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Meinungsverschiedenheiten scheinen sich bezüglich der Revlimid-Erhaltungstherapie zu entwickeln

By: The Myeloma Beacon Staff; Published: February 9, 2011 @ 4:11 pm | Comments Disabled

Meinungsverschiedenheiten scheinen sich zwischen Myelom-Forschern bezüglich einer möglichen Verbindung zwischen dem langfristigem Revlimid-Gebrauch und dem Auftreten von sekundären Malignomen zu entwickeln.

Viele Forscher sind der Meinung, dass die gegenwärtige Kontroverse keine Änderung in der Anwendung von Revlimid (Lenalidomid) in der Myelomtherapie rechtfertige. Andere Forscher glauben jedoch, dass die Kontroverse wichtige Fragen aufwirft, die den vorsichtigeren Einsatz des Medikamentes rechtfertigen.

Sorgen über eine potentielle Verbindung von Revlimid mit sekundären Malignomen tauchten zuerst auf der Jahresversammlung der American Society of Hematology im Dezember auf. Auf diesem Treffen wurden Ergebnisse von drei Studien, der CALGB 100104-Studie, der IFM 2005-02-Studie und der MM 015-Studie präsentiert, die höhere Raten der Zweitmalignome in den Studienarmen mit der langfristigen Revlimid-Therapie zeigten als in den anderen Armen.

Diese Sorgen wurden letzte Woche verstärkt, als berichtet wurde, dass sich die Studienleiter der IFM-Studie entschieden haben, die Revlimid-Therapie in dieser Studie zu stoppen (siehe ähnliche Nachrichten von Myeloma Beacon).

Seitdem weisen die Aussagen von führenden Wissenschaftlern, einschließlich denjenigen, die an den drei langfristigen Revlimid Therapie-Studien beteiligt sind, darauf hin, dass die Myelom-Forschungsgemeinschaft sich in zwei Lager teilt.

In dem einen Lager sind diejenigen Forscher vertreten, die glauben, dass die Studien-Ergebnisse weitere Untersuchungen erfordern, aber die ebenfalls der Meinung sind, dass die Ergebnisse eine unmittelbare Änderung im Gebrauch von Revlimid in der Myelom-Therapie nicht rechtfertigen.

Vertreter dieser Auffassung schließen zum Beispiel die Wissenschaftler ein, die die CALGB 100104-Studie leiten. Der Studienleiter, Dr. Philip McCarthy vom Roswell Park-Krebs-Institut gab letzte Woche bekannt, dass es zurzeit keine Pläne gibt, die Revlimid-Dosierung in der Revlimid- Erhaltungsstudie der kooperativen Gruppe zu verändern (siehe ähnliche Nachrichten von Myeloma Beacon).

In seiner Erklärung gegenüber Myeloma Beacon über die Entscheidung der Gruppe, die Revlimid-Dosierung unverändert fortzusetzen, sagte Dr. McCarthy, dass "es nicht genug Daten gibt, um eindeutig zu sagen zu können, dass [Revlimid] mit einer unzumutbaren Zunahme von soliden Tumoren oder hämatologischen Krebserkrankungen verbunden ist."

Dr. Bijay Nair von der Universität Arkansas für Medizinische Wissenschaften sagte heute ebenso gegenüber Myeloma Beacon, dass er seine Ansichten bezüglich der langfristigen Revlimid Therapie nicht geändert hat. "Wir setzen die Verwendung von Revlimid für die Erhaltungstherapie fort," sagte Dr. Nair, "weil der Vorteil von Revlimid überwiegt. Die Verringerung der Gefahr eines Myelomrezidivs scheint die kleinere Gefahr gegenüber dem Auftreten eines sekundären Malignoms zu sein."

Die Anmerkungen von Dr. Nair spiegeln die eines führenden Myelomexperten, der gestern von Analytikern an Citigroup Capital Markets interviewt wurde, wider. In einem Bericht, der dieses Interview zusammenfasst, schrieb Citigroup:

"Auf Grundlage der verfügbaren Daten von den IFM-, CALGB-, und MM 015-Studien glaubt unser [Meinungsführer], dass die sekundären Malignitätsraten innerhalb von historischen, bisher bekannten Raten lagen. Er weist jedoch darauf hin, dass mehr Daten in einer größeren Patientengruppe erforderlich sind, um ein abschließendes Urteil zu fällen. Er erwähnte auch, dass es zurzeit keine Unterschiede bzgl. der sekundären Malignome in den Studien gibt, die Revlimid in Kombination mit niedrig dosiertem Dexamethason prüfen. So können die in den vorliegenden Phase 3-Studien beobachteten Unterschiede an Melphalan [Alkeran] liegen. Melphalan ist ein Medikament, das bekannt dafür ist, neue Malignome zu verursachen, und es wurde in Kombination mit Revlimid in diesen Studien verwendet."

Der Citigroup-Bericht sagte auch, dass dieser Meinungsführer glaubt, dass die kürzlich getroffene IFM-Entscheidung, die Revlimid-Therapie in der Revlimid Erhaltungsstudie zu stoppen, "konservativ war" und "auf eine genauere Untersuchung der Medikamenten-Sicherheit in Frankreich zurückzuführen sein kann, die durch das Diabetesmedikament Mediator verursacht wurde, da es intensiv als off-Label Medikament zur Gewichtsabnahme eingesetzt und mit Herztoxizität und Todesfällen in Zusammenhang gebracht wurde. Diese Kontroverse wurde Mitte Januar als Hauptthema in der französischen Zeitung Le Figaro präsentiert."

Im anderen Lager von Myelom-Forschern sind diejenigen vertreten, die der Meinung sind, dass die neuen Studiendaten genauer untersucht werden sollten, aber die auch glauben, dass die Daten Tendenzen offenbaren, die es vorläufig rechtfertigen, Revlimid sehr vorsichtig in der langfristigen Therapie einzusetzen. Die "Vorsicht ist angebracht" Maxime im Umgang mit der Revlimid-Therapie ist besonders berechtigt bei Patienten, die Stammzelltransplantationen erhalten haben, glauben diese Forscher.

Die Studienleiter der IFM-Studie scheinen in dieses zweite Lager von Myelomforschern zu fallen. Berichte, die auf Interviews mit den IFM-Forschern basieren, zeigen, dass die Entscheidung, Revlimid zu stoppen durch die Sorge gesteuert wurde, dass Revlimid das Vorkommen der Zweitmalignome bei den Patienten merklich vergrößern kann, die das Medikament länger als zwei Jahre eingenommen haben.

Da die IFM-Forscher Berichten zufolge auch der Meinung sind, dass der Hauptwirkung von Revlimid in den ersten 12 bis 24 Monaten der Behandlung liegt, fanden sie es nicht angemessen, Revlimidbehandlung fortzusetzen, da alle Patienten im Revlimid-Arm ihrer Studie seit mindestens zwei Jahren behandelt worden waren.

Ein anderer Myelom Meinungsführer hat Myeloma Beacon gesagt, dass er auch glaubt, dass Vorsicht bezüglich der langfristigen Revlimid Therapie angebracht ist. Anfang der Woche erzählte Dr. S. Vincent Rajkumar von der Mayo Klinik Myeloma Beacon:

"Vor der Entdeckung der Zweitmalignome sagte ich, dass die Posttransplantationserhaltungstherapie mit Lenalidomid [Revlimid] von unbewiesenem Wert war, da kein Vorteil im Gesamtüberleben gezeigt werden konnte. Die Entdeckung der Zweitmalignome bestätigt meine Position, dass das progressionsfreie Überleben kein guter Endpunkt für Erhaltungsstudien ist. Ich kann die Routine-Lenalidomid Erhaltung im Anschluss an die Stammzelltransplantation in der klinischen Praxis nicht empfehlen."

Die Aussage von Dr. Rajkumar unterstreicht eine Schlüsselsorge unter den Forschern im zweiten, "Vorsicht ist angesagt" Lager von Myelom-Forschern. Diese Forscher stellen die Nutzung von Revlimid als langfristige Therapie nicht infrage. Tatsächlich betonen viele der Forscher in diesem Lager den bedeutenden Vorteil von Revlimid in der Myelom-Therapie.

Die grösste Sorge besteht jedoch darin, wie lange, bzw. ob eine langfristige Revlimid-Therapie als Erhaltungstherapie bei Patienten, die eine Stammzelltransplantationen hinter sich haben, überhaupt eingesetzt werden sollte. Für Patienten, die keine Stammzelltransplantation erhalten haben, besteht diese Sorge an diesem Punkt für die Revlimid-Langzeittherapie nicht.

Die IFM-Forscher scheinen zu glauben, dass die Gefahren der Revlimid-Therapie die Vorteile in Posttransplantationspatienten überwiegen, sobald sie Revlimid für 12 bis 24 Monate erhalten haben. Andere Forscher, wie Dr. Rajkumar von der Mayo Klinik, glauben, dass es nicht gerechtfertigt ist, Revlimid als routinemäßige Erhaltungstherapie bei Posttransplantationspatienten außerhalb von klinischen Studien zu geben.

Es ist an diesem Punkt nicht klar, wie groß die beiden Lager von Myelom-Forschern sind. Qualitativ scheint es im Moment mehr Aussagen von Mitgliedern aus dem "Kein Grund zur Beunruhigung"-Lager zu geben.

Ein deutliches Zeichen dafür, dass die zwei Lager existieren, und dass keines der Lager deutlich grösser ist als das andere, könnte etwas sein, was bisher noch nicht geschehen ist.

Anfang dieser Woche erfuhr Myeloma Beacon aus mehreren Quellen, dass am Montag eine Konsenserklärung der Internationalen Myeloma Arbeitsgruppe bezüglich der Revlimid-Zweitmalignom-Kontroverse veröffentlicht werden könnte.

Bis jetzt ist noch kein solches Konsenspapier erschienen.


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