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Entdeckung sich schnell teilender Plasmazellen kann zu einer gezielten Behandlung bei Patienten mit multiplem Myelom führen
By: Melissa Cobleigh; Published: November 1, 2010 @ 4:59 pm | Comments Disabled
Eine neue Studie hat gezeigt, dass es möglich ist, aufgrund der Anwesenheit sich schnell teilender oder proliferierender Krebszellen Myelompatienten mit einer schlechten Prognose zu erkennen. Die Klassifizierung von sich schnell teilenden Myelomzellen als prognostischer Faktor könnte dazu beitragen, dass diese Patienten eine gezielte Behandlung erhalten, insbesondere, wenn antiproliferative Medikamente eingesetzt werden können.
"Seit längerem ist bekannt, dass Proliferation ein nachteiliger prognostischer Faktor beim Myelom darstellt, aber es ist ziemlich mühsam, es im Labor zu messen, und wird deswegen in den großen europäischen Studien-Gruppen nicht routinemäßig gemessen," erklärte Dr. Dirk Hose, leitender Autor der Studie im Gespräch mit Myeloma Beacon. Seine Studie zeigte, dass das sogenannte „gene expression profiling“ Verfahren helfen könnte, Patienten mit schnell wachsenden Plasmazellen zu erkennen.
Faktoren, die zurzeit verwendet werden, um Myelompatienten basierend auf die Krankheitsprognose einzuteilen, beinhalten das internationale Staging System (ISS), Beta 2 Mikroglobulin, Laktatdehydrogenase (LDH) und chromosomale Abnormitäten.
Das ISS wird verwendet, um die Krankheit von Patienten in Stadium I, Stadium II oder Stadium III einzuteilen. Jedem Stadium wird eine mittlere Überlebenszeit zugeordnet. Stadium I hat eine mittlere Überlebenszeit von 62 Monaten, Stadium II von 44 Monaten und Stadium III von 29 Monaten (siehe ähnliche Nachrichten von Myeloma Beacon).
Der ISS beruht in erster Linie auf dem Serum-Beta 2 Mikroglobulin-Test. Hohe Niveaus des Betas-2-Mikroglobulins, ein auf der Oberfläche von Leukozyten gefundenes Protein, zeigen einen größeren Krankheitsfortschritt an (siehe ähnliche Nachrichten von Myeloma Beacon).
Die Messung des LDH-Serumspiegels ist ein anderer routinemäßig durchgeführter Bluttest. LDH ist ein Molekül, das ins Blut freigesetzt wird, wenn Gewebe im Körper beschädigt wird. Höhere LDH-Spiegel zeigen eine schlechtere Prognose an (siehe ähnliche Nachrichten von Myeloma Beacon).
Das multiple Myelom ist auch mit chromosomalen Abnormitäten assoziiert, die sich bei Progression der Erkrankung entwickeln. Insbesondere die chromosomalen Abnormitäten del (13), t (4; 14), oder del (17p) sind mit einer schlechteren Prognose bei traditioneller Chemotherapie verbunden (siehe ähnliche Nachrichten von Myeloma Beacon ).
Das schnelle Zellwachstum wurde bisher nie als ein prognostischer Faktor in einer großen Patientenstudie verwendet, weil angenommen wurde, dass die herkömmlichen prognostischen Faktoren, die oben beschrieben sind, genügen, um sämtliche Prognose-Gruppen ausreichend zu beschreiben.
In dieser Studie konnten die Wissenschaftler erstmals zeigen, dass das sogenannte „ gene-expression profiling“ Verfahren verwendet werden kann, um das Wachstum von Zellproben von Myelompatienten in einem klinischen Zusammenhang zu bestimmen. Sie konnten die Wichtigkeit des schnellen Zellwachstums als prognostischen Faktor aufweisen und identifizierten eine Patientengruppe, die möglicherweise bei der Verwendung herkömmlicher prognostischer Faktoren übersehen worden ist.
Zwei Gruppen von jeweils 298 und 345 vorher unbehandelten, neu diagnostizierten Myelompatienten wurden in die Studie aufgenommen. Die Myelomzellproben der Patienten wurden mit Hilfe des „gene-expression profiling“ auf schnelles Zellwachstum untersucht.
In den zwei Gruppen hatten 43,3 Prozent und 39,4 Prozent der Myelom-Zellproben ein höheres Zellwachstum als normale Plasmazellen.
Myelomzellen von Patienten im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung oder Patienten mit den chromosomalen Abnormitäten 1q21 oder del (17p) hatten bedeutend höhere Zellwachstumsraten. Patienten mit Veränderungen des Chromosoms 9, 15, oder 19 hatten jedoch bedeutend niedrigere Zellwachstumsraten.
Das schnelle Zellwachstum hatte in beiden Patientengruppen für das Gesamtüberleben und das ereignisfreie Überleben einen hohen prognostischen Aussagewert und ermöglichte auch eine Risikodifferenzierung. Patienten mit schneller wachsenden Zellen hatten niedrigere ereignisfreie- und Gesamtüberlebensraten und wurden als eine risikoreichere Gruppe betrachtet. Das mit dem schnellen Zellwachstum verbundene Risiko war unabhängig von herkömmlichen Risikofaktoren wie Serum-Beta 2 Mikroglobulin, ISS-Stadium und mit Hochrisiko verbundene chromosomale Abnormitäten.
Die Autoren schlugen aufgrund ihrer Ergebnisse vor, dass die Bestimmung des Zellwachstums im klinischen Alltag verwendet werden sollte. Sie wiesen darauf hin, dass schnelles Zellwachstum ein prognostischer Faktor ist, der eine zielgerichtete und mehr personifizierte Behandlung ermöglichen kann.
Schnelles Zellwachstum kann unter Verwendung anti-proliferativer Medikamente, die die Zellteilung stören, verlangsamt oder gestoppt werden. "Wir hoffen, dass der Einsatz einer zusätzlichen anti-proliferativen Behandlung die nachteilige Prognose von Patienten mit (hoch) proliferativen Myelomzellen überwinden kann." stellte Dr. Hose fest.
Dr. Hose und sein Team entwickeln derzeit einen neuen anti-proliferativen Wirkstoff, bekannt unter dem Namen ELR510444, der, wie man in präklinischen Studien zeigen konnte, beim Myelom aktiv ist. "Wir hoffen, eine Studie der Phase 1/2 im Herbst nächsten Jahres beginnen zu können."
Für weitere Information kann man die Zusammenfassung der Studie auf Englisch in der Zeitschrift Haematologica [1] (pdf) nachlesen.
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[1] Haematologica: http://www.haematologica.org/cgi/reprint/haematol.2010.030296v1
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