.

Dieses Ausmaß wurde jetzt bekannt gegeben. Und es ist laut dem medizinischen Berater von Myeloma Beacon Dr. Prashant Kapoor von der Mayo Klinik, der nicht an der Studie beteiligt war, “sehr eindrucksvoll.”

Wir haben weiter unten mehr über die Nachrichten über Darzalex.

Die anderen Nachrichten, die wir gern im heutigen Bericht besprechen möchten, betreffen eine Studie über Treanda (Bendamustin), über die wir schon im Verlauf dieser Woche berichtet haben. Wir beleuchten einige zusätzliche Perspektiven der Studie, von denen wir denken, dass Sie sie interessieren.

Wir haben auch unsere tägliche Liste neuer Myelom-Forschungsstudien. Wir haben jedoch genug im heutigen Bericht mit den Nachrichten von Darzalex und der Studie von Treanda zu besprechen, dass wir die Berichterstattung über andere Studien auf die kommenden Tage verschieben werden.

Neue Ergebnisse von der klinischen Darzalex MMY3004 / CASTOR-Studie

Ende März berichteten wir, dass Darzalex positive Ergebnisse in der klinischen MMY3004 / CASTOR Studie zeigte. Die Studie vergleicht Darzalex, Velcade und Dexamethason mit Velcade und Dexamethason bei Myelompatienten, die mindestens eine Vortherapie hatten.

Was wir Ende März erfahren haben war hauptsächlich qualitativer Natur. Insbesondere erfuhren wir, dass Patienten im Darzalex, Velcade und Dexamethason-Arm der CASTOR-Studie ein längeres progressionsfreies Überleben hatten als Patienten im Velcade und Dexamethason-Arm. Uns wurde auch gesagt, dass der Einfluss von Darzalex statistisch signifikant war. Wir wussten jedoch nicht genau, wie groß der Einfluss war.

Das wissen wir jetzt. Und für Ergebnisse einer klinischen Myelom-Studie ist der Unterschied groß.

In einer Pressemitteilung [1] Anfang dieser Woche gab Genmab, die Firma, die Darzalex ursprünglich entwickelt hat, bekannt, dass ausführliche Ergebnisse der CASTOR–Studie Anfang Juni auf der Jahrestagung der amerikanischen Gesellschaft für klinische Onkologie (ASCO) präsentiert werden. In derselben Pressemitteilung meldete die Firma auch die folgenden wichtigen Ergebnisse:

  • Das mittlere progressionsfreie Überleben für die Patienten, die mit Velcade und Dexamethason behandelt wurden, beträgt 7,2 Monate
  • Das mittlere progressionsfreie Überleben für die Patienten, die mit Darzalex, Velcade und Dexamethason behandelt wurden, ist noch nicht erreicht
  • Die Hazardrate (HR) für das progressionsfreie Überleben beträgt 0,39.

Das Ergebnis der Hazardrate (Gefahrenrate,HR) ist das besonders wichtige Ergebnis der oben aufgeführten Liste.

Die Hazardrate von 0,39 zeigt, dass an einem durchschnittlichen Punkt während der Behandlung diejenigen Patienten, die mit Darzalex behandelt wurden, im Vergleich zu Patienten, die mit Velcade und Dexamethason behandelt wurden, mit nur 39 Prozent Wahrscheinlichkeit einen Krankheitsprogress haben würden.

Eine andere Möglichkeit, die Hazardrate zu erklären, besteht darin, dass man sagt, dass Patienten, die mit Darzalex behandelt wurden, ein um 61 Prozent niedrigeres Risiko als Patienten ohne Darzalex hatten, zu einem gegebenen Zeitpunkt einen Krankheitsprogress zu entwickeln.

Als wir Dr. Kapoor von der Mayo Klinik um seine Meinung zu der 0,39 Hazardrate baten, beschrieb er ihr Ausmass als “beispiellos beim Myelom.”

Dr. Kapoor bemerkte auch, dass das Ergebnis “nicht überraschend ist, da Darzalex die höchste Einzelsubstanzaktivität beim rezidivierten multiplen Myelom gezeigt hat.”

Wie bedeutend sind die Ergebnisse?

Um die 0,39 Hazardrate in den richtigen Zusammenhang zu setzen, betrachten Sie die Ergebnisse der klinischen ASPIRE-Studie. Die Studie untersuchte den Einfluss von Kyprolis (Carfilzomib) bei Zugabe zu Revlimid (Lenalidomid) und Dexamethason bei der Behandlung rezidivierter Myelompatienten.

Es besteht Einigkeit darin, dass Kyprolis in der ASPIRE-Studie sehr gute Ergebnisse erzielte hat. Die Hazardrate (HR) für den Einfluss auf das progressionsfreie Überleben in dieser Studie betrug 0,69 (Volltext [2], auf Englisch).

Die Ergebnisse waren für Empliciti (Elotuzumab) in der ELOQUENT-2 Studie ähnlich. Diese Studie prüfte den Einfluss von Empliciti bei Zugabe zu Revlimid und Dexamethason bei rezidivierten Myelompatienten. Die HR für den Einfluss von Empliciti auf das progressionsfreie Überleben betrug 0,70 (Volltext [3], auf Englisch).

Also haben Kyprolis und Empliciti das Risiko eines Krankheitsprogresses um ungefähr 30 Prozent reduziert, während Darzalex dieses Risiko um ungefähr 60 Prozent reduzieren konnte.

Dieser Unterschied in der Wirkung auf den Krankheitsprogress macht die Bedeutung von Darzalex als ein besonders wirksames Myelommedikament deutlich.

Hier bei Myeloma Beacon schätzen wir zurzeit, dass das progressionsfreie Überleben der Darzalex-behandelten Patienten in der CASTOR-Studie 10 oder 11 Monate länger sein könnte als das 7,2 Monate betragende progressionsfreie Überleben der Patienten in der Studie, die nicht mit Darzalex behandelt wurden.

Warum haben diese Ergebnisse nicht mehr Aufmerksamkeit bekommen?

Die neuen Darzalex-Ergebnisse konnten, so wie sie veröffentlicht wurden, leicht übersehen werden.

Sie befanden sich in einer Pressmitteilung über eine Zusammenfassung, die auf der ASCO-Jahrestagung präsentiert wird. Solche Pressemitteilungen enthalten selten Informationen, die nicht bereits öffentlich bekannt sind. Tatsächlich bitten Konferenzveranstalter normalerweise die Vortragenden und Firmen, Forschungsergebnisse nicht zu veröffentlichen, bevor die wissenschaftlichen Zusammenfassungen nicht veröffentlicht sind.

Myeloma Beacon nimmt an, dass Genmab aufgrund finanzieller Auflagen in seinem Heimatland Dänemark dazu gezwungen ist, die Darzalex CASTOR-Daten zu veröffentlichen, sobald das Unternehmen davon in Kenntnis gesetzt wurde. Der Grund dafür ist, dass die CASTOR-Ergebnisse als so wichtig für die finanzielle Situation das Unternehmen angesehen werden, dass es illegal für das Unternehmen sein könnte, die Informationen den Anlegern vorzuenthalten.

Mehr über Treanda bei der autologen Stammzelltransplantation

In der letzten Dienstagsausgabe von Myeloma Morning [4] haben wir über eine Studie von italienischen Forschern über den Einsatz von Treanda während der Stammzelltransplantation berichtet.

Teilnehmer an der italienischen klinischen Studie waren neu diagnostizierte Myelompatienten, die die autologe Tandem-Stammzelltransplantation als einen Teil ihrer initialen Behandlung hatten.

Für ihre erste Transplantation erhielten die Patienten das normale hochdosierte Melphalan als Chemotherapie während des Transplantationsprozesses. Während der zweiten Transplantation erhielten die Patienten jedoch eine Kombination aus Melphalan und Treanda als Chemotherapie.

Die Kombination aus Melphalan und Treanda hat sich als wirksam erwiesen und ist auch gut vertragen worden. “Auf der Grundlage ihrer Ergebnisse”, haben wir in unserem vorherigen Bericht über die Studie geschrieben, “schließen die italienischen Forscher, dass Treanda plus Melphalan als Konditionierungstherapie für die zweite Transplantation in Myelompatienten möglich ist. Sie fügen hinzu, dass ihre Studie weiteren Phase 3-Studien mit dieser Kombinationsstrategie den Weg ebnen kann.”

Seit unserem ersten Bericht über die Treanda -Studie haben wir versucht, andere Meinungen über den Artikel zu bekommen, zum Teil, weil es regelmäßig Studien gibt, die untersuchen, ob es eine gute Idee ist, die Hochdosis-Chemotherapie vor der Stammzelltransplantation “zu optimieren”.

So haben wir den Myelom- und Transplantationsspezialisten Dr. Mohamad Mohty, den derzeitigen Präsidenten der europäischen Gesellschaft für Blut- und Knochenmarkstransplantation (EBMT),  kontaktiert. Dr. Mohty ist Hämatologie-Professor und Leiter der Abteilung für Hämatologie und Zelltherapie im Krankenhaus von Saint-Antoine und der Universität Pierre & Marie Curie in Paris.

Insbesondere haben wir Dr. Mohty um seine Gedanken zu der Treanda-Studie und deren Implikationen gebeten. Folgendes hat er uns mitgeteilt:

“Obwohl die Autoren der Treanda-Melphalan-Studie gefunden haben, dass die Kombination sicher ist, bin ich ein bisschen skeptisch wegen des Risikos einer zusätzlichen Toxizität aufgrund der Kombination zweier alkylierender Substanzen in der alltäglichen Praxis außerhalb einer klinischen Studie.

“Die Hochdosis-Melphalan-Therapie ist der Therapiestandard in diesem Setting. Frühere Studien, die mehr als 15 Jahre zurückliegen, haben keinen zusätzlichen Vorteil für die Kombination von Melphalan mit einer anderen Substanz (wie Ganzkörperbestrahlung) wegen des Risikos einer kumulativen Toxizität gefunden.“

“In den letzten Jahren weisen retrospektive Daten darauf hin, dass Melphalan und Busulfan eine attraktive neue Kombination sein könnte. Und doch sind wir wieder mit dem Risiko einer zusätzlichen Toxizität konfrontiert.“

“Im Moment ist die autologe Stammzelltransplantation mit Hochdosis-Melphalan als Konditionierung ein sicheres Verfahren, das häufig sogar ambulant durchgeführt wird. Jeder andere Kombination mit Melphalan erfordert einen Krankenhausaufenthalt des Patienten - mit all den verbundenen Folgen.“

“In einem Zeitalter mit so vielen neuen Myelomtherapien möchten die meisten Spezialisten (einschließlich mir selbst) gern bei Melphalan als Konditionierungstherapie bleiben und die Konsolidierungs- und Erhaltungstherapie nach der Stammzelltransplantation – und nicht die Konditionierungstherapie - zur Krankheitskontrolle verwenden.”

Neue Forschungsartikel über das multiple Myelom

  1. Belaidia, N. et al., “Hypercalcemia and elevated concentration of vitamin D: A case report too easy to be true” in Clinica Chimica Acta, April 16, 2016 (Zusammenfassung [5]; auf Englisch)
  2. De Veirman, K. et al., “Induction of miR-146a by multiple myeloma cells in mesenchymal stromal cells stimulates their pro-tumoral activity” in Cancer Letters, April 18, 2016 (Zusammenfassung [6]; auf Englisch)
  3. Ghasemi, M., et al., “Expression profile of the individual genes corresponding to the genes generated by the cytotoxicity experiments of bortezomib in multiple myeloma” in the Turkish Journal of Hematology, April 18, 2018 (Zusammenfassung [7]; auf Englisch)
  4. Harada, T. et al., “Histone deacetylase inhibitors in multiple myeloma: from bench to bedside” in theInternational Journal of Hematology, April 20, 2016 (Zusammenfassung [8]; auf Englisch)
  5. Hossain, N. M. et al., “T-cell receptor-engineered cells for the treatment of hematologic malignancies” inCurrent Hematologic Malignancy Reports, April 19, 2016 (Zusammenfassung [9]; auf Englisch)
  6. Imai, Y. et al., “Histone deacetylase inhibitor panobinostat induces calcineurin degradation in multiple myeloma” in JCI Insights, April 21, 2016 (Volltext [10]; auf Englisch)
  7. Jaruvongvanich, V. et al., “An unusual cause of altered mental status in multiple myeloma: an extraosseous manifestation” in the Hawaii Journal of Medicine and Public Health, April 20, 2016 (Volltext [11] PDF; auf Englisch)
  8. Lisenko, K. et al., “Comparison between intermittent and continuous spectra optia leukapheresis systems for autologous peripheral blood stem cell collection” in the Journal of Clinical Apheresis, April 20, 2016 (Zusammenfassung [12];auf Englisch)
  9. Manier, S. et al., “Cell autonomous and microenvironmental regulation of tumor progression in precursor states of multiple myeloma” in Current Opinion in Hematology, April 20, 2016 (ZUsammenfassung [13]; auf Englisch)
  10. Ray, A. et al., “A novel alkylating agent Melflufen induces irreversible DNA damage and cytotoxicity in multiple myeloma cells” in British Journal of Haematology, April 20, 2016 (Zusammenfassung [14]; auf Englisch)
  11. Saba R., Saleem N., Peace D., “Long-term survival consequent on the abscopal effect in a patient with multiple myeloma” in the BMJ Case Reports, April 20, 2016 (Zusammenfassung [15]; auf Englisch)
  12. Scott, K. et al., “Bortezomib for the treatment of multiple myeloma” in the Cochrane Database of Systematic Reviews, April 20, 2016 (Zusammenfassung [16]; auf Englisch)
  13. Stockwin W., Johnson P., Vajpayee N., “Immunohistochemical expression of mTOR in multiple myeloma: retrospective analysis of 31 cases, a clinicopathological study” in the Annals of Clinical and Laboratory Sciences, March/April 2016 (Zusammenfassung [17]; auf Englisch)

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[1] Pressemitteilung: https://myelomabeacon.org/pr/2016/04/20/genmab-announces-daratumumab-asco-2016-data/

[2] Volltext: http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1411321#t=article

[3] Volltext: http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1505654#t=article

[4] letzten Dienstagsausgabe von Myeloma Morning: https://myelomabeacon.org/news/2016/04/19/myeloma-morning-empliciti-velcade-dexamethasone-treanda/

[5] Zusammenfassung: http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0009898116301383

[6] Zusammenfassung: http://www.cancerletters.info/article/S0304-3835(16)30259-2/abstract

[7] Zusammenfassung: http://www.tjh.com.tr/jvi.aspx?pdir=tjh&plng=eng&un=TJH-98105

[8] Zusammenfassung: http://link.springer.com/article/10.1007/s12185-016-2008-0

[9] Zusammenfassung: http://link.springer.com/article/10.1007%2Fs11899-016-0327-0

[10] Volltext: http://insight.jci.org/articles/view/85061

[11] Volltext: http://www.hjmph.org/HJMPH_Apr16.pdf

[12] Zusammenfassung: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/jca.21463/abstract

[13] ZUsammenfassung: http://journals.lww.com/co-hematology/Abstract/publishahead/Cell_autonomous_and_microenvironmental_regulation.99476.aspx

[14] Zusammenfassung: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/bjh.14065/abstract

[15] Zusammenfassung: http://casereports.bmj.com/content/2016/bcr-2016-215237

[16] Zusammenfassung: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/14651858.CD010816.pub2/abstract

[17] Zusammenfassung: http://www.annclinlabsci.org/content/46/2/125.abstract

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