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Bristol-Myers Squibb stoppt die Entwicklung von Tanespimycin

By: The Myeloma Beacon Staff; Published: July 22, 2010 @ 11:55 pm | Comments Disabled

Die US-Firma Bristol-Myers Squibb hat die Weiterentwicklung von Tanespimycin, einem neuen Medikament, welches sich in klinischen Studien zur Behandlung des multiplen Myeloms befindet, gestoppt.

In einer Erklärung auf Anfrage von Myeloma Beacon erklärte ein Vertreter von Bristol, dass " Bristol-Myers Squibb nach sorgfältiger Bewertung und Überlegung die Entscheidung getroffen hat, das Entwicklungsprogramm für Tanespimycin, welches sich bereits in Phase III-Studien für die potenzielle Behandlung des multiplen Myeloms befand, einzustellen."

Diese Erklärung wurde von Bristols-Myers herausgegeben, nachdem Myeloma Beacon nach dem Stand des Tanespimycin- Entwicklungsprogramms gefragt hatte.

In einer nachfolgenden Erläuterung an Myeloma Beacon ergänzte Bristol, dass diese Entscheidung eine allgemeine Entscheidung ist, die die gesamte Entwicklungsarbeit an Tanespimycin betrifft - nicht nur die Entwicklungsarbeit, die mit dem Myelom verbunden ist.

Das Unternehmen betonte ebenfalls, dass die Entscheidung über Tanespimycin keine Änderung in den Plänen für Elotuzumab widerspiegelt, ein anderes potenzielles Myelommedikament, das derzeit von Bristol entwickelt wird. In der Erklärung des Unternehmens gegenüber Myeloma Beacon über Tanespimycin heißt es: "Wir bleiben dabei, neue Medikamente zur Behandlung von Patienten mit Myelom zu entwickeln," und gab Information über das laufende Elotuzumab-Forschungsprogramm.

Tanespimycin, auch bekannt als 17-AAG oder KOS-953, gehört einer Klasse von Medikamenten an, die auch Hitzeschock-Protein 90 (Hsp90) Hemmstoffe genannt werden. Forscher sind seit längerem der Meinung, dass Medikamente in dieser Klasse starke Antikrebs-Mittel sein könnten. Jedoch hat kein Hsp90 Hemmstoff klinische Studien erfolgreich abgeschlossen, und keiner ist bis jetzt von der amerikanischen Zulassungsbehörde (FDA) als Krebs-Behandlung genehmigt worden.

Tanespimycin selbst wurde in verschiedenen Krebsarten getestet. Beim Myelom wurde es in erster Linie in der Kombination mit Velcade (Bortezomib) getestet. Die Ergebnisse dieser Studien wurden von Dr. Paul Richardson von der medizinischen Fakultät von Harvard als "sehr vielversprechend beschrieben." In einer E-Mail an Myeloma Beacon ergänzte Dr. Richardson, dass Tanespimycin "anhaltende Aktivität sowie  Ansprechen (bei Velcade-) resistenten Erkrankungen und eine niedrige Nebenwirkungsrate gezeigt hat, was sich besonders an der Reduzierung der peripheren Neuropathie äusserte."

Dr. Richardson war einer der Wissenschaftler in mehreren der Tanespimycin-Studien für das mulitple Myelom. Er sagte zu Myeloma Beacon, dass die Entwicklung des Medikamentes aller Wahrscheinlichkeit nach eingestellt wurde, weil es schwierig ist, Tanespimycin zu erzeugen und das Patent des Medikamentes bald abläuft. Zusammengenommen würden diese Faktoren dazu führen, dass weitere Investitionen in dieses Medikament finanziell nicht zu rechtfertigen sein.

Es gibt jedoch andere Hsp90 Hemmstoffe, die als potenzielle Myelommedikamente getestet werden.  Das japanische Pharma-Unternehmen Kyowa Hakko Kirin testet derzeit den Hsp90 Hemmstoff-KW 2478 in der Kombination mit Velcade in einer Phase 1/2 Myelomstudie. Die schweizerische pharmazeutische Firma Novartis prüft seinen Hsp90 Hemmstoff, AUY922, allein und in der Kombination mit Velcade und Dexamethason, in einer Phase 1-1b/2 Myelomstudie.

Darüber hinaus entwickelt Infinity Pharmaceuticals Retaspimycin (IPI-504), ein sehr ähnliches Medikament verglichen mit Tanespimycin. Obwohl Infinity zur Zeit keine Studien mit seinem Medikament zum Myelom durchführt, könnte die Firma diese Entscheidung angesichts der positiven Studienergebnisse für Tanespimycin beim Myelom revidieren.

Tanespimycin wurde 2008 in Bristols-Myers Squibb`Portfolio an potenziellen neuen Medikamenten aufgenommen, als die Gesellschaft Kosan Biosciences mit Sitz Kalifornien erwarb. Bristol-Myers wurde damals für den Erwerb teilweise kritisiert, weil es den Kapitalanlegern von Kosan mehr als den dreifachen Börsenwert der Firma vor Bristols Akquisition bezahlte.

Die Entscheidung von Bristols-Myers, die weitere Entwicklung von Tanespimycin zu stoppen, wird wahrscheinlich die Kritik des Kosan-Erwerbs wieder entzünden, weil Tanespimycin und seine Absatzmöglichkeiten eine wichtige Rechtfertigung für den Erwerb waren.


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