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Medikamenteninduzierte periphere Neuropathie bei multiplen Myelompatienten - Teil 2: Behandlung

By: Howard Chang; Published: April 13, 2012 @ 1:00 pm | Comments Disabled

Eine Gruppe von Myelomexperten von der internationalen Myelomarbeitsgruppe veröffentlichte vor kurzem einen Bericht von Behandlungsstrategien für die medikamenteninduzierte periphere Neuropathie bei Patienten mit multiplem Myelom.

Dieser Beacon-Artikel, der zweite in einer dreiteiligen Reihe, fasst die Empfehlungen der Experten für die Behandlung der medikamenteninduzierte periphere Neuropathie zusammen.

Der erste Artikel [1] dieser Reihe beschreibt die periphere Neuropathie und fasst die Symptome der medikamenteninduzierten Neuropathie sowie das Risiko der mit Myelomtherapien verbundenen Neuropathie zusammen. Ein dritter Artikel wird Empfehlungen zur Vermeidung der peripheren Neuropathie sowie zukünftige Schritte zum besseren Management zusammenfassen.

Die Autoren dieses Berichtes geben zu, dass es nur wenig Daten bezüglich der Behandlung der medikamenteninduzierten peripheren Neuropathie speziell für Myelompatienten gibt.

Deshalb ist die Herabsetzung der Medikamentendosis zurzeit der "Goldstandard", wenn es darum geht, Myelompatienten mit Velcade- oder Thalidomid-induzierter peripherer Neuropathie zu behandeln.

Velcade

Aufgrund der Ergebnisse mehrerer Phase 2-Studien sind Richtlinien der Dosismodifizierung für das Management der Velcade-induzierten peripheren Neuropathie entwickelt worden. Diese Richtlinien wurden auch in die Arzneimittelinformation für Velcade aufgenommen.

Die Richtlinien legen fest, dass Patienten, die eine milde periphere Neuropathie ohne Schmerzen oder Funktionsverlust entwickeln, die Therapie unter Beibehaltung der Velcade-Dosis fortsetzen sollten,

Patienten, die eine milde periphere Neuropathie mit Schmerzen oder eine mittelgradige periphere Neuropathie entwickeln, sollten ihre Velcade Dosis auf 1,0 mg/m2 reduzieren.

Patienten, die eine mittelgradige periphere Neuropathie mit Schmerzen oder eine schwere periphere Neuropathie entwickeln, sollten die Velcadetherapie unterbrechen, bis sich ihr Zustand verbessert hat. Dann sollten sie Velcade mit einer reduzierten Dosis von 0,7 mg/m2 und einmal wöchentlicher Gabe fortführen.

Patienten mit einer lebensbedrohlichen peripheren Neuropathie sollten die Velcadetherapie absetzen.

In ihrem Bericht einigten sich die Experten auch über spezielle, evidenzbasierte Dosis-Modifizierungsrichtlinien für das Management von Velcade-induzierter peripherer Neuropathie.

"Das ist ein Vorschlag, der auf vorhandenen Richtlinien beruht, um die Rolle von Therapiekombinationen und die Etablierung der wöchentlichen Velcadegabe zu reflektieren." kommentierte der leitende Autor des Berichtes Dr. Paul Richardson vom Dana Farber Cancer Institute in Boston.

Diese Konsensusrichtlinien legen fest, dass Patienten, die eine milde oder mittelgradige periphere Neuropathie entwickeln, Velcade entweder einmal pro Woche oder mit einer reduzierten Dosis erhalten sollten. Patienten, die bereits Velcade einmal pro Woche erhalten, sollten ihre Dosis weiter reduzieren oder die Behandlung zeitweise unterbrechen und sie dann mit einer reduzierten Dosis wieder aufnehmen, sobald sich ihr Zustand gebessert hat.

Patienten, die eine mittelgradige periphere Neuropathie mit Schmerzen, eine schwere oder lebensbedrohliche periphere Neuropathie haben, sollten Velcade absetzen.

Außerdem stellten die Experten fest, dass es Patienten besser gehen kann, wenn sie von intravenösem Velcade auf subkutanes Velcade umstellen.

"[Subkutanes Velcade] ist deutlich weniger neurotoxisch, reduziert die Gesamtrate an peripherer Neuropathie um 50 Prozent und scheint ebenso wirksam zu sein wie die Gabe von intravenösem Velcade. Jedoch ist es nicht ganz nebenwirkungsfrei, einschließlich der Hautreaktionen," sagte Dr. Richardson

"Deshalb sind Strategien zur Reduzierung der peripheren Neuropathie bei der Gabe von intravenösem Velcade sehr wichtig." fügte er hinzu.

Thalidomid

Zurzeit gibt es keine offiziellen Dosis-Modifizierungsrichtlinien für die Thalidomid-induzierte periphere Neuropathie.

Für Patienten mit einer milden peripheren Neuropathie empfehlen die Experten, die Thalidomid-Dosis zu halbieren.

Sie empfehlen weiter, dass Patienten mit einer gemäßigten peripheren Neuropathie ihre Behandlung unterbrechen, bis sich der Zustand bessert. Dann können Patienten mit der Hälfte ihrer ursprünglichen Thalidomid-Dosis fortfahren.

Die Experten wiesen darauf hin, dass die Thalidomidbehandlung bei Patienten mit einer schweren oder lebensbedrohenden peripheren Neuropathie, nach gegenwärtiger klinischer Praxis, unterbrochen werden sollte.

Andere Behandlungsmaßnahmen

Mehrere Studien haben positive Ergebnisse bei der Behandlung der Chemotherapie-induzierten peripheren Neuropathie gezeigt. Jedoch sind diese Behandlungen noch nicht bei Patienten, die eine Anti-Myelom-Therapie erhalten, getestet worden.

Laut Experten werden im Allgemeinen Antiepileptika wie Gabapentin und Lyrica sowie Antidepressiva wie Amitriptylin und Cymbalta für die Behandlung der medikamenteninduzierten peripheren Neuropathie verwendet.

Außerdem hat die Aminosäure Acetyl-L-Carnitin Wirksamkeit bei der Behandlung der medikamenteninduzierten peripheren Neuropathie gezeigt.

Neue Studien haben auch viel versprechende Ergebnisse für die Behandlung mit Hautcremes gezeigt, die Baclofen, Amitriptylin und Ketamin enthalten.

Eine andere Studie zeigte, dass Mentholcreme bei der Behandlung eines Patienten mit der Velcade-induzierten Neuropathie wirksam war.

Die Experten warnten Ärzte, die Behandlungen für Myelompatienten mit medikamenteninduzierter periphere Neuropathie verschreiben, dass sie den bestehenden Dosierungsplan der Patienten beachten sollten. Die Wirksamkeit der potenziellen Behandlungen für die periphere Neuropathie könnte beeinträchtigt werden, wenn der Patient weiterhin dieselbe Dosis an neurotoxischen Anti-Myelom Medikamenten zu sich nimmt.

Für weitere Informationen, siehe bitte den Artikel in der Zeitschrift Leukemia [2] (Auszug).


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[1] erste Artikel: https://myelomabeacon.org/deutsch/2012/04/11/medikamenteninduzierte-periphere-neuropathie-bei-multiplem-myelom-teil-1-worum-handelt-es-sich-und-wer-ist-gefahrdet/

[2] Leukemia: http://www.nature.com/leu/journal/vaop/ncurrent/full/leu2011346a.html

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